Tiffany Duo Band 77
seinem kleinen Büro neben der Küche das Anzeigenbusiness erklärt hatte, wobei sie begeisterte Lobpreisungen seines Restaurants einstreute, hatte sie den Auftrag für eine Anzeige in der Tasche.
„Setzen Sie sie in die Sonntagsausgabe", schärfte Mr. Gianetti ihr ein, während er den Auftrag unterschrieb.
„Klar, Mr. Gianetti." Das wundervolle Aroma von Oregano, Knoblauch und Tomatensoße machte Lonnie den Mund wässerig.
„Und, wenn es was bringt, setzen wir sie nächste Woche nochmal rein."
„Es bringt was, Sie werden sehen. Ich werde Sie anrufen, um mich zu vergewissern", versprach Lonnie. Sie steckte den Auftragsblock und das Informationsmaterial ein, stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. Wieder sog sie die verlockenden Küchendüfte ein. „Also dann, Mr. Gianetti." Sie streckte dem kleinen dunkelhaarigen Mann die Hand hin.
„Sie sehen hungrig aus. Und Ihr schweigsamer Freund da drüben auch."
Sam hatte sich während der Aktion im Hintergrund gehalten und Lonnie bei der Arbeit beobachtet. Die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine leicht gespreizt, stand er wie ein Wachsoldat mit unbewegter Miene an der Tür. Lonnie sah kurz hinüber und wurde nervös. Es ärgerte sie, daß Sam sie nervös machte.
„Na, was ist, eh? Hungrig?" fragte Mr. Gianetti.
„Wissen Sie was, Mr. Gianetti?" Um Sam zu beeindrucken, suchte sie nach einem möglichst bildhaften Ausdruck. „Schon dieser Duft genügt, um ein Schwein zum Tanzen zu bringen." Zur Bekräftigung rieb sie sich den Magen.
Mr. Gianetti konnte offenbar nicht viel mit der Redewendung anlangen. Er sah etwas verwirrt aus, antwortete aber mit einem breiten Lächeln. Sam schüttelte nur den Kopf. Er schien halb belustigt und halb schockiert.
„Signore, Signorina, ich lade Sie beide zum Essen ein. Sie sind meine Gäste."
„Oh, das ist sehr nett von Ihnen, aber Mr. Triver hat sicher schon andere Pläne und..."
„Nein, ich habe nichts anderes vor, und wir nehmen Ihre Einladung gern an." Sam kam rasch näher und faßte Lonnie am Arm. „Vielen Dank, Mr. Gianetti."
Wenige Minuten später saßen sie behaglich in einer abgeschiedenen Nische des kleinen Restaurants. Auf dem leinengedeckten Tisch brannte auf einer Chiantiflasche eine Kerze, und aus der Musicbox am Eingang erklang ein gefühlvoller Sinatra-Song.
Als ein junger schwarzhaariger Kellner an ihrem Tisch erschien, sah Lonnie die Gelegenheit gekommen, mit ihrem hochgestochenen Boss quitt zu werden. Diesen Trumpf mußte sie ausspielen!
„Buona sera", begann sie. „Come sta?"
Der Kellner strahlte sie an. „Benissimo! E lei, signorina?"
„Molto bene, grazie", antwortete Lonnie und fuhr auf italienisch fort: „Wir brauchen keine Speisekarte, wenn Sie mein Lieblingsgericht haben... Braciola."
„Certamente, signorina. Und es ist delikat zubereitet", sagte der Kellner in seiner poetischen Muttersprache.
„So wie meine Mama es kochen würde?"
„Aber natürlich!"
„Gut, dann Braciola für uns beide. Und als Vorspeise eine Platte Antipasti. Dann Fettuccine in Sahnesauce."
„Bene. Darf ich Ihnen den Wein des Hauses empfehlen? Es ist ein robuster Roter aus den Abruzzen - daher stammt unsere Familie."
„Sehr gut. Hat Signor Gianetti seinen eigenen Weinkeller?"
„O ja. Alles italienische Weine", sagte der Kellner stolz.
Lonnie merkte es sich. Jede Information über Einkaufsquellen war für sie wertvoll. Nachdem sie noch einige Sätze mit dem Kellner gewechselt hatte, entfernte er sich, und nun konnte sie sich an Sams Staunen weiden. Er starrte sie ungläubig an, und sie mußte sich auf die Lippen beißen, um nicht loszulachen.
„Wieso sprechen Sie so gut italienisch?"
„Meine Mutter war italienischer Abstammung.”
„Ich verstehe. Und Ihr Vater?"
„Mein Pa ist ein absoluter Exot. Texaner." Lonnie grinste. „Daher mein fremdländischer Akzent und meine... unkonventionelle Sprache."
Sam musterte sie leicht irritiert. „Ich habe den Eindruck, es macht Ihnen Spaß, mich zu schocken."
„Tu ich das? Vielleicht sind Sie.., wie soll ich sagen...?"
„Eine gute Zielscheibe?"
„Kann sein. Sie haben etwas an sich, das mich..." Wütend macht, dachte sie. Nein, kribbelig.., oder vielmehr.., verrückt... kopflos.
„Was, Lonnie? Sprechen Sie weiter."
„Nein, ich sollte nicht so mit Ihnen reden."
„Warum nicht?"
Sie schluckte, heftete den Blick auf die kräftigen Arme, die auf dem Tisch ruhten. Seine Hemdsärmel waren noch immer hochgerollt, und sie sah
Weitere Kostenlose Bücher