Tiffany exklusiv Band 0018
lauter. Als er keine Antwort erhielt, zog er die Tür einen Spaltbreit auf. Das Bett war leer.
Niemand war im Zimmer. Die Badezimmertür stand offen, das Licht war ausgeschaltet. Er stand mitten im Zimmer, roch ihr Parfum und war enttäuscht, dass sie etwas ohne ihn unternahm.
„Jetzt pass einmal auf, Alley“, ermahnte er sich laut, während er zur Toilette ging. „Abmachung ist Abmachung.“ Und sie hatten abgemacht, dass sie kommen und gehen konnten, wie es ihnen gefiel. Was interessierte es ihn überhaupt, wo sie war? Er konnte seinen Tag wie geplant durchziehen. Wenn sie ihm dabei über den Weg lief, sollte es ihm recht sein. Wenn sie es nicht tat, sollte es ihm auch recht sein.
Doch als er eine halbe Stunde später frühstückte, hielt er nach Catherine Ausschau und war enttäuscht, als er sie nicht entdeckte. Am Nudisten-Strand fand er sie garantiert nicht, doch dorthin ging er, weil er das vorgehabt hatte.
Etwa zehn Meter vor sich entdeckte er die vertraute Hütte mit dem Spitzdach. Und er musste über das Schild lächeln: NUDISTEN-STRAND-BAR. Er ging hin, um sich ein Handtuch und einen kalten Drink zu besorgen. Derselbe Barmixer wie gestern trocknete Gläser ab und zuckte mit den Schultern rhythmisch zu Reggae aus dem Radio.
Als Jake näher kam, lächelte der Barmixer. „Wie geht’s heute, Mann?“
Jake hielt den Daumen hoch. „Toll, Bernard. Und selbst?“
„Mit jedem Tag besser“, behauptete er und lenkte den Blick zu einem Neuankömmling.
Eine attraktive Blondine lehnte sich neben Jake an die Theke und bestellte eine Bloody Mary. Sie war groß genug, dass die Kante des Holzes genau bis unterhalb der Linie reichte, an der sie gebräunt war und die ihr Oberteil verdeckt hätte – sofern sie eines getragen hätte. Jake sah zu, wie Bernard den Drink mixte, und hielt seinen Blick geradeaus gerichtet. Auch wenn er sich für völlig unbefangen hielt, fiel ihm das doch nicht so leicht, wie er gedacht hatte. Außerdem hatte er noch immer seine Shorts an. Womöglich dachte die Blondine, er wäre zum Gaffen hergekommen.
„Kann ich Ihnen auch was geben, Mann?“ Bernard grinste von einem Ohr zum anderen. Wahrscheinlich war er mit dieser Szene allzu vertraut.
„Ich nehme eine Cola.“
„Kein Problem, Mann.“ Bernard füllte einen Plastikbecher und reichte ihn Jake. Als die Blondine wegging, beugte Bernard sich näher zu ihm und fügte hinzu: „Ich wette, Ihre Bar macht bei Weitem nicht so viel Spaß wie meine.“
Jake lachte. „Da haben Sie recht.“ Er leerte seinen Becher zur Hälfte und suchte sich dann einen leeren Platz.
Catherine rückte die Träger ihres Badeanzugs höher und rieb über die Eindrücke, die auf den Schultern zurückgeblieben waren. Endlich löste sie die Träger und steckte sie in den Badeanzug. Der Stoff war feucht von Schweiß. Sie rollte sich auf den Bauch, und der untere Saum rutschte höher. Als sie ihn wieder tiefer zog, ließ sie ihr Buch fallen.
Vor sich hin brummend fand sie, dass doch etwas dran war, nackt in der Sonne zu liegen. Nachdem sie den Sand von den Seiten gepustet hatte, fand sie die Stelle wieder und wollte weiterlesen, konnte sich jedoch nicht konzentrieren. Endlich steckte sie das Buch in die Tasche zurück und starrte einfach auf den Sand.
Eine winzige Strandkrabbe kam aus einem Loch neben ihrem Kopf. Catherine beobachtete neugierig, wie sie mit einer vertrockneten Beere von einem nahen Baum spielte. Die geschickten Bewegungen der Krabbe faszinierten sie eine ganze Weile.
Als das Tier in seinem Loch verschwand, fühlte Catherine, wie die Rückseite ihrer Beine spannte. Sie griff nach der Sonnencreme, rieb sich ein und ließ ihren Tag Revue passieren. Nach dem Frühstück hatte sie einen langen Spaziergang auf dem Hotelgelände unternommen und ernsthaft über die Zukunft nachgedacht.
Dann Mittag essen, umziehen im Zimmer, schwimmen im Pool und sogar im Meer – alles, ohne mit jemandem auch nur ein Wort zu wechseln. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Für gewöhnlich war sie sehr aufgeschlossen. Doch hier war sie in einem tropischen Paradies, grollte vor sich hin und war auf die ganze Welt wütend, weil ein egoistischer Mann sie verletzt hatte.
Sie steckte die Flasche mit der Sonnencreme in die Tasche zurück, legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Irgendwann bekamen T.J. und Mary Beth noch etwas zu hören. Doch jetzt war es reinste Verschwendung, sich diesen herrlichen Ort vermiesen zu lassen.
Catherine
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