TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Auseinandersetzung keine allzu großen Schrammen davonträgt, hat einen Orden verdient. Übrigens, ich heiße Sam Spivak.“ Er streckte Hannah die Hand entgegen. „Von Fanfare aus Philadelphia. Wir stellen mit Abstand die besten halterlosen Nylonstrümpfe im ganzen Land her.“
„Sehr erfreut, Mr. Spivak.“ Hannah schüttelte ihm die Hand. Es tat gut, in diesem harten Geschäft einen freundlichen Menschen in seiner Nähe zu haben.
Aber Sam Spivak sollte sich darüber hinaus als sehr guter Freund erweisen. Im Verlauf des Tages drängte er all seine Kunden und Bekannten, auch Hannahs Stand zu besuchen und sich ihre Dessous-Entwürfe anzuschauen. Es schien, als würde er absolut jeden in der Branche kennen. Hannah verteilte zahllose Visitenkarten und lernte jede Menge Einzelhändler und Textilhersteller kennen, die sich für ihre Kollektion interessierten.
Es machte nichts, dass nicht sofort Verträge geschlossen wurden. Was zählte, war, dass Hannahs Entwürfe bekannt wurden. Mit der Zeit würden ihre Sachen die Kunden schon von ganz allein überzeugen.
Gegen Mittag war Holt sich des erhofften Bankkredits weniger sicher, als er es bei seiner Ankunft in Chicago gewesen war. Und er begann ernsthaft am Geschäftssinn der Bankleute zu zweifeln, mit denen er es zu tun hatte.
„Mr. Edwards, Sie wissen sicher, dass der Verbrauch von Rindfleisch in den letzten Jahren erheblich gesunken ist“, sagte er.
Ohne aufzusehen, strich sich Rod Edwards einen Klecks Soße auf sein gebratenes Rippchen. Das Restaurant war voller Menschen, die sich zu Geschäftsessen verabredet hatten. Holt hatte das dumpfe Gefühl, bald einen Anfall von Platzangst zu bekommen. Selten hatte er sich so nach seiner Heimat in Montana gesehnt, nach der Prärie, nach den endlosen Weiten, wo man den Blick frei schweifen lassen konnte.
Wenn ich jetzt wenigstens in dem gemütlichen Hotelzimmer sein könnte, dachte er, das Hannah und ich uns teilen. Den ganzen Vormittag hatte er mehr oder weniger erfolgreich versucht, die Gedanken an sie aus seinem Kopf zu vertreiben und sich auf die Gespräche mit den Bankiers zu konzentrieren. Es war immerhin seine Zukunft, die auf dem Spiel stand.
„Ich fürchte, unsere Bank hat noch zu wenig Erfahrung mit der Finanzierung von Büffelfleisch- oder Wildgeschäften“, sagte Edwards. Er trank sein Rotweinglas aus und winkte den Ober heran, um sich ein neues zu bestellen. „Wenn Sie uns vielleicht die Namen anderer Geldinstitute nennen könnten, die schon ähnliche Darlehen gewährt haben, oder uns nachweisen könnten, auf welche Weise Sie solche Kredite schon einmal abbezahlt haben … das wäre schon sehr hilfreich für uns.“
Wenn ich wüsste, bei welcher anderen Bank ich einen Kredit bekommen könnte, wäre ich doch schon längst dorthin gegangen, dachte Holt grimmig. Und würde nicht meine Zeit mit einem Vollidioten wie Edwards verschwenden oder mit einem Kerl wie dem heute Vormittag, der das Darlehen ebenfalls abgelehnt hat! Es schien alles so aussichtslos zu sein. Schon die Bankiers in Montana hatten sein Anliegen samt und sonders zurückgewiesen. Zu viele Ranches hatten Probleme und brauchten Kredite, da hatte man bei den Banken keinen guten Stand.
„Ich versichere Ihnen, gerade die Gourmetindustrie ist ein Zweig mit großer Zukunft, Mr. Edwards“, versuchte er es noch einmal. „Denken Sie nur an Straußenfleisch – ein Steak geht heutzutage im Einzelhandel für mindestens sieben Dollar über den Ladentisch.“
Edwards starrte ihn durch seine dicken Brillengläser an. „Und warum züchten Sie dann keine Strauße?“
Holt holte tief Luft und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Edwards war offensichtlich dämlicher als eine Eintagsfliege, aber er hatte sein Anliegen wenigstens nicht endgültig abgeschmettert. Noch nicht.
„Strauße gedeihen nicht in Gegenden, in denen die Temperaturen unter null Grad fallen“, erklärte Holt so geduldig wie möglich. „Dagegen ist Montana für Büffel und Wild die angestammte natürliche Gegend. Das Fleisch ist ausgesprochen zart, und man könnte auch an die Vermarktung lukrativer Nebenprodukte denken, um zusätzliche Märkte zu erschließen. Haben Sie überhaupt schon einmal einen Rehbraten gegessen, Mr. Edwards?“
„Nein. Ich bin ein typischer Rindfleisch-und-Kartoffeln-Esser. Meine Frau versucht mich ständig dazu zu bringen, mehr Hühnchen zu essen, aber meine Antwort ist immer dieselbe: Wo ist mein Rinderbraten?“
„Die Vereinigung der Rinderzüchter wird
Weitere Kostenlose Bücher