TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Ihnen dafür sicher sehr dankbar sein“, murmelte Holt und starrte Edwards wabbelndes Doppelkinn an, als der über seinen eigenen kleinen Witz lachte. Er nahm eine dünne Aktenmappe aus seiner Tasche. „Ich habe hier einen kompletten Plan für das Projekt aufgestellt, der wirklich funktionieren würde. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie bei Gelegenheit einen Blick darauf werfen könnten.“
„Aber gern. Natürlich muss ich noch mit meinen Partnern sprechen. Es wird ein bis zwei Tage dauern, bis ich Ihnen eine Antwort geben kann“, entgegnete Edwards.
„Verstehe. Ich wohne im Towers Hotel.“
Edwards tunkte die letzten Soßentropfen auf seinem Teller mit einem Stück Brot auf. „Ich melde mich bei Ihnen.“
Besonders begeistert klang er dabei allerdings nicht, fand Holt. Wenigstens kann ich mich auf einen schönen Abend mit Adele freuen, versuchte er sich selbst zu trösten. Dann war der Trip nach Chicago in keinem Fall eine völlige Zeitverschwendung.
Nur dass sich beim Gedanken an Adele ein anderes weibliches Gesicht vor sein inneres Auge schob – das Gesicht einer Frau mit veilchenblauen Augen und honigblondem Haar. Einer Frau, die nur in ein Badetuch gehüllt war und ihn erschrocken anstarrte.
Hannah sah auf ihre Armbanduhr.
Sie hatte es genossen, mit Sam und ein paar seiner Freunde eine Kleinigkeit zu essen, nachdem sie beide ihren Stand auf der Messe geschlossen hatten. Aber nun wollte sie nur noch in ihr Hotelzimmer, schnell unter die Dusche springen und dann wieder aus dem Zimmer verschwinden, bevor Holt mit seiner Freundin Adele auftauchte.
Sie biss die Zähne zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie schon wieder wegen seines geplanten Damenbesuchs wütend wurde. Holt Janson ist ein erwachsender Mann, redete sie sich selbst ins Gewissen, und er kann tun und lassen, was er will. Es steht ihm frei, ein Schäferstündchen mit einer Frau zu verbringen. Wenn es wirklich das ist, was er möchte.
Hannahs Sache wäre das allerdings nicht. Sie würde nie mit einem Mann schlafen, in den sie nicht wirklich verliebt wäre. Und das war bislang einfach noch nicht der Fall gewesen.
Allerdings – gewünscht hatte sie sich schon oft, dass jemand auftauchen würde, in den sie sich verlieben könnte. An manchen lauen Sommerabenden hatte sie draußen auf der Veranda gesessen und sich vorgestellt, dass ein geheimnisvoller Fremder vorbeikäme, ihr Herz im Sturm erobern und sie aus der Monotonie ihres Kleinstadtlebens herausholen würde. Sie liebte ihren Vater und ihre Heimatstadt sehr, aber ein Leben lang in der Eisenwarenhandlung beim Verkauf mitzuhelfen und die Buchhaltung zu führen war nicht gerade der Traum ihrer schlaflosen Nächte. Schließlich durfte selbst ein kleines dummes Mädchen vom Lande große Träume haben, oder nicht?
Sie verabschiedete sich von Sam und eilte die Treppe zu ihrem Zimmer hoch. Es gab kein Anzeichen dafür, dass Holt schon da gewesen war. Hannah stellte ihren Musterkoffer zurück in den Wandschrank, zog sich aus und ging ins Badezimmer hinüber.
„Oh, Mist!“, murmelte sie.
Sie hatte vergessen, den Wartungsdienst wegen der kaputten Toilettenspülung anzurufen. Sie seufzte. Es wäre nicht fair, wenn sie zulassen würde, dass Holt und seine Freundin ständig dem penetranten Tropfgeräusch ausgesetzt wären, während sie …
Nun, sie wollte lieber nicht genau darüber nachdenken, was sie tun würden. Aber es wäre jedenfalls besser, wenn sie die Spülung reparieren ließ, bevor Holts Freundin kam. Sie griff nach dem Telefon auf dem Nachttisch und wählte die Nummer des Wartungsdienstes. Sie ließ es mehrere Male klingeln, aber entweder, die Handwerker waren anderweitig beschäftigt, oder sie waren bereits nach Hause gegangen. Womit das Problem des tropfenden Wassers in der Toilette nicht im Geringsten beseitigt wäre, dachte sie, was sicherlich sehr störend wirken würde, wenn man …
Sie schlüpfte wieder in ihre Kleider und hastete die Treppe hinunter. Vielleicht ließ sich die Sache ja auch anders klären.
Der Mann am Empfang sah nicht so aus, als könnte er ihr eine große Hilfe sein. Hannah zweifelte sogar daran, dass er überhaupt wusste, wie ein Spülkasten von innen aussah. Ohne zu zögern, eilte Hannah in den Hotelkeller hinunter.
Zwar war kein Handwerker zu finden, aber Hannah entdeckte einen Werkzeugkasten, den der Wartungsdienst offenbar unten vergessen hatte. Sie griff sich die nötigen Sachen und dazu ein paar Ersatzteile, die sie auf einem hohen Regal in
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