TIFFANY EXKLUSIV Band 02

dummes kleines Mädchen aus Minnesota auf solch eine geniale Marketing-Idee kommen?“
    An diesen Auftritt wird sich sicher jeder hier im Raum ewig erinnern, dachte Holt bewundernd. Er verkniff sich ein Lachen und schüttelte den Kopf. „Und ich hab mir noch Sorgen gemacht, dass Bubbles von Hemmelrich Ihnen etwas anhaben könnte.“
    „Dazu wird sie vielleicht schon noch Gelegenheit bekommen“, gab Hannah zurück. „Aber wenn ich schon untergehe, dann mit Glanz und Gloria.“
    Diese Frau wird es mal bis ganz nach oben schaffen, schoss es Holt durch den Kopf. „Ziehen Sie sich warm an, Bubbles“, sagte er leise und mit unverhohlenem Stolz. Er tippte Hannah auf die Nasenspitze. „Da ist jemand dabei, Ihnen den Rang als Dessous-Königin abzulaufen.“
    Als Hannah ihre Muster an dem Stand aufbaute, den sie auf der Messe gemietet hatte, hallten Holts ermutigende Worte immer noch in ihrem Kopf wider. Dagegen versuchte sie krampfhaft, nicht daran zu denken, wie er sie geküsst, wie er sie berührt hatte.
    Der Mann nimmt sich heute Abend eine andere Frau mit aufs Zimmer, hielt sie sich selbst vor. Auf unser gemeinsames Zimmer. Eine verflucht attraktive Frau, die wahrscheinlich eine genauso gute Geliebte wie eine clevere Anwältin ist.
    „Ich nehme an, Sie sind Hannah?“
    Hannah zuckte zusammen und starrte die Besitzerin der herrischen Stimme an. „Ja, Madam … Miss von Hemmelrich.“
    Die ältere Dame hielt eine Slip-BH-Kombination mit gemäßigtem Interesse hoch. „Ihr kleiner Auftritt in der Hotellobby heute Morgen war wirklich sehr beeindruckend.“
    „Danke.“ Hannah sah keinen Grund, der gefürchteten Korsett-Königin etwas vorzuheucheln. Einer Bubbles von Hemmelrich konnte man ohnehin nichts vormachen.
    „Der Gag hätte direkt von mir stammen können – vor dreißig, vierzig Jahren.“
    „Ich nehme das als großes Kompliment“, erwiderte Hannah.
    „Sollten Sie lieber nicht. Von Komplimenten kann man sich nichts kaufen. Nur Fakten zählen in unserer Branche, nicht Worte.“ Mit gespieltem Desinteresse sah Bubbles sich ein Spitzenkorsett an. „Woher beziehen Sie die Korsettstäbchen?“
    „Von meinem Lieferanten.“
    Bubbles hob eine Augenbraue. „Wie ich sehe, sind Sie nicht ganz so naiv, wie ich zunächst dachte.“
    „Wenn Sie Interesse haben – ich bin gern bereit, mit Ihnen über Entwurf-Lizenzen zu sprechen“, bot Hannah an.
    „Wir haben hausinterne Designer.“
    „Ja, ich weiß. Aber mir scheint, Ihre hausinternen Designer haben die Sache in letzter Zeit ein wenig auf die leichte Schulter genommen und sind nicht immer auf die Bedürfnisse der jüngeren Generation eingegangen. Heutzutage sind junge Frauen sehr viel sportlicher als früher und wünschen sich mehr Bewegungsfreiheit, und zwar in jeder Lebenslage.“
    Bubbles runzelte verächtlich die Stirn und warf das Korsett zurück auf den Tisch. „Wie scharfsichtig von Ihnen“, sagte sie eisig. „Viele Anfänger sind bei ihrem ersten Besuch auf der Messe sehr von sich überzeugt, aber die meisten müssen schnell lernen, dass die Branche für Einsteiger ein mehr als glattes Parkett ist.“ Sie neigte den Kopf zu einem herablassenden Abschiedsgruß. „Grüßen Sie Ihren Mann von mir. Ich bin sicher, er freut sich, seine kleine Frau bald wieder da zu haben, wohin sie gehört – in der Küche seiner Ranch.“
    „Er ist nicht …“ Hannah hielt inne. Eine Welle der Zornesröte überzog ihre Wangen. Sie hatte sicher nicht vor, sich mit der Korsett-Königin auf eine Diskussion über ihren Familienstand einzulassen – oder über die Tatsache, dass ihr Zimmergenosse im Grunde ein Fremder war. Ich bin für niemanden „seine kleine Frau“, dachte sie wütend, und selbst wenn ich verheiratet sein sollte, würde ich diese Bezeichnung niemals für mich akzeptieren.
    Nicht dass es angesichts ihrer beschränkten Auswahl in Crookston überhaupt wahrscheinlich war, dass sie bald heiraten könnte. Und es spielte im Moment auch keine Rolle. Sie starrte der sich zügig entfernenden Bubbles von Hemmelrich hinterher. Sie wünschte, eines ihrer Korsettstäbchen würde brechen und sie genau an der Stelle stechen, wo …
    „Sie haben sich gegen die Königin wacker geschlagen.“
    Hannah wirbelte zu dem schmalgesichtigen Mann mittleren Alters herum, der den Stand neben ihrem gemietet hatte. Er lächelte, und Hannah lächelte zurück. „Kann ich mir jetzt etwas darauf einbilden?“
    „Und ob. Jeder, der der alten Hexe die Stirn bietet und von einer