TIFFANY EXKLUSIV Band 02
werden. Es ist für einen Neueinsteiger in der Branche nicht gerade förderlich, sich mit ihr anzulegen.“
„Was wir aber gerade getan haben, oder?“
Hannah seufzte. „Tja, der Wecker heute Morgen war wohl nicht die beste Empfehlung.“
„Hey, lassen Sie sich nicht unterkriegen. Wahrscheinlich drückt Miss von Hemmelrichs Korsett, und sie hat deswegen so schlechte Laune.“ Er hob Hannahs Kinn sanft an und schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. „Ihre Entwürfe werden alle vom Hocker reißen, das verspreche ich Ihnen.“
„Ich hoffe wirklich, Sie haben recht.“
Die Art, wie ihre Lippen leicht zitterten, schaltete Holts Verstand für eine Sekunde aus. Er wusste, er war mitschuldig daran, dass der Wecker zu früh losgegangen war, und er wollte tun, was er konnte, um Hannah wegen des schlechten Starts in den Tag zu trösten. Das war der einzige Grund, warum er sich zu ihr beugte und seinen Mund auf ihren presste.
Aber was er dann erlebte, war alles andere als ein tröstender, freundschaftlicher Kuss. Hannahs Mund schmeckte süß und verführerisch wie frisch gepflückte Kirschen, und ihre Lippen fühlten sich mindestens so weich und seidig an wie die Dessous, die sie entwarf.
In seinem Kopf schrillte eine Alarmglocke, und er löste sich rasch wieder von ihr. Es war besser, sich gar nicht erst an diesen unwiderstehlichen Geschmack zu gewöhnen, wenn man frei und ungebunden bleiben wollte. Der fragende Blick aus Hannahs veilchenblauen Augen ließ ihn eine Sekunde lang glauben, sie wäre genauso überrascht über den Kuss wie Holt selbst.
Er nahm nur undeutlich wahr, wie der Fahrstuhl zurückkam und die Metalltüren sich öffneten. Er konnte den Blick einfach nicht von Hannah abwenden. Ihre kleine Zunge schnellte vor, und sie leckte sich rasch die Lippen. Es war nur eine kleine, unbedachte Bewegung, aber Holt spürte, wie sein Körper unwillkürlich darauf reagierte.
„Der Lift ist da“, sagte Hannah, den Blick immer noch auf Holt gerichtet.
Er blinzelte, bemüht, den Bann zu brechen, der ihn bewegungsunfähig gemacht hatte. „Ja.“
In letzter Sekunde schaffte er es, seine Augen abzuwenden und die Hand zwischen die beiden Aufzugtüren zu schieben, bevor sie wieder lautlos zuglitten.
Wortlos fuhren sie gemeinsam hinunter in die Hotellobby.
Holt wusste einfach nicht, was er hätte sagen sollen. Er konnte keine einzigen klaren Gedanken fassen. Es sollte per Gesetz verboten werden, dass Frauen so gut schmecken, dachte er.
Als die Türen wieder aufgingen, marschierte Hannah sofort los, den Musterkoffer, der für einen Augenblick in der Gleitschiene des Lifts steckengeblieben war, mühsam hinter sich herziehend. Die Empfangshalle war voller Geschäftsleute. Sie war schon einige Meter entfernt, bevor Holt es schaffte, sich in Bewegung zu setzen und ebenfalls den Aufzug zu verlassen.
Plötzlich sah er, dass das Schnappschloss von Hannahs Koffer aufgegangen war. Durch den Spalt fielen eins nach dem anderen ihre Musterstücke heraus. Ohne etwas davon zu ahnen, hinterließ Hannah eine verführerische Spur von Spitzendessous.
„Hannah!“ Während er ihr nacheilte, hob Holt ein Teil nach dem anderen auf – pinkfarbene Slips, nachtschwarze Bustiers, ein sündiger Tanga … Um Himmels willen, dachte Holt, so etwas habe ich ja noch nie …
„Nette Art, eine Spur zu legen“, ertönte die Stimme eines Beobachters, und leises Lachen antwortete ihm. Sämtliche Leute in der Hotellobby hatten die Augen auf Holt gerichtet. Oder besser gesagt, auf Hannah.
„Hannah!“, rief Holt wieder und bückte sich, um einen üppigen Gummibusen aufzuheben, der als Präsentationsunterlage für einen leuchtend gelben Spitzen-BH diente und aus dem Koffer gekullert war. „Hannah!“
Endlich blieb sie stehen und drehte sich um. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Oh Gott!“
Das Lachen in der Empfangshalle wurde lauter.
Mit hochrotem Kopf drückte Holt ihr alle Teile in die Hand, die er aufgehoben hatte. „Ich fürchte, Sie haben da ein paar Sachen verloren.“
„Ja.“ Sie blinzelte spitzbübisch. „Sieht so aus, als hätten die Kunden bereits einen kleinen Vorgeschmack auf meine Entwürfe bekommen.“
„Darauf können Sie Gift nehmen.“ Ein plötzlicher Verdacht drängte sich ihm auf, und er musterte Hannah misstrauisch. „Sie haben die Sachen doch nicht etwa absichtlich fallen lassen, oder?“
„Wer, ich?“ Sie warf ihm einen Blick zu, der alles andere als unschuldig war. „Wie in aller Welt sollte ein
Weitere Kostenlose Bücher