TIFFANY EXKLUSIV Band 03
Mann, den er stattdessen sah, war zwar vertraut, aber nie wirklich freundlich gewesen. Phillip, Laurels älterer Bruder, stand bei einer Gruppe und unterhielt sich, den Arm um eine attraktive Frau mit kastanienbraunen Haaren gelegt, die hingerissen zu ihm aufschaute.
Phillip hatte dieselben goldblonden Haare wie seine Schwester, voll und leicht gewellt, nur dass er sie streng zurückgekämmt trug. Seine Augen waren ebenfalls blau, aber heller und kühler, was zu seinem kalten, berechnenden Wesen passte. Im Gegensatz zu Laurel war er stämmig. Schon als Junge hatte er Übergewicht gehabt. Doch als Erwachsener gelang es ihm besser, seinen Körperumfang zu verbergen, besonders heute Abend unter seinem gut sitzenden Anzug.
Seine Bräune, die er sich auf Golfplätzen, Tennisplätzen und Jachten erworben hatte, wurde geschickt durch seine weiße Smokingjacke hervorgehoben. Alles in allem sah er wie ein geschliffener, reicher Junggeselle aus, Erbe des Familienunternehmens, das sein Vater leitete.
Charles hatte Connor gegenüber erwähnt, dass Phillip seit seinem Collegeabschluss vor vier Jahren bei Sutherland Enterprises arbeitete. Zweifellos rechnete er damit, das Unternehmen zu leiten, sobald sein Vater sich zur Ruhe gesetzt hatte. Jeder, der Vater und Sohn kannte, wusste jedoch, dass Phillip nicht mal halb so viel Format hatte wie sein Vater.
Phillip grüßte Connor mit einem Nicken, und Connor fühlte die alte Bitterkeit in sich aufsteigen. Dann wandte sich Phillip wieder seinem Kreis zu und sagte etwas, das alle zum Lachen brachte.
Connor erfasste instinktiv, dass Phillip sich nicht geändert hatte. Ihm war noch nie jemand begegnet, den er mehr verabscheute. Verwöhnt, berechnend und ichbezogen wie Phillip war, hatte er sein Bestes versucht, Connor die ganze Kindheit hindurch das Leben schwer zu machen.
Dabei hätte Connor seine Verachtung noch toleriert, wenn er wenigstens ein bisschen netter zu Laurel gewesen wäre. Doch Phillip schien nicht die geringsten liebevollen Gefühle oder Beschützerinstinkte für seine jüngere Schwester zu besitzen. Im Gegenteil, entweder gab er Laurel die Schuld für seine Schandtaten, oder versuchte sie dazu zu verleiten, seine Sünden zu vertuschen. Wie oft hatte Connor sie vor ihrem eigenen Bruder in Schutz nehmen müssen! Zwischen ihm und Phillip hatte es meistens einen Grund für Streit gegeben. Doch irgendwann zog Connor bei Auseinandersetzungen mit den Fäusten die Grenze.
Nicht, dass er vor Phillip Angst gehabt hätte. Phillip war zwar älter, größer und schwerer gewesen, hatte ihn aber nie besiegen können. Es war immer Phillip gewesen, der mit einer blutenden Nase oder einem blauen Auge nach Hause lief und sich bei seiner Mutter oder seinem Vater über den rüden Sohn des Verwalters ausweinte. Nein, Connor hatte nicht Phillip gefürchtet, sondern den Zorn seines Vaters. Denn kaum etwas konnte Owen Northrup wütender machen, als zu erfahren, dass Connor und Phillip wieder in einen Streit geraten waren.
Owen hatte Connors Freundschaft zu Laurel missbilligt, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er seinem Sohn den Umgang mit ihr verboten. Vermutlich duldete er es nur, weil Charles Sutherland Connor so mochte und ihn für einen guten Einfluss für seine eigenen Kinder hielt.
Owen dagegen war bei seiner Meinung geblieben, dass nichts Gutes dabei herauskommen konnte, wenn sein Sohn sich unter „seine Vorgesetzten“, wie er es nannte, mischte. Außerdem befürchtete er, dass er und seine Frau ihre relativ angenehmen und gut bezahlten Jobs bei den Sutherlands wegen Connors Streitereien mit Phillip verlieren könnten.
Connors Wissen nach hatte Charles Sutherland die Kämpfe der Jungen nie als ernstes Problem betrachtet. Manchmal hatte Connor sogar den Eindruck gehabt, dass Charles hoffte, Phillip würde durch diese Auseinandersetzungen ein paar wertvolle Lektionen lernen.
Um den Zorn seines Vaters zu vermeiden und weil er nicht das Risiko eingehen wollte, Laurel nicht mehr sehen zu dürfen, war Connor oft nicht auf Phillips Provokationen angesprungen. Dafür musste er sich dann Phillips Häme gefallen lassen, als hätte er, Connor, keinen Mut.
Jemand legte Connor eine Hand auf die Schulter und riss ihn unvermittelt aus seinen Erinnerungen.
„Connor! Freut mich, dass du kommen konntest.“
Connor drehte sich um und sah in Charles’freundlich lächelndes Gesicht.
„Amüsierst du dich?“
„Natürlich. Eine wundervolle Party“, erwiderte Connor.
„Na ja,
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