TIFFANY EXKLUSIV Band 03
Miene in den Armen eines anderen angetroffen hätte, hätte er jedenfalls so reagiert.
Connor schaute dem Paar nach, das sich wieder unter die Leute mischte. Dann machte er sich auf die Suche nach einem Drink. Bitterkeit stieg in ihm auf, und er stellte fest, dass er eifersüchtig auf Todd Parson war. Aber welches Recht hatte er dazu? Absolut keines. Allein seine erstaunlich tiefen Gefühle für Laurel, die er gerade wiederentdeckt hatte, schienen ihm das Recht dazu zu geben.
Machte er sich etwas vor, oder war zwischen Laurel und ihm heute Abend etwas ganz Besonderes und Seltenes entstanden? Falls ja, blieb ihnen Zeit genug, es noch vor ihrer Hochzeit zu erkunden?
Welch eine Ironie, dachte er und nahm sich ein Glas Champagner vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners. Er kannte Laurel fast sein ganzes Leben lang. Und jetzt, wo er endlich begriff, was sie ihm bedeutete, war es zu spät. Jetzt gehörte sie einem anderen Mann.
Er sollte ihre Beziehung respektieren. Er hatte stets nach strengen moralischen Regeln gehandelt, selbst als Kind schon, und konnte sich nur schwer vorstellen, gegen diese Regeln zu verstoßen. Jedenfalls hielt er ganz gewiss nicht viel von Männern, die ihre Partnerinnen betrogen oder die Beziehung eines Paares zerstörten. Noch dazu eines Paares, das heiraten wollte.
Dennoch schienen all diese Regeln und Gebote hier nicht zu greifen. Sie schienen nicht auf Laurel und ihn anwendbar zu sein. Denn alle Moral und Tugend dieser Welt konnten nichts an den Gefühlen ändern, die er tief im Herzen empfand. Er kannte den Ausspruch „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“. Doch erst in diesem Moment verstand er den wahren Sinn dieser Worte. Es kam ihm einfach nicht mehr richtig vor, dass sie einen anderen Mann heiratete, ebenso wenig wie es richtig wäre, wenn die Sonne plötzlich im Westen aufginge. Würde er es wagen, Laurel das zu gestehen?
Connor schüttelte den Kopf und leerte sein Glas. Sie brauchten Zeit, um sich wieder besser kennenzulernen und diesen neuen, übermächtigen Gefühlen auf den Grund zu gehen. Aber das hieße, von ihr zu erwarten, dass sie alles für eine Laune riskierte.
Und wenn er sich nun irrte?
Ganz ruhig, ermahnte er sich. Eins nach dem anderen. Laurel hat dich gefragt, ob du noch bleiben würdest, damit ihr Gelegenheit zum Reden habt. Also wirst du das tun.
Connor atmete tief durch und stellte sein leeres Glas ab. Er schaute sich auf der Party um und sah ein paar bekannte Gesichter – Freunde von Laurels Eltern, die schon oft auf dem Anwesen zu Gast gewesen waren.
Falls sie ihn erkannten, würden sie sich an ihn als den Sohn des Verwalters erinnern. Klug, gut aussehend, wohlerzogen und höflich – für einen Jungen aus der Unterschicht. „Wie reizend von Charles, den Jungen unter seine Fittiche zu nehmen“, würden sie sagen. „Welch ein Glück für den Jungen, einen so mächtigen Mentor zu haben. Man munkelt, Charles hat ihm sogar ein Stipendium für Princeton verschafft. Ich frage mich, ob er zu schätzen weiß, was Charles für ihn getan hat.“
Und es stimmte auch alles. Charles Sutherland hatte ihm sehr geholfen. Zwar hatte das Stipendium nicht sämtliche Studienkosten gedeckt, doch war Connor der Ansicht gewesen, dass nebenbei zu arbeiten mindestens eine ebenso wertvolle Lektion war wie das Studium selbst.
Ja, er hatte Charles Sutherland viel zu verdanken. Und wie würde er es ihm danken? Indem er in das geordnete, durchgeplante Leben seiner Tochter trat und ein Chaos anrichtete? Indem er sie dazu verführte, ihren Verlobten zu betrügen?
Connor hielt in der Menge nach Laurel Ausschau und entdeckte sie. Die Kehle wurde ihm eng. Es wäre besser, auf der Stelle zu gehen und gleich morgen früh nach New York abzureisen. Er konnte es nicht riskieren, sie noch einmal zu sehen. Er konnte es nicht einmal riskieren, sich von ihr zu verabschieden.
Aber das brachte er irgendwie auch nicht fertig. Es würde sie verletzen, und das wollte er nicht.
Connor hielt sich im Hintergrund, nippte an einem weiteren Drink und beobachtete die vornehmen Gäste. Es war lange her, seit er eine solche Veranstaltung miterlebt hatte – zuletzt wahrscheinlich ebenfalls bei den Sutherlands. Er hatte es weit gebracht seither. Trotzdem fühlte er sich noch immer unbehaglich und fehl am Platz.
Er suchte die Menge nach einem freundlichen Gesicht ab und hoffte, den Gastgeber zu entdecken, Charles Sutherland, den er bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Das Verhältnis zu dem
Weitere Kostenlose Bücher