TIFFANY EXKLUSIV Band 04
„Es stimmt, ich brauche Kicks, um mich lebendig zu fühlen.“
Sein Blick wanderte von ihren Augen zu ihrem Mund. „Dann beweis es mir, Jen. Mach, dass ich dir glaube. Sobald das Licht ausgeht.“
6. KAPITEL
Jennifer sagte nichts. Sie studierte eingehend ihre Speisekarte und ließ sich viel Zeit, bis sie ihre Wahl traf. Während sie auf ihr Essen warteten, blickte sie über das Balkongeländer nach unten, beobachtete die Gäste, betrachtete das Bühnendekor. Und hoffte, Trev würde ihr Schweigen für eine Taktik halten, die seine Spannung steigern sollte. In Wirklichkeit wusste sie schlicht und einfach nicht, was sie antworten sollte.
Aber ihr Schweigen schien ihm überhaupt nichts auszumachen. Sie aßen bereits, als ihr klar wurde, warum. Er wollte sie wieder des Bluffs überführen. Er war sich seiner Sache verdammt sicher. Wie kam er dazu, ihre Verderbtheit anzuzweifeln?
„Beweis es mir …“ – was stellte er sich überhaupt darunter vor? Er konnte doch nicht im Ernst vorhaben, mit ihr in einem Restaurant …
Sie trank hastig einen Schluck von ihrem Wein. Nein, er bluffte nur. Er würde es niemals wagen, etwas so Riskantes zu tun. Sicher, er war immer ein fantasievoller Liebhaber gewesen, aber nur zu Hause oder in einem Hotelbett, wenn sie einen Wochenendtrip machten, oder manchmal in seinem Wagen, nachts, an einer einsamen Stelle.
Der Trev, den sie kannte, war ein durch und durch verantwortungsbewusster Mann. Er würde niemals etwas tun, was dem Namen Montgomerey schaden könnte.
Vielleicht sollte sie es drauf ankommen lassen … ihn des Bluffs überführen …
Oder bluffte er vielleicht doch nicht? Immerhin hatte er Sex mit einer vermeintlichen Prostituierten gehabt, was sie ihm nie zugetraut hätte. Tatsächlich war er härter geworden, erfahrener, gewiefter. Nicht mehr derselbe Mann, den sie geheiratet hatte. Und sie war nicht mehr die Frau, die er geliebt hatte. Sie waren wirklich Fremde füreinander.
Was würde er tun, wenn die Lichter ausgingen?
Sie legte die Gabel hin, außerstande, noch einen Bissen zu essen. Wie auf ein Stichwort schob Trev seinen Teller beiseite, lehnte sich zurück und musterte sie.
Sie wich seinem Blick aus und sah über den Balkonrand nach unten, wo die Kellnerinnen das Geschirr abräumten und für Getränke-Nachschub sorgten. Die Musik wurde lauter, Scheinwerfer beleuchteten den roten Samtvorhang.
„Gleich ist es so weit – Show-Time“, sagte Trev dicht an ihrem Ohr mit einem selbstzufriedenen Lächeln in der Stimme.
Das reichte! Es war Zeit, dass sie ihn auf seinen Platz verwies. Den Blick nach unten gerichtet, flüsterte sie: „Ist dir schon was für den ersten Akt eingefallen?“
Schweigen antwortete ihr, doch dann fühlte sie die Berührung seiner Finger, die langsam über ihren Nacken strichen. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme rau. „Du weißt, ich bin kein Stückeschreiber. Ich dachte mir, wir könnten das Skript zusammen entwickeln.“ Ihr Nacken kribbelte von seiner Liebkosung, ihre Wange wurde von seinem Atem warm. „Da du die Expertin bist, würde ich deine Beiträge überaus schätzen.“
Sie kannte Trev gut genug, um die Ironie in seinen Worten zu erkennen. Sie wusste auch, wie sie diese Ironie mitsamt allen vernünftigen Gedanken aus seinem Kopf fegen konnte. Es erforderte nicht viel Mühe …
Vorsicht, du spielst mit dem Feuer, warnte sie ein kleine Stimme.
Wenn schon. Sie war viel zu lange brav gewesen, eingesperrt in einen Käfig aus Angst und Vorsicht. Sie lechzte nach Freiheit, wollte ausbrechen, nur dies eine Mal, um für einen kurzen Moment die Wildheit zu schmecken. Mit Trev, dem einzigen Mann, den sie in ihrem Leben geliebt hatte.
„Ich weiß nicht, Trev.“ Sie drehte sich zu ihm und sah ihn unter halb gesenkten Lidern an. „Du bist ein so grundanständiger Mann“, gurrte sie. „Ich möchte dich nicht schockieren.“
„Mich schockieren?“ Er lachte kurz auf.
Sie verkniff sich ein Lächeln. Das Spiel begann ihr richtigen Spaß zu machen. „Du warst vorhin so aufgebracht, als ich dir diese … Dinge anvertraute. Ich möchte dir deine süße Schuljungen-Unschuld nicht nehmen.“
Er starrte sie perplex an, und sie vermerkte ihren ersten gewonnenen Punkt.
Dann aber legte er den Kopf zurück und lachte.
Wie lange hatte sie dieses Lachen nicht gehört! Und wie lange war es her, seit er das letzte Mal so herzlich gelacht hatte? Sehr lange, vermutete sie.
Als er sich beruhigt hatte, zog er sie sanft an sich.
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