TIFFANY EXKLUSIV Band 04
die ihm Dinge über ihn sagte, die ihm selbst nicht klar gewesen waren? Die Christopher seine Gefühle erklärte, bevor er sie auch nur annähernd beschreiben konnte? Und Christopher, der für gewöhnlich so verschlossen war, hatte sich ihr geöffnet – ihr, einer Fremden. Und wie es schien, hatte auch Yvonne ihr in der Küche einiges anvertraut.
Sie hatte sich genauso verhalten, wie Diana es getan hätte … warm, einfühlsam und klarsichtig. Das war eines der vielen Dinge, die er so sehr vermisst hatte – dass Diana ihm für Feinheiten in Beziehungen die Augen öffnete. Ihn korrigierte, wenn er in die falsche Richtung steuerte.
Wie kam es, dass Jen die Beziehungsdynamik in seiner Familie so schnell erfasst hatte?
Womit er wieder bei Frage Nummer eins war: Wer war sie?
Seine Gedanken begannen zu kreisen, verhedderten sich, endeten in Widersprüchen, Zweifeln, Vermutungen. Der Hund, die Tränen, die Sache mit der Zeichensprache … ihm schwirrte der Kopf.
Er ging mit Caesar zum Strand, wo er ihn frei herumtollen ließ.Während er durch den Sand stapfte und die kühle Meerbrise seinen Kopf langsam klärte, ging er noch einmal die Möglichkeiten durch.
Angenommen, Jen war tatsächlich Diana, die ihn aus welchem Grund auch immer verlassen hatte …
Dann machte vieles Sinn, was ihm rätselhaft erschienen war. Ihre panische Flucht durch die Hotelhalle, weil sie nicht von ihm erkannt werden wollte. Ihre Prostituierten-Story als Erklärung ihres Verhaltens. Ihr plötzliches sexuelles Verlangen nach so langer Zeit. Dann ihr Gefühlsaufruhr, der mit dem Grund für ihr Untertauchen zu tun haben musste. Und schließlich ihre Furcht, sich ihm nackt zu zeigen.
Hatte sie Angst, er könnte etwas an ihr wiedererkennen?
Würde er etwas wiedererkennen?
Und dann erinnerte er sich an den Schmetterling.
9. KAPITEL
Nach einem warmen Bad ins Sofa gekuschelt, neben sich eine Tasse Schokolade und das Manuskript, hörte Jennifer die Haustür schlagen. Trev war über eine Stunde mit Caesar fort gewesen. Sie hoffte, dass er nach ihrem hitzigen Gespräch wieder in friedlicher Stimmung war.
„Jen?“
Der Klang seiner tiefen Stimme wärmte sie. „Ich bin hier, im Wohnzimmer.“
Er erschien in der Tür. Sein Blick glitt über ihren burgunderroten seidenen Morgenmantel, unter dem sie das dazu passende Träger-Nachthemd trug. Für einen winzigen Moment blitzte in seinen Augen Verlangen auf. „Hast du das Stück gelesen?“
„Von Anfang bis Ende.“
„Und? Wer ist der Mörder?“
„Das ist doch klar. Bertram Pickworth.“
„Pickworth? Auf gar keinen Fall! Entweder ist es Marie Van Hagen oder Ross Kincaid.“
„Sei nicht albern! Marie war zurzeit des Mordes mit ihrem Lover zusammen, und Ross Kincaid ist der Held. Der Täter ist ganz eindeutig Pickworth.“
„Das glaube ich nicht.“ Er wandte sich um. „Na ja, ich gehe jetzt duschen.“
Sie schoss vom Sofa hoch, als er aus dem Zimmer ging. „Trev, du wirst den letzten Akt doch nicht mit Mary oder Ross als Täter schreiben?“
„Ross, denke ich“, rief er über die Schulter.
Sie hastete ihm nach und packte seinen Arm. „Wenn du das tust, ist das Stück ruiniert.“
Er drehte sich zu ihr. „Dich regt das richtig auf, wie?“
Sein langer, forschender Blick machte sie nervös. Hoffentlich hatte er keinen Verdacht geschöpft. „Unsinn! Aber du wolltest das Stück Diana zu Ehren produzieren. Mit einem falschen Ende wird es überhaupt nicht auf die Bühne kommen.“
„Dann schreib du das Ende, so wie du es dir denkst. Ich geh jetzt jedenfalls duschen.“ Wieder musterte er sie. „Möchtest du mir vielleicht Gesellschaft leisten?“
Sie schluckte schwer. „Ich hab schon geduscht. Ich denke, ich werde früh schlafen gehen.“
Sein Blick brannte sich in ihren, und fast wurde sie schwach. Doch dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort um und verschwand in seinem Schlafzimmer. Einen Moment später hörte sie das Wasser rauschen, kämpfte mit der Versuchung, sich in sein Bett zu legen und auf ihn zu warten. Ihn zu lieben, in seinen Armen zu schlafen, die ganze Nacht.
Nein, sie konnte das Risiko nicht eingehen.
Im Gästezimmer schloss Jennifer die Tür ab, als ob sie dadurch verhindern könnte, in einem Moment akuter Willensschwäche doch noch zu ihm zu gehen. Sie legte den Morgenmantel über den Stuhl, streifte ihre Slipper ab, beugte sich zum Spiegel und nahm ihre Kontaktlinsen heraus. Ihre Augen brannten, nachdem sie den ganzen Tag mit den Tränen gekämpft
Weitere Kostenlose Bücher