TIFFANY EXKLUSIV Band 04
kennst doch mein Motto: Jeder bekommt, was er verdient.“
„Aber warum wolltest du ausgerechnet dieses Stück Land?“
„Es gefällt mir. Ich überlege sogar, mir eines Tages hier ein Haus zu bauen.“
Sie wies mit dem Kopf auf das Baumhaus. „Du hast hier doch schon ein Haus.“
Logan lächelte. „Ich meine ein richtiges Haus. Ein großes weißes Haus mit Säulen und einer runden Auffahrt und meinem Namen über einem schmiedeeisernen Tor.“
„Mit anderen Worten, ein Herrenhaus für Van Dell junior.“
„So ungefähr.“
„Vielleicht ist das etwas makaber, aber wirst du das richtige alte Herrenhaus nicht sowieso eines Tages erben?“
Er nickte. „Das schon, aber es ist als traditionelles Gästehaus eingerichtet und als historische Sehenswürdigkeit registriert. Es umzubauen, um es wieder nur privat zu nutzen, wäre ein entsetzlicher Aufwand. Außerdem macht es meiner Mutter und meiner Großmutter großen Spaß, die Pension zu führen. Sie würden sie nie freiwillig aufgeben. Ich habe zwar noch ein Haus in der Stadt, aber …“, er blickte sich langsam um, „… ich würde lieber hier leben.“
„Aber hier gibt es doch gar nichts.“
Logan machte eine weit ausholende Armbewegung. „Doch, all das hier.“
„Es ist so still. Ich habe vergessen, wie still es nachts sein kann.“
„Aber es ist nicht still. Die Nacht ist voller Leben. Hör einmal zu.“
Amber lauschte und hörte nun, dass das Wasser sanft gegen die Felsen am Ufer schlug. Ein leichter Wind raschelte in den Bäumen, und kleine Vögel flitzten über die mondhelle Wasseroberfläche. Amber hielt sich nicht für besonders naturverbunden, aber sie empfand den Frieden der Nacht in der Natur, und sie entspannte sich, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr gekonnt hatte.
„Ich habe so was schon ewig nicht mehr gehört“, flüsterte sie. „In meiner Wohnung höre ich nur Verkehrslärm, Tag und Nacht.“
„Man sagt, New York schläft nie.“
„Das stimmt.“
Logan stellte die Bierflasche ab, lehnte sich zurück und stützte sich auf den Ellbogen ab. Im Mondlicht schimmerte sein Hemd bläulich-weiß, was ihm etwas ebenso Lässiges wie Gefährliches gab. Wahrscheinlich wusste er genau, wie gut er aussah.
Amber trank ihr Bier und versuchte, ihn nicht weiter zu beachten.
„Und warum bist du gekommen?“, fragte er sie erneut.
Sie lachte. „Um auszuprobieren, ob ich immer noch heimlich aus dem Haus verschwinden kann.“ Die Flasche war leer, und Amber streckte sich lang auf dem glatten Felsen aus.
„Das ist dir ja offensichtlich gelungen.“
„Nein. Mema hat mich erwischt.“
„Und was hat sie gesagt?“
„Sie hat mir ihren Wagen geliehen.“
Logan lachte und drehte sich zu ihr. Amber fühlte, dass er sie beobachtete. Beide waren sich genau bewusst, wo sie sich befanden – an ihrem alten Treffpunkt, wo sie sich so oft umarmt und geküsst hatten. Er würde es sicher wieder versuchen. Ob wohl noch etwas da war von der alten Anziehungskraft zwischen ihnen? Sicher fragte Logan sich das auch.
Irgendwann würde er es versuchen.
Fragte sich nur, wann.
Wann ist der richtige Moment?, überlegte Logan. Küssen würde er sie, das wusste er schon, seit er sich aus dem Baumhaus heruntergelassen hatte. Nein, schon seit er sie in New York in den Armen gehalten und getröstet hatte.
Aber wann?
Und was würde ein Kuss nach der langen Zeit bedeuten? Bevor er sich darüber nicht ganz im Klaren war, würde er noch warten.
Sie lag auf dem Rücken und starrte in den Nachthimmel. Im hellen Mondlicht zeichneten sich unter ihren Wangenknochen dunkle Schatten ab, und auch ihre Augen wirkten größer, als er sie in Erinnerung hatte. Ja, Amber hatte sich verändert, und das nicht nur körperlich. Früher hatte sie nie so lange still sein können, und wenn er ihr auch immer gern zugehört hatte, so genoss er jetzt ihr gemeinsames Schweigen.
Früher hatte sie endlos darüber geredet, wie es wäre, wenn Belle Rive erst einmal hinter ihr lag, wie herrlich das Leben dann sein würde. Bisher hatte sie noch kein Wort darüber verloren, wie herrlich ihr Leben jetzt in New York sei. Sie hatte nichts von ihren Schmuckentwürfen erzählt, nichts von ihrem Job, nichts von Freunden oder Freundinnen. Es musste ihr schlechter gehen, als er angenommen hatte. Aber sie hatte auch nicht gesagt, dass sie beabsichtige, wieder nach Belle Rive zu ziehen.
Er dachte an den heutigen Tag: die steife Begrüßung durch ihre Eltern, die ewige Fotografiererei, ihr
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