TIFFANY EXKLUSIV Band 05
möchte ich mal eine Dummheit begehen. Ich lebe seit achtundzwanzig Jahren anständig. Sieh nur, was mir das eingebracht hat. Ich kann dir genau sagen, wie sich die Gastgeber bei einem Hochzeitsempfang aufstellen müssen und wie man eine Einladung formuliert. Ich kann dir aber nicht sagen, wie es ist, von Leidenschaft mitgerissen zu werden, auf alle Vernunft zu verzichten und sich purer Begierde hinzugeben. Ich bin so erregend wie kalter Haferbrei.“
„Nora, hör auf! Denk doch nach! Es geht um Pete Beckett. Willst du zu einer Kerbe an seinem Bettpfosten werden? Wie willst du ihm morgen gegenübertreten, wenn du heute Abend eine Dummheit begehst?“
„Ist mir egal“, wehrte Nora ab. „Das ist ja so wunderbar an einer Dummheit. Natürlich bereut man sie am nächsten Morgen. Man bereut sie und vergisst sie anschließend. Außerdem weiß er nicht, wer ich bin, sonst hätte er schon längst etwas gesagt, vor allem nach dem Kuss.“
Ellie riss die Augen auf. „Pete Beckett hat dich geküsst?“
„Mehr als ein Mal“, berichtete Nora zufrieden.
Ihre Freundin schüttelte den Kopf und betrachtete sie im Spiegel. „Vielleicht hat er dich tatsächlich nicht erkannt.“
„Was ist so falsch daran, wenn man den Moment genießt?“, fragte Nora.
Ellie legte ihr den Arm um die Schultern. „Ich weiß, wie schön es ist, sich begehrt zu fühlen. Und es ist schon lange her, dass du mit einem Mann zusammen warst. Aber eine Nacht mit Pete Beckett wird dir nicht helfen.“
„Es ist drei Jahre her“, erwiderte Nora. „Sofern man Stuart nicht zählt.“
Stuart Anderson war Noras Vermieter und ihr bester Freund. In den letzten drei Jahren hatte Stuart sie zu allen High-Society-Partys und Spendengalas ihrer Mutter begleitet. Celeste Pierce sah in Stuart wegen seiner hervorragenden Manieren ihren zukünftigen Schwiegersohn.
„Ich mag Stuart“, urteilte Ellie. „Er ist zuverlässig, im Gegensatz zu Pete Beckett. Warum schläfst du nicht mit ihm?“
„Stuart ist schwul“, erwiderte Nora.
Nora seufzte. Es ging ihr nicht nur um Sex mit einem Mann, sondern auch um alle anderen Empfindungen, die damit verbunden waren. Sie wollte das Gewicht eines Mannes auf ihrem Körper spüren, die glatte Haut und die harten Muskeln unter ihren Händen. Die schmalen Hüften, die perfekt zwischen ihre Beine passten, und natürlich und vor allem das Gefühl, wenn er sich in ihr bewegte. Das alles wollte sie vor ihrem seligen Ende nur noch ein einziges Mal erleben. Vor ihrem seligen Ende oder vor ihrem dreißigsten Geburtstag.
„Jetzt habe ich die ideale Gelegenheit zu einem Abenteuer für eine Nacht“, sagte Nora. „Ich könnte aus seinem Leben verschwinden, als hätte es mich nie gegeben. Er müsste sich nicht einmal die Mühe machen, mich wie alle anderen vor mir abzuservieren. Außerdem kenne ich ihn … und du auch. Wir wissen, dass er nicht irre und kein entflohener Kettensägenmörder ist. Ich brauche mir um meine Sicherheit keine Sorgen zu machen.“
Ellie schüttelte den Kopf. „Nora, bitte!“
„Ich bin schon ein großes Mädchen, Ellie, und weiß, was ich tue.“
„Aber was ist mit deinem Herzen?“, fragte Ellie. „Kannst du denn garantieren, dass du später nichts für ihn empfinden wirst?“
„Aber natürlich. Er ist Pete Beckett, und ich bin … na ja, das weißt du. Ich bin Prudence Trueheart und kann mich in einen solchen Mann gar nicht verlieben.“ Nora rang sich ein Lächeln ab. „Du fürchtest vielleicht, er könnte herausfinden, dass ich Prudence Trueheart bin, und dann so angewidert sein, dass er mich nicht küssen oder berühren will.“
„Aber nein! Ich fürchte nur, dass du bei diesem gefährlichen Spiel verletzt wirst. Denk daran, er ist Experte, und du bist Anfängerin.“
„Na schön.“ Nora drehte ungeduldig das Wasser auf und wusch sich die Hände. „Dann mache ich eben nicht weiter. Ich sage ihm, dass ich mit dir heimfahre, und das ist das Ende der Geschichte.“
Ellie nickte. „Jetzt wirst du endlich vernünftig. Schließlich würde er herausfinden, wer du bist, sobald ihr intim werdet. Oder wenn er nüchtern wird, je nachdem, was zuerst passiert.“
Nora warf das Papierhandtuch in den Abfalleimer, ging zur Tür und blieb stehen. Vielleicht hatte Ellie recht. Sie selbst hätte niemandem eine einzige Nacht der Leidenschaft empfohlen. Doch sie wollte nicht mehr wie Prudence denken. Ausnahmsweise wollte sie sämtliche Regeln brechen und auf die Folgen pfeifen.
„Na schön“,
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