TIFFANY EXKLUSIV Band 05
ins Büro gebracht.“
„Du hast gewusst, dass es ihre Perücke ist?“, fragte Ellie.
„Natürlich, wieso denn nicht? Sie kam mit dem Ding gestern Abend zu mir und hat es vergessen.“
Ellie sank auf einen Stuhl. „Wie schrecklich! Du hast die ganze Zeit gewusst, dass es Nora war?“
Pete schüttelte lachend den Kopf. „Ich hätte blind, taub und völlig dumm sein müssen, um das nicht zu wissen.“
Ellie stöhnte. „Das ist wirklich schrecklich.“
„Es gehörte zu dem Spiel“, erklärte Pete. „Sie tat, als wäre sie eine Fremde, und ich tat, als würde ich sie nicht kennen.“
„Aber Nora spielte nach anderen Regeln. Sie dachte, du hättest sie nicht erkannt. Sie glaubt, dass du diese andere Frau liebst.“
„Ich liebe sie“, versicherte Pete. „Ihre beiden Persönlichkeiten“
„Ach“, meinte Ellie und lächelte seufzend, „ist das romantisch!“
Pete griff nach der Jacke. „Ich muss sie aus dem Revier herausholen. Wahrscheinlich wurde sie auf die Central Station gebracht.“
Ellie nickte. „Verrate ihr nicht, dass ich es dir gesagt habe. Wahrscheinlich ist sie ohnedies wütend, weil wir sie im Stich gelassen haben.“
„Sie dachte wirklich, ich hätte sie nicht erkannt?“ Pete steckte die Perücke in die Tasche der Jacke. „Na, das wird interessant.“
„Was mache ich bloß hier?“ Nora ließ sich auf eine kalte Metallbank sinken und starrte niedergeschlagen zu Boden.
„Zum ersten Mal im Knast, Schätzchen?“
Nora nickte der Frau zu, die neben ihr in der Zelle saß. Angesichts der aufreizenden Kleidung der Frau vermutete Nora, dass sie damit Geld verdiente oder einen sehr sonderbaren Geschmack in Modefragen besaß. Überhaupt drängten sich in der kleinen Zelle Damen, die ihre Unterwäsche außen trugen. „Es ist alles nur ein Missverständnis“, erklärte sie.
Die Frau nickte mitfühlend. „Männer. Man kann nicht mit ihnen leben, und ohne sie verdient man nichts zum Leben.“
Nora wollte dieser Vermutung widersprechen. „O nein, ich bin … ich meine … ich habe nicht … Sie wissen schon.“
„Schätzchen, keine von uns hat, du weißt schon. Wir alle sind einem Missverständnis zum Opfer gefallen. Aber nimm einen Rat von mir an. Wenn sie dich nach dem Geld fragen, dann behaupte, dass du für einen wohltätigen Zweck gesammelt hast.“
Nora lächelte flüchtig und starrte wieder auf ihre Schuhe. Hätte ihr jemand vor wenigen Wochen vorhergesagt, dass sie einen Tag in einer Gefängniszelle mit Prostituierten verbringen würde, hätte sie nur gelacht.
„Männer“, sagte Nora seufzend.
„Wie heißt du, Schätzchen? Ich bin Cherry Sweet. In Wirklichkeit heiße ich Carol Ann Parker und komme aus Tulsa.“ Sie betrachtete Nora genauer. „Bist du wirklich zum ersten Mal hier? Du kommst mir so bekannt vor. Hast du schon mal im ‚Tenderloin‘ gearbeitet? Oder für einen Hostessendienst?“
„Aber nein“, wehrte Nora ab. „Ich habe nicht … ich meine, ich bin nicht … Sie wissen schon.“
Carol Ann tätschelte ihr die Hand. „Keine von uns hat. Bleib bei der Geschichte, Schätzchen. Bei deinem Gesicht glauben Sie dir vielleicht sogar.“ Sie runzelte die Stirn. „Weißt du, ich vergesse nie ein Gesicht. Das hat was mit meiner Arbeit zu tun. Du bist doch keine Polizistin, oder?“
Nora schüttelte den Kopf. „Wir haben uns noch nie getroffen.“
„Warte!“ Carol Ann begann zu sprechen. „Natürlich kenne ich dich. Du bist Prudence Trueheart! Hey, Mädchen, ratet, wen wir hier haben! Das ist Prudence Trueheart!“
Nora wurde kreidebleich. „Nein, nein, das bin ich nicht. Ich sehe nur wie …“
„Prudence Trueheart!“, kreischte ein anderes Straßenmädchen. „Ich lese täglich die Kolumne.“
„Ich liebe deine Kolumne!“, beteuerte eine dritte. „In Wirklichkeit bist du hübscher als auf dem Foto.“
„Erfindest du diese Briefe, oder kriegst du die wirklich?“
Bevor Nora nochmals widersprechen konnte, drängten sich alle in der Zelle um sie herum und schrien vor Begeisterung. „Also schön, ja, ich bin Prudence. Und ich bin undercover hier. Ihr dürft niemandem verraten, dass ihr mich gesehen habt, sonst platzt meine Tarnung.“
„Schreibst du eine eigene Kolumne über uns hart arbeitende Mädchen?“, fragte Carol Ann. „Wir könnten dir jede Menge toller Geschichten erzählen. Da war zum Beispiel der Vertreter aus Dubuque, der auf Taucheranzüge steht. Und Lily hat einen Bankier aus Duluth, der lässt sich mit Muschelsoße
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