TIFFANY EXKLUSIV Band 05
Platz, wobei er mit dem Fuß gegen ihre Wade stieß. Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu, und er versuchte, nicht wieder verlegen um Verzeihung zu bitten, sondern lächelte nur kurz entschuldigend. Ihm war schon früh im Leben klar geworden, dass er nie würde ruhig sitzen können, sondern stets Unruhe um sich verbreitete.
Er hatte versucht, das zu seinem Vorteil zu nutzen, die damit verbundene Aufmerksamkeit zu akzeptieren und so zu tun, als geschehe das alles absichtlich. Nur in Gegenwart von Laura, deren Kostüm nie auch nur eine einzige Falte aufwies und deren Make-up stets perfekt war, fühlte er sich wie ein kleiner zappeliger Junge, der jemandes kostbares Andenkenregal umwarf.
„Vermutlich fragen Sie sich, weshalb ich Sie hier zusammengerufen habe“, murmelte Kyle, was ihm ein Lächeln von Laura einbrachte – ein echtes. Ein Leuchten trat in ihre Augen, und ihr Gesicht wurde noch schöner. Es erinnerte ihn daran, weshalb er manchmal den Kopf in ihr Büro steckte, um ihr die lahmen Witze zu erzählen, die er morgens mit seinen E-Mails erhielt. Meistens bekam er allerdings nur ihr mechanisches Lächeln zu sehen. Doch die wenigen Male, bei denen sie ihm ein echtes Lächeln schenkte, waren es wert.
Ihre Miene wurde wieder ernst und Kyles ebenfalls, da Harris sie beide finster anstarrte. Kyle hatte keine Ahnung, welche Worte er von Harris erwartet hatte, aber die nun folgenden waren es nicht.
„Ich habe über New Horizon nachgedacht“, verkündete Harris und ging vom Fenster zu seinem Schreibtisch, wo er stehen blieb und seine beiden Mitarbeiter prüfend musterte.
Die Erwähnung des wichtigsten Konkurrenten von Harris Associates ließ Laura sofort professionell-sachlich werden. Noch bevor Kyle irgendetwas sagen konnte, platzte sie heraus: „Es ist ihnen gelungen, mit der Beratung von Herstellern medizinischer Fachartikel eine Marktnische zu besetzen. Aber ich prophezeie, dass weitere Analysen einen Rückgang ihrer Kunden zeigen werden.“
Harris’ Miene verdüsterte sich noch mehr. Kyle versuchte seine Nervosität zu verbergen und hielt seine Hände bewusst von seinem Kragen und seiner Krawatte fern. Er spürte, dass Laura neben ihm unruhig auf ihrem Stuhl herumrutschte.
„Was ich Ihnen gleich sagen werde, ist streng vertraulich“, erklärte Harris. „Ich spiele mit dem Gedanken, New Horizon zu kaufen.“
Kyle warf Laura einen Seitenblick zu. Sie blinzelte mehrmals rasch. „Ihr Kundenstamm kann unserem Unternehmen nur nützlich sein“, meinte sie rasch.
Gut pariert, dachte Kyle.
„Nicht wahr, Kyle?“
Er konnte es nicht fassen, dass sie ihn um seine Bestätigung bat. „Allerdings, Laura.“ Er sollte sie noch einen Moment zappeln lassen. Doch sosehr es ihm auch gefiel, mit ihr zu spielen, so wenig passte es ihm, dass Harris mit ihnen spielte. Wieso sollte ihr Boss ihnen bei Bowle und Kuchen eine Standpauke halten und sie dann anschließend in solche Firmengeheimnisse einweihen? „Das sind ja großartige Neuigkeiten, Harris. Ich nehme an, das ist es, worüber Sie mit uns sprechen wollten?“
„Ich werde Ihnen schon zu gegebener Zeit mitteilen, worüber ich mit Ihnen sprechen möchte.“
Laura rutschte noch nervöser auf ihrem Platz hin und her. Kyles Nervosität stieg ebenfalls. Die Eisprinzessin hatte er jedoch noch nie so aufgeregt erlebt.
Er und Laura schwiegen, wobei Kyle vermutete, dass es ihr ziemlich schwer fiel. Schließlich meinte Harris: „Na schön, ich werde es Ihnen sagen.“ Er setzte sich in seinen riesigen ledernen Chefsessel. „Wir haben zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen. New Horizon setzt auf innerbetriebliche Zusammenarbeit, nicht auf innerbetriebliche Konkurrenz. Walt Williams, der Gründer von New Horizon, glaubt, dass die Mitarbeiter produktiver sind, wenn sie zusammenarbeiten statt gegeneinander.“
„Wollen Sie uns weiter im Dunkeln tappen lassen?“, fragte Kyle und schaute zu Laura, um zu sehen, ob sie wieder lächelte. Fehlanzeige. Er runzelte die Stirn, was sie aus irgendeinem Grund erröten ließ.
„Ich weiß nicht, wie ich mich noch klarer ausdrücken soll“, begann Harris.
Versuch es einfach, dachte Kyle.
„Walt und sein Partner, Bill Brewster, wollen weg von den ständig wechselnden Aufträgen und stattdessen fest angestellte Berater sein. Wenn wir New Horizon übernehmen, habe ich Platz für zwei Vizepräsidenten, nicht nur für einen.“
Laura fand ihre Stimme noch vor Kyle wieder. „Wollen Sie damit sagen, dass wir beide
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