TIFFANY EXKLUSIV Band 05
dass sie das glaubte. Aber das war vorher gewesen. Jetzt sollte sie einen klaren Blick für ihre gemeinsamen Stärken und Schwächen haben. „Nein, Laura, er mag mich zwar, aber er vertraut dir. Wegen deiner Ernsthaftigkeit.“
„Aber ich werde ihn anlügen.“
„Denk daran, du tust es nur, weil du ihn vor einer Katastrophe bewahren willst.“
Sie erreichten das Bellamy Hotel, das die sumpfige Insel dominierte, eine halbe Meile nach Verlassen der Brücke. Kyle lenkte Rands Wagen vor den Eingang des Hotels, einem wunderschönen Gebäude mit Stuckfassade aus der Zeit der Jahrhundertwende.
Der Gesichtsausdruck des Hotelpagen war unbezahlbar. Und zwar schon, bevor Kyle in zerknautschtem T-Shirt und Shorts aus dem Wagen stieg. Laura war vom Hals aufwärts nach wie vor ein eleganter Anblick, doch trug sie Jeans, die offenbar nicht der üblichen Kleidung im Bellamy entsprach.
Kyle gab dem Hotelpagen den Rest der zwanzig Dollar, was nicht viel war, und erklärte: „Mietwagen. Die hätten noch vier Stunden gebraucht, um die Aufkleber auf der Stoßstange abzukratzen. Wir haben gesagt, sie sollen sie drauflassen, weil wir es eilig haben.“
Der junge Mann mit dem Bürstenschnitt, dessen Namensschild ihn als Nick auswies, verzog keine Miene. „Und Ihr Gepäck?“
„Das haben wir verloren“, sagte Kyle. „Man wird es so bald wie möglich herschicken. Können Sie sich vorstellen, was für einen Tag wir hinter uns haben?“
„In dem Wagen, Sir? Nein, das kann ich nicht“, erwiderte der Hotelpage und stieg ein, um den Wagen auf den Hotelparkplatz zu fahren.
„Das lief gut, wie?“, meinte Laura.
„Machst du Witze? Er hat mir kein einziges Wort geglaubt.“ Er legte ihr die Hand auf den Rücken und führte sie durch die schweren Eichenholztüren. „Hoffentlich habe ich mit dem Portier mehr Glück.“
„Falls es eine Sie ist, bestimmt.“ Bevor er dazu etwas sagen konnte, hob Laura abwehrend die Hand. „Ich stelle nur Tatsachen fest.“ Sie deutete auf ein luxuriöses moosgrünes Ledersofa in der Hotellobby, die mit einem riesigen antiken Kronleuchter, verschiedenen kleinen Ölgemälden und zerbrechlich aussehenden Vasen geschmückt war. „Ich setze mich dort hin und warte auf dich, um dir nicht in die Quere zu kommen.“
Kyle verzichtete auf einen Kommentar. Es war schon schlimm genug, dass sie ihm unterstellte, er würde stets flirten, um ans Ziel zu kommen. Sicher, es konnte gut sein, dass ein Körnchen Wahrheit in dieser Behauptung steckte. Aber dass sie andeutete, er könne nicht richtig flirten, wenn sie in seiner Nähe war, also das war …
Das entsprach absolut der Wahrheit.
Die Rezeptionistin war eine freundliche, hübsche Rothaarige. Er lächelte ihr zu, und sie erwiderte sein Lächeln. Doch dann sah er zurück zu Laura, die es sich noch nicht auf der Couch bequem gemacht hatte, sondern die Bilder in der Lobby bewunderte. Er konnte es nicht. Er erzählte dem weiblichen Portier ganz direkt die ausgedachte Geschichte, ohne wie üblich seinen Charme spielen zu lassen.
Und sie kaufte es ihm ab. Nachdem sie bestätigt hatte, dass Brandi vor ein paar Minuten angerufen und die kurzfristigen Reservierungen in Auftrag gegeben hatte, akzeptierte sie seine Anweisung, die Zimmer und die Mahlzeiten auf die Rechnung von Harris Associates zu setzen. Die Frau informierte Kyle, dass Harris und die beiden anderen Männer noch nicht zurück seien. Kyle und seine Begleiterin könnten aber im Sea Spray, der Bar auf der Terrasse, schon einen Aperitif und Vorspeisen zu sich nehmen, da Harris und die beiden anderen mit Sicherheit dort einen Halt machen würden, bevor sie sich zum Dinner in den Speisesaal begaben.
„Alles klar“, flüsterte Kyle Laura zu, die ein kleines Stillleben betrachtete.
„Unsere Büros brauchen mehr Kunst, findest du nicht? Dadurch würden sie viel vornehmer aussehen.“
„Wer viel Geld für die Atmosphäre ausgibt, wirft es zum Fenster raus“, entgegnete Kyle. „Es ist genau dasselbe wie mit den frischen Blumen bei Mallory Management. Bleib auf dem Teppich.“ Er öffnete die Tür der – für die Verhältnisse im Bellamy – nicht ganz so vornehmen Bar. Er beobachtete, wie Laura sich die Haare aus dem Gesicht strich und unsicher auf ihre Jeans blickte. Vermutlich war sie noch nie irgendwo unpassend gekleidet erschienen, und das weckte sein Mitgefühl. Er führte sie zu einem Tisch in der Nähe der Tür, damit sie sofort mitbekamen, wenn Harris auftauchte.
„Bestell dir, was du
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