Tiffany Exklusiv Band 06
Mutter auf der Karriereleiter gekommen war.
Jill ist nicht deine Mutter, wandte eine kleine Stimme in ihm ein. Und das stimmte. Jill war sehr warmherzig und nahm Anteil am Leben der Menschen, die ihr nahestanden.
Morgan stieß einen langen Seufzer aus und trank einen weiteren Schluck Bier. Gerechterweise musste er zugeben, dass es auch schöne Momente in seiner Kindheit gegeben hatte. Aber es hatte an dem Tag geendet, als seine Mutter ihre Karriere begonnen hatte.
Aber war das die Wahrheit?
Er trank sein drittes Bier aus und überlegte sich, dass es klüger wäre, sich etwas zu essen und einen schwarzen Kaffee zu bestellen.
Morgan nippte an seinem Kaffee, um einen klaren Kopf zu bekommen. Als Eleanor angefangen hatte zu arbeiten, war sein Vater zwar nicht glücklich gewesen, aber es war eine wirtschaftliche Notwendigkeit gewesen. Als er Jahre später wieder besser verdiente, hatte sich seine Mutter geweigert, ihren Job einfach aufzugeben. Morgan glaubte wieder zu hören, wie sie sich stritten …
„Du gehörst nach Hause, zu den Kindern.“
„Wieso geht nicht beides, Kenneth?“
„Du hast doch hier alles, was du brauchst. Genügen die Kinder und ich dir nicht?“
„Warum kannst du denn nicht stolz auf mich sein?“
Die Erinnerung stand ihm wieder lebendig vor Augen. Seine weinende Mutter, sein Vater, der voller Wut herumbrüllte. Seine ständigen, beleidigenden Kommentare, selbst in Gegenwart der Kinder. Und so hatte sich Eleanor schließlich von ihm abgewandt, aber nicht nur von ihm, sondern auch von ihren Kindern.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schock. Jetzt verstand er, wieso er seine Mutter niemals gehasst hatte. Er hatte die Wahrheit verdrängt. Verdrängt, aber nicht vergessen. Sein Vater hatte Eleanor aus dem Haus getrieben, hatte sie so gequält, bis sie auch ihre Kinder nicht mehr lieben konnte.
Der Minderwertigkeitskomplex seines Vaters hatte ihn dazu gebracht, die Frau, die er liebte, ins Unrecht zu setzen und ihr ihre Tüchtigkeit vorzuwerfen.
Die Wahrheit war bitter. Wie hatte Morgan nur so blind sein können? Er hatte die Fehler seines Vaters wiederholt. Kenneth und Eleanor hatten sich einmal geliebt. Daran konnte er sich noch erinnern.
Nein, Jill hatte ihn nicht verlassen, er hatte sie einfach im Stich gelassen. Nicht ihre Arbeit hatte seine Mutter von ihren Kindern entfremdet, das war sein Vater gewesen.
Die Verbitterung und Ablehnung war von seinem Vater ausgegangen. Eleanor hatte ihre Fehler gehabt, aber Morgan konnte sie nun besser verstehen. Es stimmte schon, dass seine Mutter ihre Kinder nicht erzogen, sondern nur versorgt hatte. Aber er hatte sich nie gefragt, warum Eleanor so geworden war.
Doch er war nicht sein Vater!
Und was war mit seinen Angestellten und ihrem Privatleben? Seine Sekretärin Sylvia war immerhin seit fast fünfundzwanzig Jahren glücklich verheiratet.
Also kannte er zumindest eine Person, die es geschafft hatte. Es änderte nichts an der Tatsache, dass Jill nach San Francisco ziehen würde. Er wusste zwar noch nicht wie, aber er musste einen Weg finden, wie sie trotzdem zusammenbleiben konnten. Er wusste, wie schwierig Beziehungen über weite Entfernungen aufrechtzuerhalten waren.
Was sollte er also tun?
Es gab keine einfache Lösung, aber er war nun bereit, nach einer Lösung zu suchen, um die Frau, die er liebte, nicht für immer zu verlieren.
Für immer war eine sehr lange Zeit …
14. KAPITEL
Jill stand auf den Stufen der Kirche und ließ sich die warme Nachmittagssonne aufs Gesicht scheinen. Der Tag hätte perfekt sein können, wenn nur Morgan bei ihr gewesen wäre.
Am Morgen hatte sie mit Nick telefoniert und ihm gesagt, dass sie die Beförderung nicht annehmen könnte, wenn sie dafür nach San Francisco ziehen müsste. Auf sein Nachfragen hatte sie ihm die ganze Wahrheit erzählt. Nick war zwar etwas erstaunt gewesen, aber er konnte sie verstehen und unterstützte ihre Entscheidung.
Nun konnte sie nur noch hoffen, dass Morgan ebenfalls einsichtig war.
Sie rief bei ihm zu Hause an, aber sein Bruder sagte ihr, dass er noch nicht wieder da sei. Das konnte nur bedeuten, dass er noch keinen Flug nach Kalifornien bekommen hatte. Sie würde Morgan auf jeden Fall Montagnachmittag aufsuchen, wenn sie selbst wieder in L.A. war.
Der Pastor der Nachbargemeinde würde die Trauung durchführen, und die meisten Gäste waren schon eingetroffen. Es war alles bereit für die Feierlichkeit. Ihre Schwestern und ihre Mutter standen in der Vorhalle und
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