Tiffany Exklusiv Band 06
sich. „Tut mir leid.“
Lächelnd reichte ihre Mutter ihr ein Taschentuch. „So ernst kann es doch nicht sein. Morgan braucht bestimmt nur etwas Zeit, sich wieder zu beruhigen.“
Ach, wenn es doch so wäre. Wenn er sich doch einfach nur geärgert hätte.
„Er liebt dich, Jill. Er hätte doch wohl kaum um deine Hand angehalten, wenn dem nicht so wäre.“
Jill drückte sich das Taschentuch vors Gesicht. Sie waren nie verlobt gewesen. Zu ihrem gebrochenen Herz gesellten sich ihre Schuldgefühle.
Sie hatte zwar nie vorgehabt, ihrer Familie jemals die Wahrheit zu erzählen, aber verglichen mit ihrer jetzigen Situation erschien es ihr fast einfach. Und predigte ihr Vater nicht immer, dass ein Geständnis befreiend wirkte?
Sie lehnte sich an das Geländer und sah ihre Mutter an. „Wir sind nicht verlobt, Mom. Das waren wir nie.“
Ihre Mutter blickte erstaunt zurück. „Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.“
Wie sollte sie auch. Marilyn Cassidy hatte in ihrem ganzen Leben nicht ein einziges Mal gelogen und nahm vermutlich an, dass ihre Töchter ihrem Beispiel folgen würden. „Ich wollte nicht, dass es so weit kommt, aber nach dem, was zwischen dir und Mrs. Kramer geschehen ist, hatte ich solche Angst, noch eine alte Freundschaft zu zerstören, wenn auch ungewollt.“
Ihre Mutter hörte ihr geduldig zu, als sie die ganze traurige Geschichte erzählte. Am Ende erklärte sie ihre Abmachung mit Morgan und ging kurz auf seinen familiären Hintergrund ein, damit ihre Mutter verstand, wieso ihre Beförderung so furchtbar für ihn gewesen war.
„Du hast nicht damit gerechnet, dich in ihn zu verlieben, nicht wahr?“ Jill war überrascht, aber unendlich dankbar, dass ihre Mutter sie verstand. Auch wenn das ihre Schuld nicht verringerte.
„Es war, als ob wir in einem Zug immer weiter und weiter fuhren, bis er plötzlich aus den Schienen sprang. Und zwar mit einem lauten Knall.“
„Morgan ist ein guter Mann, Jill. Er nimmt seine Verantwortung sehr ernst. Ist das nicht einer der Gründe, wieso du dich überhaupt in ihn verliebt hast?“
Als Jill nicht antwortete, fuhr ihre Mutter fort: „Hast du tatsächlich geglaubt, dass er alles aufgeben würde, was er sich so hart erarbeitet hat, und dir einfach nach San Francisco folgen würde?“
„Nein. Ich habe wohl nur gehofft, dass er einen Weg finden würde, damit wir trotzdem zusammenbleiben können.“
Ihre Mutter streichelte ihr den Rücken. „Jill, wie hast du dir das vorgestellt? Du willst ja selbst nichts aufgeben.“
Jill blickte ihre Mutter ungläubig an. „Ich? Warum soll immer ich mich zurücknehmen? Du hast doch selbst gesagt, dass es bei Beziehungen um Kompromisse geht. Und Morgan wollte noch nicht einmal über einen Kompromiss reden.“
Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Und du auch nicht“, stellte sie trocken fest.
„Ich hätte mich schon einmal fast aufgegeben, Mom. Das halte ich nicht noch einmal aus. Das werde ich nicht noch einmal zulassen.“
„Aber du kannst doch nicht erwarten, dass er alles stehen und liegen lässt, nur um dir zu folgen. Du erwartest von ihm, dass er sich selbst verleugnet. Warum? Willst du dir etwas beweisen?“
„Du meinst, ich sollte die Beförderung ablehnen, oder? Nur weil du damals deine Karriere aufgegeben hast, bedeutet das nicht, dass ich das auch tun muss.“
Ihre Mutter wirkte verwirrt. „Meine Güte, wie kommst du denn auf diese unsinnige Idee?“
„Die habe ich von dir. Du hast dein Medizinstudium damals aufgegeben. Du bist Dad nach Homer gefolgt und hast dafür deine Karriere aufgegeben. Ich bin nicht wie du. Auch nicht wie Brenda, Wendy, Ali oder Lisa. Ich werde nicht aufhören, so zu sein, wie ich bin, nur um jemand anderes glücklich zu machen.“ Sie liebte Morgan, aber sie konnte genauso wenig aus ihrer Haut wie er aus seiner.
Jill erkannte, dass sie genau das von ihm erwartet hatte. Sie hatte ihm genau genommen auch ein Ultimatum gestellt. Ihre Mutter hatte recht. Er wäre nicht länger der Mann, den sie liebte, wenn er einfach nachgegeben hätte.
„Ich hatte kein großes Interesse an der Medizin“, sagte ihre Mutter. „Dass ich Ärztin werden sollte, war die Idee deines Großvaters.“
Jill blickte sie nachdenklich an. „Du hast doch mal erzählt, dass Dad und du wegen deiner Arbeit fast nicht geheiratet hättet.“
„Stimmt, aber nicht, weil dein Vater etwas dagegen gehabt hätte, dass ich Ärztin werde. Wir hätten fast nicht geheiratet, weil ich wegwollte. Er hatte
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