Tiffany Exklusiv Band 06
Angst, dass ich eines Tages meine Entscheidung bereuen könnte, und daran wollte er nicht schuld sein. Es hat mich einige Überzeugungskraft gefordert, ihm klarzumachen, dass ich gar keine Ärztin werden wollte.“
„Das unterscheidet uns, Mom. Ich bin gern Anwältin. Ich wollte es immer sein, und darum habe ich so hart dafür gearbeitet. Und ich werde es nicht zulassen, dass jemand meinen Traum zerstört.“
„Manchmal bist du einfach zu starrsinnig, Jill Cassidy. Hat Morgan dir gesagt, dass du deine Arbeit aufgeben sollst?“
„Nein.“
„Hat er dir gesagt, dass du die Stelle in San Francisco ablehnen sollst?“
„Nein.“
„Was hat er dann von dir verlangt?“
Jill dachte einen Moment nach. „Er hat gar nichts von mir verlangt, aber es ist klar, dass die Beziehung zu Ende ist, wenn ich den Job annehme. Und das ist ein Ultimatum.“
„Was würde passieren, wenn du die Stelle ablehnst? Würdest du dann entlassen?“
„Nein, aber …“
Marilyn stand langsam auf. „Du musst dir überlegen, was dir am wichtigsten ist, Jill, und dich dann entscheiden.“
„Aber wie kann ich das erkennen? Was ist, wenn ich wieder die falsche Entscheidung treffe?“
„Morgan ist nicht Owen. Owen hat dich nicht geliebt, so wie du warst. Er wollte dich nach seinen Vorstellungen formen. Dein Vater und ich waren ja so erleichtert, als du die Verlobung gelöst hast.“
Jill glaubte, sich verhört zu haben. „Aber Dad hat sich so aufgeregt damals.“
„Ja, über sich selbst. Er hat sich schlimme Selbstvorwürfe gemacht, weil er dich nicht richtig beschützt hatte.“
„Was hat er denn falsch gemacht?“
„Er wollte nicht, dass du Owen heiratest. Aber er hatte Angst, sich einzumischen, damit du ihn nicht aus Trotz heiraten würdest.“
Jill kam nicht umhin zuzugeben, dass ihre Mutter mit dieser Einschätzung recht hatte.
„Nur der Vollständigkeit halber“, fuhr ihre Mutter fort, „Felicitas Kramer und ich sprechen nicht mehr miteinander, weil ich mich geweigert habe, mich einzuschalten. Sie hat von uns erwartet, dass wir dich zwingen, ihren Sohn zu heiraten, und das haben wir abgelehnt.“
„Und jetzt, Mom? Kannst du dich jetzt einmischen und mir sagen, was ich tun soll?“
Marilyn strich ihrer Tochter zart übers Haar. „Es ist deine Entscheidung. Hör einfach auf dein Herz, Liebling.“
Jill atmete tief durch. „Das sollte nicht so schwierig sein. Danke, Mom, dass du mir zugehört hast.“
„Warum wäschst du dir nicht das Gesicht und hilfst uns dann in der Küche?“
Jill nickte und stieg die Treppe zum Badezimmer hoch. Sie wusste nun, was sie tun musste. Es würde zwar nicht einfach werden, die Beförderung abzulehnen, aber sie wusste jetzt, was sie wirklich wollte: Morgan.
Sie ging in das Zimmer ihrer Eltern und griff zum Telefon. Dann hinterließ sie Nick die Nachricht, er möge bitte zurückrufen. Sie konnte nur beten, dass ihre Mutter recht hatte. Und dass ihr Herz sie nicht belogen hatte.
Morgan bestellte sich noch ein Bier und setzte sich wieder auf seinen Sitz in der Flughafenbar. Es waren noch drei Stunden bis zu seinem Flug. Drei Stunden, in denen er sich die geschmacklose Einrichtung der Bar anschauen und an Jill denken musste.
Aber das Bier half nicht. Er verfluchte sich dafür, ein solcher Narr gewesen zu sein, verfluchte ihren Drang nach Unabhängigkeit, diesen verdammten Job, der sie ihm weggenommen hatte.
„Besser jetzt als später“, murmelte er vor sich hin, trank aus und bestellte sich ein weiteres Bier.
Nein, die Beziehung wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Selbst wenn er Jill nach San Francisco folgen, ja selbst wenn er sie heiraten würde, sie würde auch weiterhin auf ihre Karriere fixiert sein.
Er konnte es quasi vor sich sehen. Erst wollte sie keine Familie gründen, weil sie noch nicht in leitender Position war, und wenn es dann dazu kam, würde sie keine Kinder haben wollen, weil sie noch nicht in den Vorstand aufgerückt war. Und irgendwann wäre es dann zu spät für Kinder, weil sie immer noch ein weiteres Ziel erreichen musste. Wie hatte er nur so dumm sein können, zu glauben, er könne daran etwas ändern? Wer war er denn, dass er sich anmaßte, sie an sich binden zu können?
Morgan wusste, was er wollte: eine Partnerin, keine Teilzeit-Ehefrau. Und es war egal, wie sehr er Jill liebte, da sie seine Vorstellungen nicht teilte. Er hatte diese Hölle schon einmal durchlebt, hatte die Ehe seiner Eltern zerbrechen sehen, je höher seine
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