Tiffany Exklusiv Band 06
sie nicht wenigstens ein wenig Zeit mit ihm verbringen? Ein kleiner Flirt war harmlos. Was wäre schon so schlimm daran?
Bevor sie es sich wieder anders überlegte, stand Sylvia auf. „Die Party geht zu Ende. Ich sollte Alexander jetzt erlösen.“
3. KAPITEL
Gegen Ende der Party war Devins Respekt für Schauspieler gewachsen. Seit fünf Stunden mimte er ununterbrochen. Ihm dröhnte der Kopf, seine Füße brannten. Wenn Sylvia wüsste, wie anstrengend der Auftritt gewesen war, würde sie ihm freudig einen Scheck ausstellen.
Doch trotz seiner Müdigkeit wurde er nicht müde, auf ihren Anblick in dem kurzen schwarzen Kleid zu reagieren. Hingerissen verfolgte er, wie sie zu den letzten Gästen ging, um sich von ihnen zu verabschieden. Perfekt gestylt, temperamentvoll und gebildet, war sie der absolute Gegensatz zu den lustlosen, vom Leben enttäuschten Frauen aus dem Viertel, in dem er aufgewachsen war.
Sie faszinierte ihn. Sie war die Frau, die er sich immer schon gewünscht hatte, aber höchstwahrscheinlich nie bekommen würde.
Das ist nicht deine Welt, ermahnte er sich, während Erinnerungen ihn überschwemmten. An seinen Vater, der so viel Wert auf Aussprache und Haltung legte. An seinen Onkel, der ihn in Französisch unterrichtet hatte. Es schadete einem Gauner nicht, ein bisschen Stil zu haben, hatten sie immer gesagt.
Seine Ausbildung hatte mit kleineren Gaunereien angefangen. Er und sein Vater hatten in Läden und Kiosken den alten Trick benutzt, sich auf einen Zwanziger herausgeben zu lassen, obwohl sie nur mit einem Fünfdollarschein bezahlt hatten. In dem Film „Paper Moon“ war dieser Trick der ganzen Welt gezeigt worden, aber sie wurden trotzdem nie erwischt. Es waren simple Bluffs gewesen, Kinderkram. Die größeren Coups kamen erst später.
Er wusste, dass sein Vater es nur gut mit ihm gemeint hatte, und er liebte ihn dafür. Aber der Lebensstil seines Vaters gefiel ihm nicht. Und so hatte er hart gearbeitet, um sich ein Studium zu ermöglichen und dem Schatten seines Vaters zu entkommen. Und wozu? Damit er nun doch einen Coup landete – und das auch noch bei einer Frau, die ihn wie keine andere faszinierte?
„He, Fremder.“ Sie trat neben ihn und nahm seinen Arm, als hätte sie das schon tausendmal getan. Er wehrte sich gegen den Impuls, sie an sich zu ziehen, und verfluchte sich für seine Sentimentalität. Sie war ein Opfer. Mehr nicht.
Hör auf zu glauben, sagte er sich, dass du der Vergangenheit entrinnen kannst!
„He.“ Er lächelte sie an. „Sie haben mich allein gelassen. Ich dachte schon, Sie würden mir vertrauen.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Von wegen. Ich habe Sie die ganze Zeit beobachtet.“
„So? Das ist interessant“, entgegnete er.
„Interessant? Wieso?“ Sie zog die Nadeln aus ihrem aufgesteckten blonden Haar, sodass es ihr in weichen Wellen auf die Schultern fiel. Es sah bezaubernd aus.
„Weil ich Sie auch beobachtet habe. Ich frage mich, ob wir das Gleiche dachten.“
Sie begann mit ihrem Haar zu spielen. Weil sie nervös war? Aber warum? Weil er mit ihr flirtete? Erneut ließ er den Blick über ihr kurzes Cocktailkleid gleiten, das ihren schlanken Körper gut zur Geltung brachte, und dann zu ihren braunen Augen und dem blonden Haar. Ein vertrautes Ziehen breitete sich in seinen Lenden aus.
Diese Frau war die geborene Verführerin.
„Die Party ist zu Ende. Sind Sie müde?“ Wieder spielte sie mit ihrem Haar, und er sah sich schon seine Hände unter dieses weiche Haar schieben, während er sie in einer leidenschaftlichen Umarmung an sich zog.
„Wie bitte?“, fragte er, weil er den Faden verloren hatte.
„Ach, nichts. Ich glaube, ich geh jetzt.“
„Nein, nein.“ Er ergriff ihren nackten Arm und fragte sich, ob ihre Haut wohl überall so weich und zart war. Und er konnte gar nicht anders, als darüber zu streichen. „Nehmen Sie doch noch einen Drink mit mir.“
Sie atmete erschauernd ein. „Ich möchte … lieber nicht. Es ist schon spät.“
„Dann bleiben Sie bei mir bis zum frühen Morgen, und ich bitte Sie noch einmal.“
Sylvia schaute mit strenger Miene auf, aber das Verlangen in ihren Augen war dennoch nicht zu übersehen. „Haben Sie meine Bücher auswendig gelernt?“
„Schon möglich. Oder vielleicht ist es auch bloß Zufall.“
„Zufall?“
Er küsste ihre Hand und verweilte mit den Lippen auf ihrer zarten Haut. „Es könnten ja auch meine eigenen Worte sein. Vielleicht bin ich ja der Mann, von dem Sie immer
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