Tiffany Exklusiv Band 06
warum haben Sie mich erfunden?“
Ja, warum? Wie sollte sie ihm das erklären? Sie brauchte einen Autor für ihre Romane, aber das war nicht der einzige Grund dafür, dass sie Alexander erfunden hatte. Sie war einsam gewesen, und da sie nie einem Mann begegnet war, der ihren Ansprüchen gerecht wurde, hatte sie einen erfunden. „Weil es unumgänglich war“, antwortete sie achselzuckend.
„Konnten Sie die Romane nicht unter Ihrem Namen schreiben?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Warum nicht?“ Lächelnd stützte er die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf seine Hände, ohne ihre loszulassen. Sein Atem streichelte ihre Haut, und sie konnte seinen angenehmen Duft wahrnehmen.
Ihr verräterischer Körper reagierte wieder sofort. Ihre Hände wurden feucht, in ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge. Ob dieser Mann wohl sah, dass ihre Brustspitzen hart wurden und sich unter dem Kleid abzeichneten?
„Was ist so besonders an Alexander?“
Langsam zog sie ihre Hand zurück. „Ich dachte, wir reden jetzt über Sie?“
„Vielleicht möchte ich Sie ja besser kennenlernen.“
„Oder Sie bezwecken etwas völlig anderes“, versetzte sie und hoffte, dass es nicht zu ernsthaft klang. Sie wollte ihn mit der Wahrheitssuche nicht vertreiben. Ihr war bewusst, dass er nicht Alexander war. Aber er saß vor ihr. Und er war real. Und sexy.
Der mysteriöse Fremde lehnte sich zurück. „Bezwecken? Aber was denn?“ Sie zog eine Augenbraue hoch, und er lachte. „Also gut. Ihre Frage ist berechtigt.“
Er nahm wieder ihre Hand, und sie schaute auf ihre verschränkten Finger. Die Berührung war nicht so erotisch wie zuvor, aber dennoch ziemlich wirkungsvoll. Sylvia atmete tief ein, bevor sie wieder aufschaute.
„Im Ernst“, murmelte er lächelnd. „Ich möchte wirklich gern wissen, warum Sie mich erfunden haben.“
Mich? Er redete, als wäre er wirklich Alexander. Und sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn schon seit Jahren kannte. Dass er der Mann war, von dem sie ihr Leben lang geträumt hatte.
„Dafür gibt es viele Gründe“, erwiderte sie und begann sie aufzuzählen. „Ich wollte schon immer schreiben, aber mein Dad hat meinen Hang zur Schriftstellerei nie ernst genommen. Ich liebe ihn über alles, aber es ist leider so, dass kein Schatten auf unseren Familiennamen fallen darf. Mein Vater ist Richter in Houston, der fünfte in einer langen Reihe von Richtern, und andere Mitglieder unserer Familie sind Industrielle, Chirurgen und Politiker.“
„Weiß Ihre Mutter, dass Sie schreiben?“
„Sie starb, als ich drei war. Ich bin sehr behütet bei meinem Vater aufgewachsen. Manchmal war er wie eine Glucke.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Und weil er es wollte, habe ich Jura studiert. Aber ich studierte hier in New York und schrieb in jeder freien Stunde. Kurz vor meinem Staatsexamen verkaufte ich dann eine Story an den ‚Desperado‘, das Männermagazin.“
„Ich kann mir gut vorstellen, wie es weiterging“, warf Devin ein. „Sie veröffentlichten die Story unter einem Pseudonym, damit Ihr Dad nichts davon merkte. Desperado gibt aber auch Taschenbücher heraus, und der Verlag bot Ihnen an, einen Roman von Ihnen zu veröffentlichen. Und dann noch einen und noch einen und so weiter.“
„Richtig. Die Geschichte endet damit, dass die brave Tochter ihrem Vater vorschwindelt, sie werde ihre eigene Kanzlei eröffnen. Sie zieht zurück nach Texas, lässt sich aber in Austin nieder. Das ist nahe genug an Houston, um ihren Daddy glücklich zu machen, aber auch weit genug, um frei zu sein. Und dann erfindet sie einen wichtigen Klienten, den aufstrebenden Autor Montgomery Alexander, und wird seine Managerin. Der Vater ist stolz, weil seine Tochter so erfolgreich ist, aber auch ein bisschen enttäuscht, weil sie für den Autor ‚solcher Schundromane‘ arbeitet.“
Sie nippte an ihrem Cocktail. „Und genau das ist mein Problem. Zum einen will ich meinem Vater nicht die Wahrheit sagen, weil ich seine Ansicht über die Romane kenne, und zum anderen kann ich es ihm nicht sagen, weil ich mich schon viel zu lange hinter meinem Pseudonym verstecke.“
„Belastet Sie das?“
Sylvia betrachtete das Muster auf der Serviette. „Dass mein Vater es nicht weiß?“
„Dass niemand etwas davon weiß.“
„Einige Leute wissen es“, verteidigte sie sich.
„Wer?“
„Rachel. Und jetzt Sie.“
„O ja, das sind ja wirklich viele“, spottete Devin.
„Ich habe nicht gesagt, viele, sondern einige.“ Sylvia
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