Tiffany Exklusiv Band 06
faszinierte ihn. Sie hatte sehr viele Facetten, diese Frau. Und er wollte jede einzelne von ihr kennenlernen.
Mach dir bloß nichts vor, mein Junge, sagte er sich bitter. Das würde sie nie zulassen. Ihr Traummann bist nicht du, sondern Montgomery Alexander. Du kannst zwar einen Abend lang in seine Rolle schlüpfen, aber du wirst niemals sein wie er.
Devin stöhnte. Er hatte keine Chance bei ihr.
Mit schleppenden Schritten ging er zur Tür zum Korridor und zwang sich, das Richtige zu tun.
Es war Montgomery Alexander, den Sylvia wollte, nicht Devin O’Malley. Der Mann, den sie begehrte, war kultiviert und weltgewandt, ein wunderbarer Unterhalter, der sich im Weißen Haus genauso wohlfühlen würde wie in einem Zelt an irgendeinem Kriegsschauplatz. Wahrscheinlich würde Alexander sogar Yeats zitieren, wenn er codierte Botschaften über die Grenze schmuggelte.
Ganz anders als er, Devin O’Malley, der schon froh war, wenn er seine Löhne zahlen konnte und ihm kein Gangster wegen der Spielschulden seines Vaters auf die Pelle rückte. Also ganz und gar nicht das, was Sylvia wollte.
Er stand vor einem Dilemma. Wenn er Geld von ihr erpresste, verlor er seine Selbstachtung. Aber er konnte auch nicht bei ihr bleiben und so tun, als ob zwei so grundverschiedene Menschen wie sie und er wirklich eine Chance hätten.
Deshalb ging er und stieg schnell in den Aufzug, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Ihre kurze Affäre war schon vorbei, bevor sie überhaupt beginnen konnte.
„Er ist ein Schuft!“
„Sylvia“, sagte Rachel seufzend und öffnete das Wagenfenster.
„Nein, wirklich. Er ist ein Schuft, und ich bin eine Närrin.“ Sylvia schüttelte den Kopf. „Ich hätte es wissen müssen. Sein Blick ist so unstet.“
„Red keinen Unsinn, Sylvia.“
„Doch, das ist er“, beharrte sie, aber nicht aus Überzeugung, sondern weil sie ihrer Empörung ein Ventil verschaffen musste. „Und es ist wirklich nicht zu glauben, dass ich jetzt hier im Taxi sitze, um diesen Mann, der mich halb nackt in einem Hotelzimmer sitzen ließ und mir nicht mal eine Nachricht hinterlassen hat, um eine Gefälligkeit zu bitten.“
Rachel lachte. „Ich glaube, du bist wütender auf dich selbst als auf ihn. Weil du fast mit ihm ins Bett gegangen wärst, etwas, was du trotz meines Drängens bisher nie getan hast. Und jetzt schämst du dich, weil du zum ersten Mal versucht hast, aus deiner langweiligen Routine auszubrechen, und es nicht geklappt hat.“
„Es ist die Art und Weise. Ich kann es einfach nicht glauben, dass er so wortlos verschwunden ist.“
„Wahrscheinlich schämt er sich genauso sehr wie du.“
Das bezweifelte Sylvia. „Wieso?“
„Er kam doch zu der Party, um dich kennenzulernen. Vielleicht hoffte er, du würdest auf seine Nummer hereinfallen …“
„Womit er ja auch recht behalten hat.“
„… aber er glaubte es nicht wirklich“, fuhr Rachel fort. „Und dann, als er merkte, dass er dir gefiel und du ihn in dein Zimmer mitnahmst, war es für ihn, als wären seine kühnsten Fantasien wahr geworden.“
Sylvia war nicht sicher, ob sie Rachel glauben sollte.
„Aber als ich dann kam und du ihn fortgeschickt hast, hat ihn das vielleicht ernüchtert. Wahrscheinlich dachte er, du würdest wütend auf ihn sein, sobald die erste Leidenschaft verflogen ist, und wollte lieber verschwinden, bevor du die Polizei anrufen würdest.“
„Mag sein. Aber es wird trotzdem peinlich sein, ihm wieder zu begegnen …“
„Dreizehn fünfzig.“
Rachel zahlte, als das Taxi hielt.
Einem Schild über der Eingangstür des Pubs entnahmen sie, dass es von vier Uhr nachmittags bis zwei Uhr nachts geöffnet war.
„Vielleicht ist ja trotzdem jemand da“, meinte Rachel.
Sylvia zog an der schweren Tür. Sie war nicht abgeschlossen.
Die einzige Person im Raum war ein dünner kleiner Mann, der auf dem Boden kniete und die Dielen schrubbte.
Sylvia hüstelte.
„Wir haben noch geschlossen“, sagte er, ohne aufzusehen.
„Ich weiß. Ich möchte den Besitzer sprechen“, erklärte Sylvia.
Der Mann knurrte etwas, machte dann aber große Augen, als er aufschaute und sie und Rachel sah. Rasch erhob er sich. „Oh, Sie sind es. Das wusste ich nicht. Entschuldigung. Was darf ich Ihnen bringen? Das geht natürlich aufs Haus.“
Sylvia schaute Rachel an, die mit den Schultern zuckte.
„Für mich eine Margarita“, erklärte Rachel nach kurzem Zögern.
„Rachel!“, zischte Sylvia, als der Mann zur Bar ging.
„Was ist? Er
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