Tiffany Exklusiv Band 06
hat, ist er noch lange kein edler Ritter. Außerdem hat er vielleicht sowieso bloß deshalb davon abgesehen, weil mein Vater Richter ist, und nicht aus purem Ehrgefühl.“
Oder aus echter Zuneigung, ergänzte Sylvia im Stillen. Sie verdrängte den Gedanken und begann ihre Kleider zu falten. Egal, wie sehr er ihr gefiel, sie dachte nicht daran, auf einen Ganoven hereinzufallen, der sie nur benutzen wollte, um schnell an Geld heranzukommen. Noch dazu, um Spielschulden zu begleichen! Wenn er das Geld für eine arme kranke Großmutter gebraucht hätte …
„Zwischen uns ist alles klar. Wir haben eine geschäftliche Vereinbarung, mehr nicht. Die letzte Nacht wird sich nicht wiederholen. Ich brauche jemanden, der Alexander verkörpert, und Devin ist die ideale Besetzung für diese Rolle.“ Sylvias Körper bereute die Entscheidung, aber ihr Verstand wusste, dass es so am besten war.
„Also willst du jetzt ihn benutzen.“
Sylvia überlegte. „Nun ja, wahrscheinlich schon. Das ist nur gerecht.“
„Das sollte auch keine Kritik sein“, sagte Rachel. „Ganz im Gegenteil.“
„Wieso?“
„Selbst wenn es rein geschäftlich ist, kann er doch dein Lover sein. Das ist mega-in. Anderthalb Wochen. Die ideale Dauer eines heißen Flirts. Ein bisschen Spaß, um dich von der Arbeit abzulenken. Und ihr fahrt ja auch nach Kalifornien und Las Vegas. Das ist doch herrlich dekadent, nicht wahr?“
Sylvia musste wider Willen lachen. „Dekadent ist nicht das Bild, das wir der Öffentlichkeit präsentieren wollen. Ich brauche weder einen Lover noch deine guten Ratschläge.“ Sie machte eine ausholende Geste mit der Hand. „All das ist das Ergebnis deiner vorlauten Bemerkungen in jener Nacht im Pub.“
„Dieses Zimmer?“
„Die Situation“, sagte Sylvia und warf ein Kissen nach Rachel. „Ich kann mir keine weiteren Komplikationen leisten. Und ganz gewiss kann ich mich nicht mit einem charmanten Spieler einlassen, den seine Schulden dazu zwingen, andere Menschen zu erpressen.“ Sie hob die Hand, als Rachel Einwände erheben wollte. „Ich weiß, dass er es sich dann doch noch anders überlegt hat, aber das ist nicht der Punkt. Ich bin nicht geschaffen für Affären. Es wäre typisch für mich, wenn ich mich in ihn verlieben würde. Und was dann?“
Aber die entscheidendere Frage war, wie sie ihn vergessen sollte. Denn verliebt war sie bereits, auch wenn sie es Rachel nicht gestehen wollte. Die einzige Lösung war, ihre Beziehung auf einer professionellen Ebene zu halten. Beim kleinsten Anzeichen sexuellen Interesses würde sie die Konversation höflich, aber bestimmt zu ihrer Arbeit zurückführen. Und eine kalte Dusche nehmen.
„Na gut“, sagte Rachel seufzend. „Dann wünsch ich dir eine schöne langweilige Reise. Vielleicht lernst du in Las Vegas ja einen Hotelpagen kennen, der dir den Kopf verdreht.“
„Da bin ich.“ Devin lehnte lässig in der Tür, eine Reisetasche über der Schulter. Er trug ein T-Shirt, das eng genug war, um seine ausgeprägten Muskeln zu betonen.
„Hi. Komm herein.“ Sylvia trat beiseite, um ihn einzulassen.
Sie schloss die Tür und drehte sich dann langsam zu ihm. Er sah wirklich unglaublich sexy aus. Wie sollte sie es anderthalb Wochen mit diesem attraktiven blonden Hünen aushalten, wenn sie es jetzt schon kaum ertrug, ihn nicht zu berühren?
Er betrachtete sie mit eigenartigem Gesichtsausdruck. „Was ist?“, fragte sie und befürchtete, dass er ihre Gedanken erraten hatte.
„Drei Wochen.“
„Wie bitte?“
„Die nächsten drei Wochen gehöre ich dir. Ich habe dich in diese Situation hineingebracht, da will ich wenigstens versuchen, dir jetzt beizustehen.“ Er sah nun sehr energisch aus. Rechnete er mit Widerspruch von ihr?
„Ich kann es mir nicht leisten, dich länger als zwei Wochen zu bezahlen.“
Er nickte. „Ich weiß.“
„Aber ich dachte …“
„Willst du mich nun für drei Wochen oder nicht?“
„Natürlich“, antwortete sie und ignorierte die teuflische kleine Stimme in ihrem Kopf, die sie bedrängte, ihm zu sagen, dass sie ihn sogar wahnsinnig heftig wolle. „Ich möchte dir nur nichts verderben.“
Devin lächelte. „Danke. Das weiß ich sehr zu schätzen. Aber es geht schon. Wirklich.“
„Was hat dich umgestimmt?“
„Verpflichtungen, denen ich mich nicht entziehen kann.“
„Oh“, entfuhr es ihr. „Du meinst so etwas wie einen Ehrenkodex unter Betrügern?“ Augenblicklich bereute sie ihre Worte. „Entschuldige. Es tut mir leid.“
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