Tiffany Exklusiv Band 06
meine.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte kühl zurück. „Genau. Wo liegt also das Problem?“
Das eigentliche Problem war, dass er sie mochte. Und begehrte. Jill Cassidy war alles, was ein Mann sich nur wünschen konnte, und verkörperte doch auch all jene Eigenschaften, die er niemals akzeptieren würde. Die Eigenschaften, die er an ihr bewunderte, waren gleichzeitig auch die, die ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachten. Am Montag würden sie wieder nach Los Angeles und in ihr gewohntes Leben zurückkehren. Jeder für sich.
„Morgan?“
Wieder schenkte er ihr ein Lächeln. „Willst du es unbedingt wissen?“ Sie nickte. „Ich mag dich, Jill“, fuhr er fort. „Sehr sogar. Aber es würde mit uns nicht klappen.“
„Jetzt nach rechts, dann wieder links und dann geradeaus bis zum Ende des Blocks. Wie ich schon sagte, bin ich nicht an einer Beziehung interessiert.“
„Und wenn ich interessiert wäre?“
„Du machst Witze, nicht wahr?“ Sie klang überrascht.
Er war auf der Suche nach der richtigen Frau. Und für die richtige Frau würde die Familie immer an erster Stelle stehen. Er bog in die Einfahrt des Pfarrhauses ein, vorbei an dem penibel gepflegten Rasen, der im Schatten eines Pappelwäldchens lag.
Morgan parkte und drehte sich dann wieder zu Jill um. „Ich meine das ernst, Jill.“
Sie starrte ihn an. „Aber?“
Sie hatte ihm klar gemacht, dass sie keine Beziehung wollte. Also sollte ihr die Wahrheit auch nichts ausmachen. „Ich würde mir wünschen, dass du die Frau wärst, Jill, aber du bist es nicht.“
„Oh, danke schön“, antwortete sie kühl. „Du weißt, wie man Komplimente macht.“
Er musste lachen. „Nein, so meinte ich das nicht. Du bist süß, intelligent und unglaublich anziehend. Aber leider bist du schon mit deiner Karriere verheiratet.“
„Und du willst ein kleines Dummerchen.“ In Jills Stimme schwang Bitterkeit mit. „Was haben sie nur mit dir gemacht, Morgan?“
Er wollte ihr gerade seine Standardantwort geben, als die Haustür ihres Elternhauses geöffnet wurde und eine Horde junger Männer herauskam.
„Ich dachte eigentlich, dass du sechs Schwestern hättest.“
„Das sind meine Schwäger“, erklärte sie und sah ihn voller Stolz an. Ihr Gespräch war noch nicht vorbei. Es war nur unterbrochen.
Der entschlossene Blick seines sündigen Engels sagte ihm, dass er kein Pardon zu erwarten hatte.
6. KAPITEL
Jill saß auf der Lehne des riesigen Ohrensessels, in dem Morgan Platz genommen hatte. Mit halbem Ohr lauschte sie dem Gespräch, das Morgan mit ihren Schwägern Sean und Brad führte. Sie waren Möbeltischler beziehungsweise Elektriker und redeten mit Morgan über die Probleme des Baugewerbes. Ihr Vater war noch am Bahnhof von Chicago, um seine fünfundneunzigjährige Großmutter abzuholen, die aus Miami anreiste. Alis Ehemann Brad hatte ihr erzählt, dass sie noch weitere Verwandte erwarteten.
Das bedeutete, dass ihr noch eine kurze Galgenfrist blieb. Sie fürchtete sich vor dem Moment, wo sie ihrem Vater Morgan vorstellen musste. Sie kannte die Art, wie er sie ansehen würde – ein Blick, der mehr sagte als jede Predigt.
Im Nachhinein war sie froh, so wenig über ihren angeblichen Verlobten erzählt zu haben. Es würde schon so schwer genug sein, sich die Woche über nicht zu verplappern.
Ihre Schwestern waren mit ihrer Mutter und den beiden Großmüttern in der Kirche, um an der Dekoration zu arbeiten. Obwohl sie sich ein wenig ärgerte, nicht begrüßt zu werden, empfand sie doch auch Erleichterung. Solange Morgan mit ihren Schwägern beschäftigt war, hatte sie die Muße, über seine Worte von vorhin nachzudenken.
Die falsche Frau …
Sie entschuldigte sich kurz und ging in die Küche. In der Mitte des Raumes stand ein großer alter Eichentisch. Wie oft hatte sie hier gesessen und ihren älteren Schwestern zugehört, wie sie sich über Jungen unterhielten, oder hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Der Tisch war das Zentrum der Familie gewesen, an dem sich alle zum Essen getroffen und den Geschichten ihrer Großmütter aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise und des Zweiten Weltkriegs gelauscht hatten.
Die Stimmen von Kindern drangen an ihr Ohr, und sie ging zum Fenster und sah ihre Neffen und Nichten hinter dem Haus herumtoben. Das Spielhaus, das ihr Vater vor Jahren gebaut hatte, stand noch immer dort.
Sie lächelte versonnen. So viele Erinnerungen, die meisten schön, einige weniger. Etwa, als
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