Tiffany Exklusiv Band 06
zurückgewiesen zu werden. Es war vielmehr die Angst vor seinen eigenen Gefühlen, denn er wusste, er war dabei, sein Herz an die Falsche zu verlieren.
Jill lehnte sich an ihn und schmiegte die Wange an seine Schulter. Langsam ließ sie ihre Hände über seine Arme gleiten. „Hm. Das ist schön.“ Sie seufzte wohlig.
„Das heutige Gespräch mit deinem Vater war erst der Anfang.“ Morgans Kinn ruhte auf ihrem Kopf. „Er wird bestimmt noch mehr Fragen haben, und dann werde ich die richtigen Antworten brauchen. Er macht sich Sorgen um dich, Jill, und möchte dich vor weiteren Fehlern bewahren.“
Sie schwieg. Geduldig wartete Morgan, hielt sie nur liebevoll, bis sie bereit war, ihm die Wahrheit zu erzählen.
„Ich kannte Owen schon seit der dritten Klasse.“ Geistesabwesend fuhr sie mit ihren Fingern über seinen Arm. „Unsere Eltern waren befreundet, und Owen gehörte einfach zu meinem Leben. In der letzten Klasse haben wir dann angefangen, miteinander auszugehen, aber wir haben das nie sehr ernst genommen. Das geschah erst, als ich schon im vierten Semester Jura studierte. Doch da haben wir uns auch nur gelegentlich gesehen.
Kennst du das, wenn du mit deinem Leben zufrieden bist und alles seinen Gang geht, und auf einmal passiert etwas, das alles ändert? So war es bei mir, als Owen mir sagte, dass er mich heiraten wolle. Ich war fast mit dem Studium fertig und hatte mich schon bei verschiedenen Stellen in Los Angeles beworben. Man hatte mir für den Herbst einen Job bei der Pflichtverteidigung in Aussicht gestellt. Das bedeutete einen guten Einstieg mit viel praktischer Erfahrung, auf der ich aufbauen konnte. Doch dann kam ich nach Hause, und Owen machte mir einen Heiratsantrag.“
Morgan nahm den bitteren Unterton wahr und konnte ihr die Enttäuschung nachfühlen, denn er hatte viele seiner eigenen Pläne aufgeben müssen, damit er sich um seine Geschwister kümmern konnte. Allerdings hatte er das damals ohne zu zögern getan, denn er sah ein, dass es einfach nicht anders ging. Doch bei Jill und Owen bestand diese Notwendigkeit nicht.
„Wir hatten den Hochzeitstermin für Anfang Herbst festgelegt. Owen dachte nicht im Traum daran, nach Kalifornien zu ziehen, also hätte ich auf den Job verzichten müssen. Ich war zwar enttäuscht, aber ich habe zugestimmt. Ich dachte, die Liebe würde schon alles zum Besten wenden. Wir würden bestimmt ein herrliches Leben haben. Er war Börsenmakler und ich Rechtsanwältin. Ich habe mir vorgestellt, dass wir Unmengen Geld in Chicago verdienen würden, ein wunderschönes Haus am See, zwei Kinder und einen Golden Retriever namens Annie haben würden.“
„Aber dazu kam es nicht.“ Morgan drückte Jill fester an sich.
Sie seufzte. „Nein. Und darüber bin ich unendlich froh. Wir passten überhaupt nicht zusammen. Im Nachhinein ist man ja immer klüger, aber ich bin mir sicher, dass ich schon damals meine Zweifel hatte, denn ich hatte es mit Absicht vermieden, irgendjemand von dem Job in Los Angeles zu erzählen. Unsere beiden Eltern waren von der Verlobung völlig begeistert und Owens hatten schon mit den Hochzeitsvorbereitungen begonnen.
Ich ließ sie also meine Hochzeit organisieren, studierte weiter und bewarb mich nun in Chicago, wo auch Owen arbeitete. Und tatsächlich bekam ich auch zwei hervorragende Angebote. Als der Hochzeitstermin näher rückte, fragte ich Owen, wann wir uns denn nach einer geeigneten Wohnung in Chicago umsehen wollten. Und dabei kam heraus, dass er vorhatte, sich in Homer niederzulassen.“
Sie drehte sich zu Morgan herum, ohne sich aus seiner Umarmung zu lösen. Sie sah nachdenklich aus, und in ihren Augen konnte er noch einen Rest des alten Ärgers entdecken. Wie gerne hätte er die bösen Erinnerungen einfach mit einem leidenschaftlichen Kuss verscheucht.
„Ich hätte in der Hauptverkehrszeit losfahren müssen“, fuhr sie fort. „Das bedeutete einen Anfahrtsweg von mindestens vier Stunden allein auf der Autobahn. Und von einer neuen Anwältin in einer Kanzlei erwartet man, dass sie täglich bis zu zwölf Stunden arbeitet. Also habe ich ihm gesagt, dass es für mich keinesfalls infrage käme, in Homer zu wohnen. Ich wollte ihm entgegenkommen und schlug vor, uns ein Haus in einem Vorort zu suchen, wenn er nicht in der Innenstadt leben wollte, aber er lehnte rundweg ab. Und als ich ihn fragte, wie er es sich denn vorstelle, dass ich jeden Tag zur Arbeit kommen sollte, besonders im Winter, ließ er die Katze aus dem Sack. Seine
Weitere Kostenlose Bücher