Tiffany Exklusiv Band 06
bedauerst?“
„Ich bedaure nur eins. Meine Entscheidung hat eine zwanzig Jahre alte Freundschaft zerstört.“
„Das ist nicht dein Ernst. Wolltest du denn danach noch immer mit ihm befreundet sein?“
„Um Himmels willen, nein! Aber Mrs. Kramer war die beste Freundin meiner Mutter, jedenfalls bis zu diesem Tag.“
Langsam dämmerte ihm die Wahrheit, und er entdeckte eine weitere Seite ihrer facettenreichen Persönlichkeit. Darum hatte sie einen Verlobten erfunden, darum ihr hartnäckiges Bemühen, der ganzen Stadt eine Komödie vorzuspielen. Er erinnerte sich, dass sie ihm erzählt hatte, ihre Großmutter sei mit der Großmutter des Mannes befreundet, der sich jetzt Hoffnungen auf sie machte. Jill wollte nicht, dass ihretwegen wieder eine Freundschaft zerbrach.
„Es gibt für alles einen Grund, Jill, auch wenn wir ihn nicht sofort erkennen. Es ist nicht deine Schuld, dass diese Freundschaft in die Brüche ging.“
Wieder schenkte sie ihm dieses strahlende Lächeln, dass jedes Mal sein Blut erhitzte. „Du klingst schon wie mein Vater.“
Väterliche Gefühle waren es allerdings nicht, die er für sie empfand. „Wenn ich mich damals nicht um Will und Raina hätte kümmern müssen, würde es heute Price Construction nicht geben. Was könnte ich daran bedauern?“
„Nichts. Und denke mal an deine Geschwister. Deine Schwester hat sich an der Universität eingeschrieben, nicht wahr? Vielleicht wird sie einmal einem Kind das Leben retten und dieses Kind wird später dann ein Mittel gegen Aids oder Krebs entwickeln.“
„Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?“, wandte Morgan ein.
Achselzuckend entfernte sie sich von ihm. „Ich wollte damit nur sagen, dass man nie weiß, was eine Entscheidung, die man jetzt trifft, später für Konsequenzen nach sich ziehen wird. Vielleicht nicht man selbst, aber jemand, dem man in seinem Leben einen Anstoß gegeben hat, wird eines Tages eventuell Großes erreichen. Nur weil ich anders bin als der Rest meiner Familie, heißt das nicht, dass ich nicht gewisse Ansichten mit ihnen teile.“ Sie blieb auf dem Weg zurück ins Zimmer stehen und sah ihn an. „Wo wir gerade von Familie sprechen. Meine Eltern sind von dir begeistert.“
„Ich schätze sie auch sehr. Sie sind gar nicht so, wie du sie beschrieben hast.“
„Das kommt nur daher, weil du sie nicht näher kennst. Sie haben sich heute Abend von ihrer besten Seite gezeigt.“
Morgan lachte leise vor sich hin und schloss die Tür hinter ihnen. Ihre Eltern waren beide liebenswert, warmherzig und lebhaft. Jill war ihnen viel ähnlicher, als sie wahrhaben wollte.
„Meine Schwestern mögen dich alle, sogar Ali. Ganz zu schweigen davon, wie du meine Großeltern um den Finger gewickelt hast. Du bist nebenbei der erste zukünftige Schwiegersohn, mit dem mein Großvater mehr als zwei Sätze gewechselt hat.“
Morgan fragte sich, wie sie ihnen später erklären würde, dass die Verlobung aufgelöst sei. Würde sie eine Ausrede erfinden oder ihnen die Wahrheit gestehen – dass sie nicht die richtige Frau für ihn war? Der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Und die Vorstellung, sie nach ihrer Rückkehr nach L.A. nie wiederzusehen, versetzte ihm einen Stich.
„Es sind reizende Menschen, Jill.“ Er hängte seine Jacke an die Garderobe. „Und sie lieben dich sehr.“
Sie schüttelte sich theatralisch. „Sie wollen nur, dass ich so werde wie sie.“ Dann setzte sie sich auf die Bettkante und schlüpfte aus ihren Pumps. „Wie hast du das nur angestellt? Meine gesamte Familie liegt dir zu Füßen.“
„Du bist ihnen ähnlicher, als dir bewusst ist“, entgegnete Morgan ruhig.
Jill ging zum Spiegel am Wandschrank und sah ihn stirnrunzelnd an. „Diese Aussage allein ist schon Beweis genug dafür, wie wenig du sie kennst.“
Morgan stand auf und stellte sich hinter sie, sodass er sie in dem mannshohen Spiegel sehen konnte. „Ich weiß jedenfalls, dass du den Humor deines Vaters geerbt hast.“ Er fuhr langsam mit seinen Händen an ihren Armen entlang, und ein heißer Schauer überlief sie.
„Du kennst ihn nicht so, wie ich ihn kenne.“
„Dein Vater besitzt diese Lachfalten, und um die zu bekommen, braucht man Jahre.“
Sie zuckte mit den Schultern, aber er nahm ihr die zur Schau gestellte Gleichgültigkeit nicht ab. „Dein Durchsetzungsvermögen hast du jedenfalls von deiner Mutter.“
„Nicht im Leben.“
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel, und sie lehnte sich an Morgan. Der Raum schien wärmer zu
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