Tiffany Exklusiv Band 06
zu haben, was sich mit dem Trubel bei den Cassidys vergleichen ließ. Seit Raina, Will und er nach Kalifornien gezogen waren, hatte es keine gemeinsamen Familienfeste mehr gegeben. Nachdem seine Mutter sich für ihre Karriere entschieden hatte, waren Familientreffen die große Ausnahme im Leben der Familie Price geworden. Sein Vater hatte sich eine Zeit lang um eine Veränderung bemüht, aber schließlich hatte auch er resigniert.
Morgan wünschte sich, dass seine Familie ebenso glücklich sein könnte wie die Cassidys. Aber das würde er wahrscheinlich erst seinen Kindern ermöglichen können. Vorausgesetzt, er fand die richtige Frau.
„Er ist der große, ruhige Typ“, flüsterte Jills Mutter ihrem Mann zu, mit dem sie auf der Hollywoodschaukel draußen auf der Veranda saß.
„Vielleicht kommt er gegen Jill einfach nicht an“, mutmaßte ihr Großvater. „Das Mädchen kann ja nicht mal fünf Minuten still sein.“
Morgan, der am Fenster stand, grinste. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war, und als er sich umdrehte, sah er besagte Frau, die gerade auf einer Trittleiter stand und versuchte, eine große Kristallschüssel in das oberste Regal des Schrankes zu stellen. Ihre rote Seidenbluse war nach oben gerutscht und gab den Blick auf ihre nackte, gebräunte Haut frei.
Dieser Anblick war Morgans Selbstbeherrschung nicht zuträglich.
Jill stieg von der Trittleiter und lachte. Mit einem Küchentuch schlug sie spielerisch nach Carly. Da war wieder dieses Gefühl des Alleinseins, das er kannte, seit seine Mutter mit ihnen von zu Hause fortgezogen war. Er wollte eine Familie wie diese, aber nicht mit Jill. Dafür war sie einfach nicht die Richtige. Was er von Jill wollte, war rein körperlich. Das konnte er nicht leugnen. Nicht, nachdem er vorhin im Motel eine kalte Dusche hatte nehmen müssen, um sein jähes Verlangen zu dämpfen.
Was er wirklich wollte, war, eine Familie zu haben, die so offen und freundlich miteinander umging, wie es die Cassidys taten. Er mochte die Art und Weise, wie sie miteinander lachten und sich gegenseitig unterstützten. Jill war vielleicht die einzige Cassidy, die sich in die große weite Welt begeben hatte, aber ihre Familie liebte sie deshalb nicht weniger. Nein, sie wollten sie nicht kontrollieren, sie wollten sie bei sich haben, weil sie sie liebten.
Morgans Sehnsucht wuchs. Er wollte nur Liebe – die Liebe der richtigen Frau.
Jill weiß schon, wie man Liebe geben kann, dachte er bei sich, als er sie inmitten ihrer Familie beobachtete. Sie besaß einfach diese Fähigkeit, und bestimmt würde sie sich auch ihren Kindern gegenüber nicht anders verhalten – wenn sie sich dafür entschied, in ihrem Leben andere Prioritäten zu setzen. Zu schade, dass sie nicht die Richtige für ihn war, weil ihre Karriere für sie weit vor allem anderen rangierte.
Richard Cassidy stand auf und blickte Morgan direkt an. „Haben Sie eigentlich schon Marilyns preisgekrönte Rosen gesehen, mein Sohn?“
„Nein, Sir, noch nicht.“ Das war also der Beginn des väterlichen Verhörs.
„Das dürfen Sie auf keinen Fall versäumen.“ Richard klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. „Bei Vollmond sind sie am schönsten!“
„Wirklich, Richard! Ich befürchte, Morgan versteht nicht, dass du ihm die berühmte Wenn-Sie-meine-Tochter-heiraten-wollen-Rede halten willst.“ Ethel Cassidy, Jills Urgroßmutter, schüttelte in gespielter Empörung den Kopf.
Dann wandte sie sich an Jills Mutter. „Ich habe in den letzten vierzig Jahren nie die Hoffnung aufgegeben, dass du ihm ein wenig Diplomatie beibringen würdest, Marilyn.“
„Glaub mir, ich hab’s versucht, Grandma. Doch ohne Erfolg.“
Richard lachte und ging zur Veranda. „Morgan wird bestimmt nicht überrascht sein, wenn ich meinen zukünftigen Schwiegersohn etwas näher kennenlernen möchte. Jill hat ihn bestimmt vorgewarnt.“
„Es ist gar nicht so schlimm“, rief ihm Chickies Ehemann, Sean, hinterher, als Morgan Richard auf die Veranda folgte.
Es war ein angenehmer Abend. Eine leichte Brise aus dem Süden erfüllte die Luft mit dem Duft von Pinien und Rosen. Morgan war gar nicht wohl bei dem Gedanken, Richard anlügen zu müssen. Nicht weil er ein Mann der Kirche war, sondern weil er ihn mochte.
Die ganze Familie war offen und ehrlich und hatte ihn sofort in ihrem Kreis aufgenommen. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher, bis Richard sich schließlich auf dem Stufen vor dem Haus niederließ und Morgan
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