Tiffany exklusiv Band 19

bei neunundzwanzigtausend Dollar.
    „Zum Ersten, zum Zweiten und zum …“
    „Machen Sie runde dreißigtausend draus!“, rief eine helle Stimme. Statt ihres Nummernschilds hob die Bieterin lässig die Kuchengabel.
    „Und verkauft!“, rief die Auktionatorin und ließ den Hammer niedersausen. „An die Dame in Rot!“
    Garrett blinzelte gegen das blendende Bühnenlicht. Die Frau in Rot legte vorsichtig ihre Kuchengabel beiseite und hob nun das Schild mit ihrer Nummer. Er wunderte sich über ihre spontane Entscheidung. Oder war ihr Verhalten kalkulierter Teil eines Planes? Denn neben ihrem Stuhl stand die Reisetasche mit dem Nötigsten für eine Übernachtung. Offenbar war sie gekommen, um zu gewinnen. Sie war seinetwegen gekommen. Aber wieso? War sie eine Fremde oder jemand, den er schon einmal getroffen hatte? Zum Beispiel eine Angestellte seiner Firma oder eine Fitnessfanatikerin aus dem Club, in dem er regelmäßig trainierte? Sicher hätte er sie nach einer früheren Begegnung wiedererkannt, wie flüchtig die auch gewesen sein mochte.
    Unglaublich, er war von dieser mysteriösen Frau ersteigert worden – und es gefiel ihm! Sofort bereute er, dass auf der Jacht so viele Leute um ihn herum sein würden. Wenn er bloß den Verlauf des Abends ändern und mit ihr allein sein könnte! Aber das war unmöglich. Dank dem Einfluss seiner Eltern besaß er ein tief verwurzeltes Pflichtbewusstsein. Man hielt seine Verpflichtungen ein, ganz gleich, wie unbequem sie waren.
    Aber das hieß nicht, dass er dabei nicht auch ein bisschen Spaß haben konnte. Irgendwie würde es ihm gelingen, sich aus dieser Gesellschaft davonzustehlen, um die Geheimnisse dieser Schönheit zu lüften.
    Die Auktionatorin klopfte ein paarmal mit dem Hammer aufs Podium, um für Ruhe zu sorgen, doch das zeigte kaum Wirkung.
    Es war Garrett selbst, der die Anwesenden zum Schweigen brachte, indem er ans Mikrofon trat. Er setzte ein freches Grinsen auf und winkte seine „Besitzerin“ mit dem Zeigefinger heran. „Zeit zu gehen … Rotschopf.“
    Die Frau in Rot war gerade dabei, schwungvoll den Scheck auszustellen. Dann wedelte sie damit in der Luft und blies demonstrativ auf die Unterschrift, um die Tinte zu trocknen. Diese sexy Geste rief erneutes Kreischen und Applaus hervor.
    Garrett wurde von Mrs Fontaine und einer weiteren Matrone von der Bühne geschoben. „Dabei war es gar nicht so leicht, ihn erst einmal auf die Bühne zu bekommen“, meinte Mrs Fontaine zum begeisterten Publikum. „Und jetzt das!“
    Garrett stellte fest, dass seine großzügige Bewunderin noch vor ihm hinter der Bühne war und der an einem Tisch sitzenden Kassiererin den Scheck überreichte.
    Er hatte Mühe, seine Neugier und sein Verlangen im Zaum zu halten, während er sich ihnen näherte. Da er gute dreißig Zentimeter größer war als die Frau, konnte er mühelos über ihre nackten Schultern auf den Scheck und die Quittung schauen. Auf beidem stand der Name „Flame Unlimited“.
    Er überlegte, ob sie den Namen Flame für ein Wortspiel ausgesucht hatte: rotes Haar, feuerrotes Outfit, heißes Aussehen, flammende Blicke. Sollte ihr Name androhen, ihn in Flammen zu setzen?
    Er holte tief Luft, um ruhig zu werden. Doch ihr betörender Duft machte ihn ganz benommen. Doch das bekam sie sicher nicht mit.
    Garrett irrte sich. Flame war es sehr wohl bewusst, dass er näher kam, sie gründlich musterte und tief durchatmete. Und dann fühlte sie wieder das Knistern zwischen ihnen, von dem sie glaubte, dass es schon immer existiert hatte. Es war ein süßes, erotisches Déjà-vu-Erlebnis, das ihr einen heißen Schauer über den Rücken jagte. Das war genau das, was sie wollte und wofür sie bezahlt hatte!
    Leider war der Preis für diesen sinnlichen Genuss weitaus höher, als sie es sich vorgestellt hatte: dreißigtausend Dollar – für eine einzige Nacht.
    Jetzt meldeten sich doch Zweifel, vor denen sie auch die provozierende Verkleidung nicht bewahren konnte. Würde er sie aus der Nähe erkennen und merken, dass sie die kleine Schwester seines Jugendfreundes Dylan war, Shari Johnson, damals eher bekannt unter dem Spitznamen Bohnenstange?
    Das würde ihren Verführungsplan natürlich zunichtemachen. Obwohl sie Garrett seit über zwölf Jahren nicht mehr gesehen und sich zu einer recht attraktiven Frau entwickelt hatte, war es höchst unwahrscheinlich, dass er sein früheres Bild von ihr vergessen hatte und sie so sexy auf ihn wirkte, wie sie es sich wünschte.
    Ihre