Tiffany exklusiv Band 19
zugezogenen Verletzungen erkundigt hatte. Kein Wunder, dass sie sich für seinen familiären Hintergrund interessiert hatte. Und kein Wunder, dass sie mit ihm hatte schlafen wollen. Der Gedanke, dass diese Nacht in dem Manuskript ihrer Mutter auftauchen würde, entfachte unbändigen Zorn in ihm.
Er räusperte sich. „Darum ging es also letzte Nacht? Um Recherche?“
„Nein!“
Er wandte sich ab. „Ich wünschte, ich könnte dir glauben. Vielleicht war es nicht nur Recherche. Schließlich hast du dreiunddreißigtausend Dollar ausgegeben, um für deine Mutter Informationen über mich zu beschaffen. Selbst für jemanden, der so reich ist wie du, ist das nicht gerade Kleingeld. Da ist es nur logisch, dass du etwas für dein Geld haben wolltest.“
Sie schnappte nach Luft, als hätte er sie geohrfeigt.
Er drehte sich wieder zu ihr um.
Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und sie klammerte sich an die Lehne eines Küchenstuhls. „Denkst du das wirklich von mir?“
„Deine Mutter hat die Idee zu einem Roman, und du zahlst locker Tausende von Dollars, um mich dafür einzufangen. Ich kann mit einem solchen Verhalten nichts anfangen. Was weiß ich, was in dir vorgeht.“
„Du verurteilst mich einfach so?“
Er versuchte, den Schmerz in seinem Herzen zu ignorieren und herauszufinden, ob er voreilig urteilte. Doch wenn er alle Fakten zusammenzählte, kam er zu keinem anderen Schluss. Natalie hatte gesagt, ihre Mutter habe „Verständnis“ für die Ausgabe des Geldes. Offenbar hatten sie zusammen geplant, seine Mitarbeit zu kaufen, und Natalie als Köder benutzt. Sie spielten ein Spiel, und sie besaßen das nötige Geld dazu.
„Du brauchst nicht zu antworten“, murmelte sie. „Ich kann es in deinen Augen sehen. Gib mir fünf Minuten zum Anziehen, dann verschwinde ich von hier.“
Obwohl er wusste, dass es darauf hinauslaufen musste, erfasste ihn Panik bei der Vorstellung, sie nie wiederzusehen. „Du brauchst nicht gleich …“
„Wenn du nicht mehr Achtung vor mir hast, muss ich gehen. Du brauchst kein Taxi zu rufen. Ich laufe bis zur Ecke und suche mir selbst eines. Es ist nicht nötig, dass du deine Privatsphäre riskierst.“ Sie ging an ihm vorbei, den Flur hinunter ins Schlafzimmer, und schloss leise die Tür hinter sich.
Jonah rieb sich das Gesicht. Beging er gerade einen schrecklichen Fehler? Wenn sie ihn angefleht hätte, seine Meinung zu ändern, ja wenn sie in Tränen ausgebrochen wäre, wäre er sich seines Urteils sicherer gewesen. Dann wäre er völlig überzeugt gewesen, dass sie ihn nur weiterhin für das Buch ihrer Mutter benutzte. Doch ihre eisige Ruhe und ihr würdevoller Abgang weckten Zweifel in ihm.
Hatte sie tatsächlich erwartet, dass er für die reichen Damen das Schoßhündchen spielte und das Vorbild für den Helden eines Liebesromans abgab? Er erschauerte bei dieser Vorstellung. Das wäre schlimmer, als nackt die Fifth Avenue hinuntermarschieren zu müssen.
Natalie erschien im Türrahmen der Küche. Sie trug wieder ihr weißes Sweatshirt und die Hose. In der Hand hielt sie ihre Reisetasche, die Handtasche hatte sie sich über die Schulter gehängt. „Danke für das wundervolle Wochenende.“ Ihre Augen schimmerten feucht.
Entsetzt erkannte er, dass sie kurz davor war zu weinen. Ganz gleich, was ihre ursprünglichen Motive gewesen sein mochten, sie hatten eine ganz besondere Nacht miteinander verbracht, und ihr gefiel dieser Abschied offenbar ebenso wenig wie ihm.
„Natalie, kannst du nicht verstehen, dass …“
„Ich verstehe, dass ich diese Sache gar nicht erst hätte anfangen dürfen. Es war sehr dumm von mir. Leb wohl, Jonah.“ Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu.
Er wollte sie aufhalten, aber er wusste nicht, was er sagen sollte, damit alles wieder in Ordnung kam. Eine Weile hatte er sich vorgemacht, dass sie doch in der gleichen Welt lebten. Nun wusste er wieder, dass sie Lichtjahre voneinander entfernt waren.
Mit Tränen in den Augen und wütend auf Jonah und sich selbst, entschied Natalie, dass sie laufen würde, bis sie ihre Emotionen wieder halbwegs im Griff hatte. Sie setzte ihre Sonnenbrille auf, sodass niemand ihre Tränen sehen würde. Das schnelle Gehen würde sie beruhigen. Sobald sie sich beruhigt hatte, würde sie sich ein Taxi suchen. Falls sie sich überhaupt je wieder beruhigte. So, wie sie sich im Moment fühlte, würde sie dazu durch ganz Manhattan marschieren müssen.
Je mehr sie über Jonahs durch Voreingenommenheit
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