Tiffany Extra Band 01
zwingen wollte, bei ihm zu bleiben? Fast fürchtete sie sich, den Brief zu öffnen, tat es dann aber doch.
Es war ein Scheck. Ihr Gewinn aus dem Kasino. Zu guter Letzt hatte Derek also doch noch eine Möglichkeit gefunden, dass sie das Geld angenommen hatte. Sie betrachtete den Scheck, der auf ihren Namen ausgestellt war. Für die Anzahlung einer Ranch war es mehr als genug. Nur ihr Stolz stand ihr im Weg.
Schließlich faltete sie den Scheck und steckte ihn in die Jeanstasche. Ob sie ihn einlösen würde, wusste sie noch nicht. Aber es machte ihr Mut, dass sie im Notfall darauf zurückgreifen konnte.
Nun musste sie mit ihrem Vater sprechen. Sie fand ihn im Stall, er reinigte gerade einen Pferdehuf. „Dad?“
Er sah auf und kämpfte sich dann auf die Füße. Jahr für Jahr fiel ihm die körperliche Arbeit schwerer. Seine Knie schmerzten, die Hände waren von Arthritis gekrümmt. „Das Fohlen gefällt ihnen. Sie sagen, dass es wirklich gut aussieht. Wie ich dir gesagt habe.“
„Komm, setz dich. Ich muss mit dir reden.“
„Was hast du für ein Problem? Ich sehe dir doch an, dass etwas nicht stimmt. Tut mir leid, dass ich die Rechnung nicht richtig kontrolliert habe. Aber ich war gerade mit anderen Dingen beschäftigt und habe vielleicht deswegen …“
„Das ist es nicht.“ Sie atmete einmal tief durch. „Dad, ich habe eben gekündigt.“
Sein Gesichtsausdruck war derart fassungslos, dass es ihr fast das Herz zerriss. So erschüttert hatte sie ihn seit Jahren nicht gesehen. „Es lag nicht an dir, sondern an mir. Ich glaube nämlich, dass es Zeit ist, weiterzugehen. Und ich würde dich gerne mitnehmen.“
„Natürlich, Tessie, wir sind schließlich ein Team. Aber wohin werden wir gehen?“
„Ich habe mir überlegt, dass wir vielleicht selbst eine kleine Farm kaufen. Wenn wir unser Geld zusammenkratzen, reicht es für eine Anzahlung. Natürlich keine Super-Ranch wie diese, sondern nur eine kleine. Aber es wäre unsere eigene.“
Eine eigene Pferdezucht war immer der sehnlichste Wunsch ihres Vaters gewesen.
„Nur wir zwei“, wiederholte ihr Vater. „Wie in alten Tagen. Kannst du dich daran erinnern, Tessie? Als wir in unserem Truck gelebt haben? Es war doch ein prima Leben, oder? Wir waren frei und ungebunden, hatten keinen Boss, der uns befehlen konnte, was wir zu tun hatten.“
„Stimmt, Dad, es war wirklich ein schönes Leben“, bestätigte sie liebevoll.
„Wie lange müssen wir denn noch warten?“, erkundigte sich Jeremy ungeduldig.
Derek wandte den Blick vom Fenster. „Wieso? Haben Sie es eilig?“
„Der Schneeregen könnte uns Schwierigkeiten machen. Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Stunde starten, sitzen wir hier möglicherweise fest.“
Derek warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. War er vielleicht doch etwas zu optimistisch gewesen? Er hatte angenommen oder, besser gesagt, gehofft, dass Tess ihn bei seiner Ankunft erwartete. In den zwei Wochen hatten sie nicht miteinander telefoniert – obwohl er sie furchtbar gerne angerufen hätte. Verdammt, er hatte vierzehn Tage lang ständig an sie gedacht. Hatte überlegt, was er ihr sagen sollte. Mit welchen Worten er sie davon überzeugen konnte, dass sie zusammengehörten.
Und jetzt sah es aus, als hätte er nicht mal die Chance, überhaupt etwas zu sagen. Sie war schon eine dreiviertel Stunde zu spät dran. Wann würde ihn endgültig die Verzweiflung packen?
Aus dem Fenster starrte er in die Dunkelheit. Vielleicht war es am besten so, überlegte er. Eine traumhaft schöne Wochenendaffäre – nicht mehr.
„Hey!“
Derek schreckte aus seinen Gedanken hoch und sah Jeremy an der Cockpit-Tür stehen. „Was ist los?“
„Draußen steht ein Pick-up. Das könnte sie sein.“
Jetzt konnte auch Derek den Wagen erkennen, der ohne Licht, aber mit hektisch wedelnden Scheibenwischern auf der Startbahn parkte.
„Wie lange steht er da schon?“
„Keine Ahnung, ich habe ihn gerade erst beim Flugcheck entdeckt. Was wollen Sie jetzt machen?“
„Hingehen und nachschauen, ob es tatsächlich Tess ist.“ Dabei öffnete Derek schon die Tür. Nachdem sich die Treppe entfaltet hatte, sprang er die Stufen hinunter und eilte durch den eisigen Regen zum Wagen. Durch die beschlagenen Scheiben konnte er sie erkennen.
Das Fenster ging herunter, und Tess schaute ihn an. „Hi!“, murmelte sie.
„Was hast du vor?“, fragte er irritiert.
„Das weiß ich noch nicht. Ich habe mich noch nicht entschieden.“
„Okay. Dann warte ich
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