Tiffany Extra Band 01
Tages den Dreizack tragen würde, das Emblem dieser Spezialeinheit.
Er stellte das Gewicht für das Oberkörpertraining ein. Auf fast jeder Militärbasis, auf der er stationiert gewesen war, gab es einen Fitnessraum. Mochten die Einheimischen verschieden sein, das Klima, die Sprache … dieser Raum mit seinen Bänken, Spiegeln und Gewichten war etwas stets Vertrautes. Krafttraining gehörte für Nate zum Tagesablauf wie Rasieren oder Essen. Neu waren nur die physiotherapeutischen Übungen, die er allerdings nicht in Gegenwart der anderen absolvierte.
Nate kontrollierte seine Atmung, während er die Arme hob und senkte. Dann setzte die Routine ein, und seine Gedanken schweiften ab … zu vielsagenden Augen und weichen, warmen Lippen.
Was hatte diese Begegnung am Strand zu bedeuten gehabt? Dank seiner Disziplin war es ihm gelungen, sich weiterhin auf seine Aufgabe und seine Männer zu konzentrieren. Jetzt aber gestattete er sich die Erinnerung an diese ebenso aufregende wie rätselhafte Frau, an ihren Blumenduft, der sich mit dem Geruch des Meeres vermischt hatte, und daran, wie wundervoll sie sich angefühlt hatte.
Unweigerlich fing seine Fantasie an, um eine ganz andere Art der körperlichen Betätigung zu kreisen. Zum Beispiel, den Reißverschluss ihres Kleids am Rücken zu finden und herunterzuziehen. Diese schmalen Träger von ihren zarten Schultern zu streifen und das Kleid in den Sand zu ihren Füßen fallen zu lassen.
Warum hatte sie ihn geküsst?
Wen, zur Hölle, kümmerte das?
Nate hörte Schritte auf dem Flur. Seine wertvollen Augenblicke der Ruhe würden gleich vorbei sein.
„Für mich sah es so aus, als hätte sie ihn einfach geküsst.“
Ja, dachte er, genau so war es.
„Er kam mit diesem Überraschungsangriff nicht so gut klar“, bemerkte ein anderer Soldat, als die Männer den Fitnessraum betraten.
Sie hatte keine Handtasche dabei, dachte Nate, sie trug nur ein dünnes Kleid.
„Vielleicht ist das ein neues Navy-Protokoll.“ Die drei Männer lachten. Über ihn. Er wusste, sie ließen nur Dampf ab. Die SEAL-Ausbildung war seelisch ebenso stressig wie körperlich anstrengend. Aber wenn Nate nicht darauf reagierte, würden sie den Respekt vor ihm verlieren. Nun wurde ihm klar, dass er dort draußen im Wasser einen Fehler gemacht hatte.
Klappernd ließ er das Gewicht auf die Stange sinken, woraufhin die drei erschrockene Gesichter machten. Er sah die Männer an, und die Botschaft, die sein Blick ihnen sandte, war klar und deutlich.
„Wir wussten nicht, dass Sie hier sind, Sir.“
„Offensichtlich“, erwiderte er.
Die drei standen unbehaglich zusammen, ließen sich gegenseitig jedoch nicht im Stich. Welche Strafe ihnen von Nate auch drohen mochte, sie würden sie gemeinsam auf sich nehmen. Solche Soldaten brauchten die Teams. Genau wie er hatten sie einen harten Nachmittag im Wasser hinter sich, deshalb war er beeindruckt, dass sie den Fitnessraum aufsuchten, statt gleich in ihre Kojen zu fallen.
Eines Tages könnte er Seite an Seite mit ihnen kämpfen. Bis dahin würden sie gelernt haben, was er ihnen beibringen konnte.
„Es ist immer von Vorteil, sich mit den Einheimischen gut zu stellen“, erklärte er, dann wandte er sich ab und ließ die Männer in Ruhe. Beim Hinausgehen hörte er sie erleichtert aufatmen und musste grinsen. Er mochte die Männer, die er ausbilden sollte – er wollte nur nicht ihr Ausbilder sein. Nate wusste, dass er außerhalb des Klassenraums der Navy besser dienen und seiner Bestimmung nachkommen konnte. Er rieb den Muskel oberhalb seines verwundeten Knies. Bald. Bald würde er hier heraus sein.
Eine Affäre in Südkalifornien hatte nicht zu seinen Plänen gehört, doch taktisches militärisches Vorgehen beinhaltete, seine Chance zu nutzen. Die ganze Nacht lag vor ihm, und es war kein Geheimnis, dass SEALs am besten nach Einbruch der Dunkelheit arbeiteten. Er wusste, wo er diese Frau finden würde – Hailey aus dem Sutherland-Hotel.
Hailey konnte kein langes Nickerchen halten, da dank der Arbeit ihrer Schwester an der Website des Hotels Buchungen für den Abend eingegangen waren. Im Sutherland wurde ein köstliches Frühstück serviert, doch am späten Nachmittag gehörte es zur Tradition des Bed & Breakfast, den von der Reise erschöpften Gästen eine leichte Quiche anzubieten, damit sie sich in einer fremden Stadt nicht gleich auf die Suche nach einem Restaurant machen mussten. Das zählte zu jenen Kleinigkeiten, die den Ruf eines Hotels ausmachten,
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