Tiffany Extra Band 01
hatte sie sich nicht um ihr Äußeres gekümmert, bevor es hell wurde? Bestimmt hatte sie Wimperntusche unter den Augen.
Rick hielt ihr Kinn fest und zwang sie, ihn anzuschauen. Einen unendlich langen Augenblick sah er ihr in die Augen, dann erst auf ihre Lippen. „Du bist vollkommen“, sagte er. „Genau so, wie du bist.“
Sie lachte unsicher und schob seine Hand weg. „Unschuldig“, sagte sie. „Von wegen.“
Rick legte die Hände wieder aufs Lenkrad. „Wäre das so schlimm?“
„Nein, aber ausgerechnet du solltest es eigentlich besser wissen“, erwiderte sie. Und wurde wieder einmal rot.
Sie bereute keineswegs, was damals geschehen war, aber sie hatte sich oft gefragt, was Rick wohl von einer Frau hielt, die ganze vier Stunden, nachdem sie sich begegnet waren, schon Sex mit ihm hatte. Es war so ganz und gar untypisch für sie. Jetzt, da sie ihm erzählt hatte, wie sie aufgewachsen war, wollte sie gar nicht mehr darüber nachdenken, was er wohl von ihr dachte. Glaubte er vielleicht, sie rebellierte gegen ihre Eltern, indem sie mit jedem Mann schlief, der ihr über den Weg lief? Eigentlich könnte ihr Posting bei Facebook auch als Aufforderung zum schnellen Sex interpretiert werden. Oje!
Lindsey blickte nach vorn auf die Straße. Die Ampel wurde grün. Sie wollte zu Rick schauen … nein, lieber nicht. Nicht jetzt.
Doch als er kurz darauf den Jeep am Straßenrand zum Stehen brachte, drehte sie sich zu ihm und begegnete seinem Blick.
Rick sagte kein Wort, er legte nur die Hand in Lindseys Nacken, zog ihren Kopf zu sich heran und berührte ihre Lippen mit seinen. Ganz zart strich er über ihre Mundwinkel, dann beugte er sich hinab und drückte einen Kuss auf ihre Lippen. Danach fuhr er weiter.
Sie beobachtete ihn. Er wirkte recht zufrieden, mit sich selbst und mit der ganzen Situation, und sie fragte sich, warum. Sie hatte sich diesem Mann praktisch ausgeliefert. Die vernünftige, stets verantwortungsbewusste Lindsey saß im Auto eines praktisch Fremden und fuhr mit diesem wer weiß wohin.
Was war das nur an Rick, das sie all ihre Grundsätze vergessen ließ? Sie könnte nicht einmal behaupten, dass dieses Verhalten untypisch für sie war. Immerhin hatte sie das Ganze geplant. Sie hatte darauf gehofft. Davon geträumt. Vielleicht hatte sie ein falsches Bild von sich selbst.
Lindsey lehnte sich in ihrem Sitz zurück und lächelte genauso zufrieden wie Rick.
6. KAPITEL
Als sie an Sandy Beach vorbei waren, stand die Sonne bereits über dem Meer, und der Himmel leuchtete rotgolden. Sie hatten den Zeitpunkt verpasst, aber das machte nichts. Morgen war auch noch ein Tag.
Rick war nachdenklich geworden. Langsam verstand er, weshalb Lindsey so unerfahren war. Dass ihr Vater sie geschlagen hatte, machte ihn wütend. Es war schon schlimm genug, ein Kind zu schlagen, aber dann auch noch ein kleines Mädchen? Das war nicht so leicht zu verdauen. Hätte irgendjemand – auch sein Vater – seiner Schwester etwas getan, er wäre ihm an die Kehle gesprungen.
Er lenkte den Jeep zum letzten Aussichtspunkt vor Sea Life Park und schaltete den Motor aus. „Wir haben es verpasst.“
„Ja, den Eindruck habe ich auch.“ Lindsey lächelte. Draußen auf den Wellen vergnügten sich ein paar Surfer. „Aber es ist trotzdem wunderschön. Wie hieß noch mal der letzte Strand, an dem wir vorbeigefahren sind? Da waren so viele Kinder im Wasser. Ist heute ein Feiertag auf Hawaii?“
„Nein, aber hier nutzen die Kids anscheinend jede Gelegenheit, um kurz vor oder nach der Schule ins Meer zu hüpfen, besonders wenn die Wellen fast zwei Meter hoch sind und so nah am Ufer. Für Bodysurfer ist das toll. An den Wochenenden ist es hier brechend voll.“
„Machst du auch Bodysurfing?“
Rick lachte. „Nein.“
Sie schaute ihn an. „Was ist daran lustig?“
Er war nicht beleidigt, denn Lindsey hatte keine Ahnung, wovon sie redete. „Mal sehen, wie ich dir das erklären kann.“ Er überlegte ein paar Sekunden, dann nahm er ihre Hand in seine. „Okay, lass uns so tun, als hätten wir uns gerade kennengelernt. Ich mag dich, du magst mich, wir schlendern über den Strand, und ich nehme deine Hand.“
„Okay“, sagte Lindsey gedehnt.
Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Wir gehen vielleicht eine halbe Stunde, reden und mögen uns von Minute zu Minute mehr. Wir bleiben stehen, und ich lege die Arme um dich.“ Der Schalthebel war im Weg. „Lass uns aussteigen.“
Lindsey sah ihn fragend an. „Was hat das mit
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