Tiffany Extra Band 01
mit Pferdeanhänger. Die Reichen waren eben anders, sehr viel anders – außer Jeffrey.
„Tess!“
Sie fuhr herum und entdeckte ihre beste Freundin Alison Cole.
„Sorry, dass ich so spät dran bin“, entschuldigte sich Alison. „Bist du schon lange hier?“ Sie umarmte Tess. „Wie geht es dir, und wie geht es deinem Vater? Gut, hoffe ich.“ Sie trat einen Schritt zurück und musterte Tess. „Du siehst ja fantastisch aus. Richtig elegant!“ Sie musterte Tess’ Haare und nickte zustimmend. „Kein Heu, das ist schon mal ein gutes Zeichen!“
Tess freute sich. „Gefällt dir das Kleid wirklich? Ich habe zwischen diesem und einem blauen geschwankt. In dem blauen hatte ich einen Superbusen, aber ich dachte, dieser Rotton hat mehr Stil.“
„Eine gute Wahl“, meinte Alison grinsend. „Aber jetzt sag mir mal, warum es so wichtig ist, dass ich mit dir auf diese Party gehe. Du bist doch ständig mit diesen Leuten zusammen. Warum bist du so nervös?“
Tess zog Alison an die Bar. „Das erzähle ich dir bei einem Drink.“
Nachdem sie sich an den Tresen gesetzt hatten, trank Tess einen Schluck Wodka-Tonic und holte tief Luft. „Ich glaube, Jeffrey wird mir heute Abend einen Antrag machen“, presste sie hervor.
Alison riss die Augen auf. „Was?“
„Darauf warte ich schon einige Zeit. Wir führen diese Beziehung seit etwa vier Jahren – langsam wird er unruhig. Als er vor einigen Wochen auf der Farm war, hat er mir erzählt, dass er auf der Party eine wichtige Mitteilung machen wird, die mich überraschen könnte. Und es würde ihm ähnlich sehen, seine Eltern damit zu schockieren, dass er mich heiraten will. Ich sehe ihn förmlich vor mir, wie er vor mir auf die Knie fällt – vor all diesen Leuten.“
„Habt ihr jemals über eine Ehe gesprochen?“
„Nein, nicht wirklich. Aber es wäre genau das Richtige für uns. Wir sind ein gutes Team.“
„Liebst du ihn denn?“
Tess zögerte, bevor sie antwortete. Diese Frage hatte sie sich immer wieder gestellt. Die Antwort wechselte ständig – wie das Wetter. „Er kann mir die Sicherheit geben, die ich nie hatte, und ich werde ihm eine gute Frau sein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass du ihn nie so recht mochtest, aber …“
„Nein“, stellte Alison klar, „es ist nicht so, dass ich ihn nicht mag. Ich kenne ihn ja nicht einmal. Aber eure Beziehung existiert nur im Verborgenen. Keiner ahnt, was zwischen euch abläuft. Findest du das nicht merkwürdig?“
„Wir wollen es ja beide. Es würde einfach zu viele Probleme geben, wenn jeder auf der Farm wüsste, dass ich mit dem Boss schlafe. Und du kennst doch meinen Vater. Nach ein paar Drinks würde er vor seinen Freunden damit angeben. Außerdem haben die Beales immer gewollt, dass Jeffrey eine Frau aus ihren Kreisen heiratet. Er will mich doch nur beschützen.“
Alison schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ihrem Drink zu. „Ich finde das Ganze schon ein bisschen sonderbar.“
Tess berührte den Arm ihrer Freundin. „Ich weiß. Aber wir sind beide ziemlich praktisch veranlagt. Wir respektieren einander und konzentrieren uns auf unsere Arbeit. Und auch wenn der Sex mit ihm nicht weltbewegend ist – mir genügt es. Ich kann damit glücklich sein.
„Ich dachte auch, dass ich es könnte“, entgegnete Alison. „Doch wenn du deine große Liebe triffst, wirst du ganz anders empfinden – und den Unterschied spüren. Denk mal an dich selbst, Tess. Mach dir keine Gedanken um deinen Vater und deine Finanzen.“
Alison hat leicht reden, dachte Tess. Sie hatte Eltern, die sie liebten und sich um sie und ihre beiden Schwestern liebevoll kümmerten. Sie hingegen hatte nur ihren Vater, der zu viel trank und während ihrer Kindheit ständig seine Jobs gewechselt und jede Chance auf ein stabiles Familienleben verspielt hatte.
Mit sieben war sie seine Aufpasserin geworden: von dem Moment an, als ihre Mutter gegangen war, vor fast zwanzig Jahren. Wie oft waren sie danach heimatlos gewesen. Wie oft hatten sie seitdem auf Farmen nur für Essen und Unterkunft arbeiten müssen. Sie wusste genau, was man mit Jeffreys Geld kaufen konnte: ein eigenes Zuhause, einen sicheren Ort, der nicht davon abhängig war, ob sie einen Job hatte oder nicht.
„Ich weiß, was ich tue“, antwortete Tess.
„Warum bin ich dann hier? Weil du vielleicht willst, dass ich es dir ausrede?“
„Als moralische Unterstützung. Ich brauche wenigstens einen Menschen, der auf meiner Seite ist. Und ich kann
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