Tiffany Extra Band 01
die zwölfte.“
„Ich fahre bis zum Dach.“
„Aber doch nicht, um runterzuspringen, oder?“, neckte er sie.
Sie warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu und sah, dass er lächelte. „Ich denke noch darüber nach. Allerdings leide ich unter Höhenangst!“
„Das wäre der fünfzehnte Stock“, meinte er und wies auf die Tafel.
Schnell drückte sie noch einmal auf den Knopf. Obwohl eine Party auf der Dachterrasse eines Hotels in Nashville mitten im Winter ziemlich tollkühn war, hatte Tess keine Zweifel, dass die Beales für ausreichend Heizgeräte gesorgt hatten. Geld spielte keine Rolle für sie. Ihre Verlobungsparty würde ein denkwürdiges Ereignis werden.
Er begegnete wiederum ihrem Blick, und sie ertappte sich dabei, wie sie beinahe hypnotisiert in seine faszinierenden Augen starrte. Das teuflische Funkeln wurde durch sein Lächeln noch verstärkt.
„Da oben wird es ganz schön frisch sein. Sind Sie dafür warm genug angezogen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Es ist eine Party. Ich bin sicher, dass es Pavillons und Heizgeräte gibt.“ Sie wies auf die Flasche, die er in der Hand hielt.
„Und Sie? Gehen Sie auch zu einer Party?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht in Partylaune. Ich habe eine ruhige Nacht auf meinem Zimmer geplant, vielleicht sehe ich fern.“
„Zusammen mit einer Flasche Scotch?“ Diesmal blickte Tess ihn offen an. „Man sollte nie alleine trinken.“
„Ich weiß. Das ist so ein Klischee. Aber es ist ein ausgezeichneter Scotch, und ich habe niemanden gefunden, mit dem ich ihn gerne teilen würde.“ Er machte eine Pause. „Bis jetzt!“
Sie spürte, wie sie errötete, und ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Völlig verrückt! Sie sollte doch in Jeffrey verliebt sein. Wieso flirtete sie mit einem Fremden? Und das, obwohl sie nicht mal wusste, wie man richtig flirtet!
„Sie sind übrigens wunderschön.“ Er wies mit seiner Flasche in ihre Richtung. „Dieses Kleid … nun ja, so wie Sie aussehen, werden sie garantiert das hübscheste Mädchen auf der Party sein.“
Kaum zu glauben – sie flirteten tatsächlich miteinander.
Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie nicht das Gefühl, sich dabei zum Narren zu machen. Sie hatte nie gelernt, einen Mann zu verführen, wusste nicht, wie man ihn bezaubert und sein Verlangen weckt. Jedes Mal war sie mit einer sarkastischen oder brutal ehrlichen Bemerkung herausgeplatzt und hatte die Stimmung komplett zerstört.
Aber dieser Fremde schien von ihr total hingerissen zu sein. Über ihr Aussehen hatte sie sich sonst nie Gedanken gemacht. Umso mehr genoss sie es jetzt, sich einmal in ihrem Leben schön und begehrenswert zu fühlen. „Vielen Dank. Sie sind sehr … charmant.“
Sie lächelten sich noch an, als der Aufzug plötzlich ruckelte. Tess prallte gegen die Wand und schrie auf. Krampfhaft bemüht, sich aufrecht zu halten, stolperte sie doch und fiel dem Fremden in die Arme.
Das Licht in der Kabine flackerte und ging schließlich ganz aus. Tess stockte der Atem. Sie spürte seinen warmen Körper und schnappte nach Luft. Das war’s! Das war die Strafe dafür, dass sie mit einem gut aussehenden Fremden flirtete. Sie würde in den Keller stürzen und sterben. Ausgerechnet an dem Tag, an dem Jeffrey sich mit ihr verloben wollte. So grausam konnte das Schicksal sein.
Als der Aufzug dann doch nicht abstürzte, überlegte Tess, ob es nicht ein ganz anderer Wink des Schicksals war. Vielleicht sollte sie nicht nach oben fahren. Vielleicht war sie hier unten genau dort, wo sie hingehörte.
Derek Nolan wartete schweigend. Er umfasste ihre Arme, ihre Haut fühlte sich zart und weich an. Seitdem das Licht ausgegangen und der Fahrstuhl mit einem Ruck zum Stehen gekommen war, hatte sie kein Wort gesagt. Obwohl er sie nicht sehen konnte, hatte er ihr Bild vor Augen.
Bis sie in den Aufzug gestiegen war, hatte er einen eher langweiligen Tag verbracht. Eigentlich wollte er die nächsten Stunden auf seinem Zimmer verbringen mit einem Glas erstklassigen Whisky und sich nach einer geruhsamen Nacht in der Morgendämmerung auf den Weg zu seinem nächsten Ziel machen. An diese Routine hatte er sich mittlerweile so gewöhnt, dass er manchmal vergaß, in welcher Stadt er gerade war.
Seitdem es mit der Wirtschaft bergab ging, hatte Derek unermüdlich gearbeitet, damit das Familiengeschäft Gewinne erzielte. Das Perryman war eins von siebenunddreißig Luxushotels, die der Familie Nolan weltweit gehörten. Und es war
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