Tiffany Extra Band 01
als Managerin auf einer Ranch. Wir züchten und trainieren Vollblüter. Für Rennen.“
„Sie arbeiten mit Pferden?“
Sie nickte. „Mein Vater ist Trainer. Als ich drei war, setzte er mich auf ein Pferd, und seitdem bin ich praktisch nicht wieder abgestiegen.“ Sie strich ihren Rock glatt. „Gestern habe ich noch Ställe ausgemistet, heute nippe ich in einem Partykleid an teurem Scotch und warte auf den Tod.“ Nach dieser dramatischen Bemerkung griff sie zur Flasche und nahm noch einen Schluck. „Und was ist mit Ihnen?“
„Meine Familie besitzt einige Hotels.“
„Ha! Ich wette, es tut Ihnen leid, dass Sie sich entschieden haben, ausgerechnet in diesem zu übernachten!“
„Ich sollte das vielleicht nicht zugeben, aber das Hotel gehört uns. Das mit dem kaputten Aufzug.“
„Ihnen gehört das Hotel? Dann muss ich mich entschuldigen. Es ist wirklich ein sehr schönes Hotel.“
„Mein Job ist es, überall nachzuprüfen, ob die Angestellten ihre Arbeit ordentlich und effizient erledigen. Morgen fliege ich nach Puerto Rico, um das nächste Hotel zu besuchen.“
„Ihr Job hört sich ziemlich aufregend an.“
„Genau wie Ihrer!“
Tess zuckte nur die Schultern. „Aber Pferde servieren keine Drinks!“
Über diese Bemerkung musste er lachen. Begann der Whisky langsam zu wirken? Oder war es einfach ihre Art – ehrlich und geradeheraus? „Ich schätze, das können sie nicht. Dafür kann man ein Hotel nicht reiten – oder in ein Rennen schicken.“
„Das ist wohl wahr.“
Das Display seines Handys erlosch, aber sie plauderten weiter in der Dunkelheit, während die Flasche hin- und herwanderte.
„Sie waren auf dem Weg zu einer Party, sagten Sie?“
„Die Eigentümer der Ranch geben eine Party, und ich bin eingeladen.“
„Und jetzt sitzen Sie hier mit mir fest“, meinte er in entschuldigendem Ton.
„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich bin nicht gerade ein Partygirl. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal ein Kleid getragen habe. Und es ist eine dieser High-Society-Veranstaltungen. Die Hälfte der Zeit weiß ich nicht, worüber sie sprechen, und die andere Hälfte interessiert mich nicht.“ Sie unterbrach sich. „Entschuldigen Sie!“
„Was denn?“
„Sie sind wahrscheinlich einer dieser High-Society-Typen, oder nicht?“
„Nein. Und Sie haben recht, wenn Sie lieber hierbleiben wollen“, neckte er sie. „Ich hasse es auch, mit großkotzigen Leuten zu plaudern. Die Atmosphäre hier ist so viel netter. Und die Unterhaltung wesentlich interessanter.“ Er nahm sein Handy, drückte ein, zwei Tasten, und es erklang Musik. Die Melodie war kaum zu hören, das Display beleuchtete wieder ihr Profil. „Wir haben sogar Musik.“
„Vielleicht ist es das, was ich brauche“, seufzte sie.
Als sich ihre Schultern berührten, rückte sie nicht ab, und Derek fühlte, wie ihre Wärme in seinen Körper strömte. Er hatte alles, was er wollte – und was er brauchte – hier in dieser Fahrstuhlkabine: eine wunderbare Frau, eine Flasche prima Scotch und Zeit, sich zu entspannen.
Nach allgemeinem Standard war er erfolgreich. Er hatte einen Beruf, der ihm die Gelegenheit gab, durch die Welt zu reisen, in luxuriösen Suiten oder Apartments zu leben, einen Job zu machen, der ihm gefiel. Für sein gesellschaftliches Leben würden andere Männer in seinem Alter Morde begehen. Aber er fühlte sich müde und ausgelaugt. Die jahrelange harte Arbeit forderte offenbar ihren Tribut.
Derek wusste genau, warum er sich so in seine Arbeit stürzte. Es ließ ihn vergessen, dass er kein eigenes Leben hatte – außerhalb seines Jobs. Und wenn man kein Privatleben hatte, fiel es einem leichter, noch härter zu arbeiten. Er war in einem Teufelskreis gefangen und wollte entfliehen. Einfach weglaufen – als Kind schien ihm das manchmal die beste Möglichkeit zu sein. Doch als Erwachsener? Warum eigentlich nicht? Ein paar Sachen packen und einfach verschwinden, mit den Konsequenzen konnte man sich später befassen. „Haben Sie jemals das Bedürfnis gehabt, einfach abzuhauen?“, fragte Derek. „Alle Probleme und Sorgen fallen zu lassen und davonzulaufen?“
„Nie!“, erklärte sie entschieden. „Ich bin immer geblieben und habe versucht, eine Lösung zu finden.“
„Ich auch. Aber ich überlege gerade, dass es ab und an ganz nett wäre, einfach zu gehen. Zu rennen. Ohne sich umzudrehen.“
„Ich sollte mich heute verloben. Auf dieser Party.“
Die Nachricht überraschte ihn
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