Tiffany Extra Band 03
alles zusammen. Es bedeutete etwas, so wie die Verbundenheit mit seinem Team bei den SEALs ihm etwas – um nicht zu sagen, alles – bedeutet hatte. Das Leben eines Mannes konnte davon abhängen. Mit der Bindung an seine Familie war es ähnlich, jedenfalls betrachtete Ben das so. Er hatte seinem Land gedient, und jetzt diente er seiner Familie.
Und versorgte die Einheimischen mit Bier.
Im Großen und Ganzen hatte Ben sich daran gewöhnt, das zivile Leben zu genießen. Er war in das alte Haus hinter der Bar gezogen und beschäftigte sich in seiner Freizeit wieder mit Rodeo und Lassowerfen. Er brauchte einfach diesen Kick, die Adrenalinschübe. Nebenbei ließen sich dabei Pokale für die Rinderzucht seiner Eltern gewinnen.
Bei der letzten Show, an der er teilgenommen hatte, war der Adrenalinschub allerdings etwas größer ausgefallen als nötig, denn er hatte einen Mord beobachtet. Ein Mitglied der Jury war erschossen, ja regelrecht exekutiert worden. Ben war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und hatte alles mit angesehen, ohne es verhindern zu können.
Wie sich herausstellte, war es nicht einfach nur ein Mord gewesen, sondern der Versuch einer kriminellen Organisation, die Rodeoszene zu kontrollieren. Zu diesem Zweck wurden den Tieren heimlich Medikamente verabreicht und die Jurymitglieder unter Druck gesetzt. Der Mann, der getötet worden war, war einer derjenigen gewesen, die sich weigerten, dieses schmutzige Spiel mitzuspielen. Seine drei Kinder mussten nun ohne Vater aufwachsen.
Der Mörder saß in San Antonio in Untersuchungshaft und würde aufgrund von Bens Aussage für längere Zeit im Gefängnis landen. Oder man würde einen Deal aushandeln und damit auch an die Hintermänner herankommen, die den Killer angeheuert hatten. Das FBI war an den Ermittlungen beteiligt. Der Bruchteil einer Sekunde hatte Bens Leben auf den Kopf gestellt.
Er wusste aus seiner Militärzeit, dass oftmals ein kleines Übel in Kauf genommen werden muss, um ein größeres zu beenden. Das war nun mal der Lauf der Welt, aber gut fand er das noch lange nicht.
Er war sich ebenso bewusst, dass er in Gefahr schwebte, denn dieser Deal, und damit der Verlauf des Gerichtsprozesses, hing im Wesentlichen von seiner Aussage ab.
Daher hatte er für den Rest des Jahres seine sämtlichen Rodeoauftritte abgesagt mit der Begründung, er sei beruflich zu sehr eingespannt. Die Regierung hatte ihm Personenschutz angeboten, er könnte also irgendwo in einem abgesicherten Haus leben bis zum Ende des Prozesses. Seiner Familie und seinen Freunden würde das jedoch nichts nützen. Sogar die Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm war ihm angeboten worden, doch er war nicht bereit, das Leben aufzugeben, das er sich gerade neu aufgebaut hatte.
Außerdem lief ein SEAL nicht davon, niemals.
Der Prozess würde in drei Wochen beginnen.
„Willkommen zurück, Boss“, sagte Charlie, der gerade aus der Küche kam.
Ben lächelte und drückte seinem Freund die Hand. „Gut zu sehen, dass das Haus noch steht, Charlie.“ Er blickte wieder zu der neuen Kellnerin.
Diesmal bemerkte sie ihn auch. Ihre großen dunklen Augen richteten sich auf ihn, sie lächelte kurz und drehte sich wieder um. „Neues Mädel?“
„Ja. Sie macht ihre Sache bis jetzt sehr gut. Allerdings ist sie erst seit zwei Tagen hier.“
„Ich habe sie hier noch nie gesehen“, bemerkte Ben.
Normalerweise würde Ben niemals eine Fremde für einen Job anheuern, aber im Moment waren sie wirklich knapp an Personal.
„Hat mit ihrem Freund Schluss gemacht und ist von El Paso runtergekommen, um sich einen Job zu suchen. Scheint gut drauf zu sein, und eine wahre Augenweide noch dazu.“ Charlie grinste. „Na ja, ich hab ihr auch das Apartment oben vermietet. Ich dachte mir, was soll’s? So kommt sie jedenfalls immer pünktlich zur Arbeit.“
Ben schwieg und zog die Stirn kraus. Natürlich hatte Charlie keine Ahnung, was los war. Ben wollte nicht, dass irgendjemand Angst bekam, wenn es vielleicht gar keinen Grund dazu gab.
„Ich musste es tun, Ben“, fügte Charlie hinzu. „Sie hat im Auto geschlafen, auf dem Parkplatz. Das konnte ich unmöglich zulassen. Außerdem hat sie gesagt, sie würde zusätzliche Schichten übernehmen, anstatt Miete zu zahlen.“
„Hast du sie abgecheckt?“, fragte Ben beiläufig auf dem Weg zur Küche.
„Seh ich aus wie ein Idiot?“, brummte Charlie.
„Nein, aber ich kenne dich und deine Vorliebe für schöne Mädels, mein Lieber.“ Ben lächelte
Weitere Kostenlose Bücher