Tiffany Extra Band 03
warum, aber diese Frau wirkte keineswegs so, als ob sie gerade eine Pechsträhne hätte. Sie wirkte auch nicht wie eins dieser Mädels, die sich immer wieder mit dem falschen Mann einließen. Im Gegenteil, sie wirkte ausgesprochen smart und selbstbewusst.
Und sie hatte eine starke sexuelle Ausstrahlung. Sicher war schon mehr als ein Mann vor ihr auf die Knie gegangen. Ben stellte sich vor, was er selbst gern auf Knien vor Joanna Wallace tun würde, und schüttelte den Kopf über sich selbst.
Die Reaktion seines Körpers auf eine schöne Frau war sicher nicht unnormal. Er hatte schon eine ganze Weile keine Frau mehr gehabt. Dazu war er einfach zu beschäftigt.
Während seines letzten Urlaubs als Navy SEAL hatte er einen One-Night-Stand gehabt, und das war schon über ein Jahr her. Seitdem war alles irgendwie nicht normal gelaufen. Nicht dass es keine Gelegenheiten gegeben hätte, seit er wieder zu Hause war, aber er wollte die Dinge nicht noch komplizierter machen. Außerdem hatte keine der Frauen ihn wirklich inspiriert.
Joanna Wallace jedoch inspirierte ihn, und wie. Immer noch verspürte er trotz aller Skepsis ein Prickeln an Stellen, wo er es gerade gar nicht brauchen konnte.
Er beobachtete sie, während er weiter am Tresen arbeitete. Sie stand an einem Tisch voller Männer, die offensichtlich vollkommen von ihr hingerissen waren. Sie scherzte mit ihnen. Ihr Lachen war durch den ganzen Raum zu hören. Wieder begegnete ihr Blick seinem, als ob sie gespürt hätte, dass sie beobachtet wurde. Sie war sich also seiner Anwesenheit genauso deutlich bewusst wie umgekehrt.
Interessant.
Ihre Haltung, ein leichtes Hochziehen der Schulter, wenn sie zu ihm herüberblickte, sagte ihm, was er wissen wollte: Sie verbarg etwas vor ihm. Bis zum Ende dieses Nachmittags würde er herausfinden, was das war.
Joanna erinnerte sich nicht, jemals so nervös gewesen zu sein, dass ihre Handflächen feucht wurden. Sie war in Wirklichkeit nicht als Kellnerin hier, sondern als U.S. Marshal. Ihr Job war es, auf Ben Callahan aufzupassen, der als Zeuge eines Auftragsmordes in großer Gefahr war, jedoch jede Form von Personenschutz hartnäckig ablehnte. Ein Bodyguard würde viel zu sehr auffallen und für Aufsehen sorgen, und Schutzhaft würde nur ihn selbst schützen, aber nicht seine Familie und seine Freunde. Er führte auf der Ranch seiner Eltern eine Restaurant-Bar, ein Roadhouse. Dort sollte Joanna als Kellnerin anheuern, um undercover für seine Sicherheit zu sorgen.
Auf diesen Einsatz hatte sie überhaupt keine Lust gehabt. Normalerweise jagte sie böse Jungs. Aber ihren letzten Einsatz hatte sie vermasselt und eine Schusswunde davongetragen. Don, ihr Chef, hatte sie gewarnt. Sie brauche erstens eine Pause und müsse sich zweitens bei diesem Einsatz bewähren, bevor man über ihre nächste Beförderung reden könne. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als diesen Callahan zu babysitten.
Als sie in den Pausenraum ging, um sich mit Ben Callahan zu treffen, musste sie den Impuls bekämpfen, sich etwas überzuziehen. Ihr rückenfreies Top bedeckte in der Tat nur sehr wenig Haut. Es war eindeutig nicht ihr Ding, so etwas zu tragen. Lacey, die Frau ihres Bruders Jarod, hatte behauptet, es sei perfekt für eine Kellnerin in einem Roadhouse. Nun ja, sie hatte sich auch sehr wohl damit gefühlt, bis Ben Callahan sie angeblickt hatte. Seitdem fühlte sie sich in mehr als einer Hinsicht unbehaglich.
Mit Charlie und Lisa auszukommen, war kein Problem gewesen, aber wenn Ben sie ansah, hatte sie das Gefühl, als wüsste er auf Anhieb, dass sie nicht die war, für die sie sich ausgab. Keine Kellnerin – und auch nicht Joanna Wallace. Halb rechnete sie damit, dass er ihr das gleich auf den Kopf zu sagen würde, aber nein, ihre Tarnung war solide. Er konnte sie ruhig ausfragen und auch Informationen einholen.
Jetzt würde sie also unter vier Augen mit ihm reden. Sie musste ihn überzeugen, dass sie echt war. Wie Don gesagt hatte, hing ihre Karriere davon ab. Sie schloss die Tür hinter sich und ging zu dem dicken Holztisch, an dem er saß. Vor ihm dufteten zwei von den Hamburger Specials, die sie den ganzen Nachmittag über serviert hatte. Ihr Magen knurrte. Sie war hungrig. Kellnern, das hatte sie seit ihrer Collegezeit nicht mehr gemacht. Es war verdammt harte Arbeit.
„Hi, ich hoffe, Sie haben nichts gegen einen Hamburger“, sagte Ben freundlich, doch sein Blick drückte Misstrauen aus.
Kein Problem, er musste ja misstrauisch sein
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