Tiffany Extra Band 03
nicht darauf achtete, was er sagte. Schließlich riss sie sich jedoch zusammen und konzentrierte sich.
„Charlie sagt, Sie haben im Auto übernachtet. Deshalb hat er Ihnen die Wohnung im oberen Stockwerk vermietet?“
„Ja, er ist schwer in Ordnung“, erwiderte sie.
„Sie haben also keine Familie, die Sie unterstützt, keinen anderen Ort, wo sie wohnen könnten?“
Joanna rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Sie musste ihm etwas anbieten, das er ihr abkaufen konnte.
„Nun ja, ich habe einen Bruder, aber ehrlich gesagt legt der nicht sehr viel Wert auf meine Anwesenheit. Außerdem möchte ich eine Weile untertauchen. Ich will nicht, dass Lenny mich findet. Nicht dass ich damit rechne, dass er es versucht, aber sicher ist sicher.“
„Warum?“ Ben verengte ein klein wenig die Augen.
„Na ja, ich dachte, ich gebe ihm Geld, damit er seinen Truck reparieren kann, aber es stellte sich heraus, dass er es für Drogendeals ausgibt. Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung“, sagte sie schnell und tat ihr Bestes, um verzweifelt zu wirken. „Ich hatte keine Ahnung, dass er dieses Zeug kaufte und weiterverkaufte. Bis er richtig, richtig sauer wurde, als er wieder in Schwierigkeiten war und ich mich weigerte, ihm zu helfen.“
„Und dann?“
„Tja, es wurde ein bisschen heftig. Da wusste ich, wenn ich bei ihm bleibe, habe ich ein ernsthaftes Problem. Also habe ich seinen Truck geklaut, um von dort wegzukommen. Er hatte Schulden bei mir, wissen Sie? Mehrere Hundert Dollar.“
„Und Sie hatten keine Ahnung, dass er mit Drogen handelte?“
„Bestimmt nicht. Er hatte ein paarmal welche genommen, aber das heißt ja noch lange nicht, dass man damit dealt. Und ich habe mit dem Zeug nichts zu tun“, sagte sie. „Ich dachte, er sei ein netter Junge, aber ich habe mich geirrt.“
Ben schaute sie lange schweigend an. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, eine nicht ganz unechte Darstellung von innerer Anspannung.
„Und wo ist der Truck jetzt?“
„Ich habe ihn bei einem Gebrauchtwagenhändler gegen mein jetziges Auto eingetauscht – Sie wissen schon, einer von diesen Typen, die keine Fragen stellen. Der Truck war ja auch viel mehr wert. Ich habe ihm extra noch etwas gezahlt, damit er es nicht weitererzählt. Irgendwann hatte ich kein Geld und keine Lust mehr, im Auto zu übernachten. Also habe ich mich nach einem Job umgesehen.“
Sie bemerkte, dass Ben die Schultern straffte. „Verstehe. Sie haben also Angst, dass dieser Kerl Ihnen nachstellt? Dieser … Lenny?“
„Es ist eher unwahrscheinlich, aber falls er es tut, wird er nie auf die Idee kommen, dass ich hier sein könnte.“ Joanna lächelte triumphierend. „Er wird denken, ich bin zurück nach San Diego.“
Ben erwiderte ihr Lächeln nicht.
„Aber es könnte sein, dass er hier auftaucht. Ich lege keinen Wert darauf, in derlei Probleme mit hineingezogen und nicht darüber informiert zu werden. Sie waren Charlie gegenüber nicht ganz ehrlich.“
Joanna wurde ernst und beugte sich ebenfalls vor. Bens Pupillen wurden ein klein wenig größer. Das und seine Blicke zuvor sagten ihr, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Dadurch war sie ein wenig im Vorteil.
„Ich weiß“, sagte sie. „Das tut mir leid.“ Wieder fuhr sie sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen. „Aber ich musste einfach weg. Ich habe getan, was ich tun musste. Ich wollte nur mein altes Leben zurück. Ich glaube wirklich nicht, dass Lenny mich hier suchen wird. So ehrgeizig ist er nicht. Er wird inzwischen jemand anderen gefunden haben, schätze ich.“
Natürlich gab es diesen Lenny nicht, Joanna war also hundertprozentig sicher, dass niemand hinter ihr her war.
Ben nickte zögernd. „Er hat Sie nicht angezeigt wegen des Diebstahls?“
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Dann müsste er damit rechnen, dass ich eine Aussage über seine Drogengeschäfte mache.“
„Das ist richtig.“ Ben nickte wieder. „Nun, freut mich für Sie, dass Sie es geschafft haben. Und Sie machen Ihre Sache gut. Ich habe nichts dagegen, dass Sie bleiben. Aber wenn dieser Mann hier auftaucht, wenn es irgendwelche Probleme gibt …“
„Bin ich weg“, versprach sie.
„Nein. Dann sagen Sie uns – mir oder Charlie – sofort Bescheid.“
Er ist süß, dachte sie. Dadurch würde der Aufenthalt hier für sie leichter werden, aber das Lügen schwerer.
„Oh, in Ordnung. Das werde ich tun.“
„Gut. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?“
„Ich bin als
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