Tiffany Extra Band 03
Blick.
„Warum bist du hier?“
„Wo willst du hin?“
Sie hatten gleichzeitig geredet. Joanna stand auf. Sie sah wunderschön aus, aber erschöpft.
„Warst du etwa die ganze Nacht hier?“
„Das ist mein Job“, erwiderte sie. „In letzter Zeit war ich nicht besonders gut, aber das soll anders werden. Gehst du rüber in die Bar?“
„Ja.“
„Ich gehe vor und stelle sicher, dass alles in Ordnung ist. Dann kommst du nach.“
Er protestierte nicht, obwohl er sich lächerlich vorkam.
„Ich dachte, du wärst weg“, sagte er lahm und merkte dabei, wie erleichtert er darüber war, dass sie geblieben war.
„Solange du als Zeuge wichtig bist, werde ich meinen Job machen. Ich konzentriere mich auf dich, Charlie und Lisa. Mein Vorgesetzter schickt uns einen zweiten Marshal, Cal Stivers, der wird bei deinen Eltern bleiben. Ich denke, das sind wir euch schuldig.“
„Was, wenn ich dich nicht hier haben will?“
„Dann können sie jemand anderen schicken, kein Problem. Aber ich würde gerne weitermachen, wenn du nichts dagegen hast. Ich möchte meinen Job zu Ende bringen.“
„Und wenn ich mich entscheide, nicht auszusagen?“
„Dann verschwinden wir, und die Sache ist erledigt. Aber ich würde dir raten, auszusagen. Du weißt, dass es das einzig Richtige ist, und du weißt so gut wie ich, dass du diese Leute nur damit loswerden kannst.“
„Ich brauche trotzdem Bedenkzeit“, erwiderte Ben.
„Ich bleibe hier bis zum Prozess Ende nächster Woche. In dieser Zeit werden wir beide es wohl schaffen, uns so zu verhalten, wie es die Situation erfordert. Aber falls du doch einen Rückzieher machen willst, müssen wir das sehr bald wissen, damit sich die Staatsanwälte darauf einstellen können.“
„Klar, ich sage dir Bescheid.“
Joanna nickte, drehte sich um und ging los.
Es war wirklich so, als ob er sie gar nicht kennen würde.
„Ich glaube, Lisa hatte recht“, sagte Charlie, der hinterm Tresen stand.
„Womit?“, fragte Ben.
„Du bist verrückt nach ihr.“
„Sie macht mich verrückt, das steht fest“, brummte Ben.
„Gibt’s schon was Neues über das Feuer?“, erkundigte sich Charlie.
„Nein. Wer weiß, es könnten auch ein paar Jugendliche gewesen sein. Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren.“
„Oder die Typen, gegen die du aussagen sollst. Für mich sieht das jedenfalls nach einer Botschaft aus.“
„Ja, könnte auch sein.“
„Willst du es immer noch machen? Ich meine, vor Gericht aussagen?“
Ben wollte Ja sagen, doch er zögerte. „Ich bin mir nicht sicher.“
Charlies Blick drückte merkwürdigerweise Hoffnung aus.
„Was ist los, Charlie?“
„Tut mir leid, Ben. Es ist nur, ich meine, du weißt ja, Lisa und ich, das geht jetzt schon eine Weile.“
„Und ich freu mich für euch. Mach bloß nicht Schluss mit ihr, sonst schmeiß ich dich raus“, scherzte Ben.
„Keine Sorge. Ich werde ihr einen Antrag machen, sobald die Scheidung durch ist.“
„Na, umso besser. Aber irgendwas bedrückt dich doch?“
„Na ja … wegen deiner Aussage. Wie du sagst, sind wir alle in Gefahr, bis der Prozess vorbei ist. Wegen mir mache ich mir keine Sorgen, aber Lisa, du weißt schon, und die Kinder …“
„Ich verstehe.“
Charlie wandte den Blick ab. „Ich weiß, es ist egoistisch von mir, aber ich wünschte, du würdest nicht aussagen. Ich hasse mich selbst dafür, aber wenn ich mir vorstelle, ihr würde etwas passieren … Ich meine, wie würde es dir gehen, wenn Joanna etwas passieren würde?“
Die Frage verblüffte Ben. Obwohl er wütend und verletzt war, war ihm der Gedanke, ihr könnte etwas zustoßen, unerträglich.
Er wollte das nicht, aber er konnte nicht anders.
„Wäre es das wert? Ich meine, vor Gericht auszusagen. Ich meine, du hast selbst gesagt, der Kerl kommt wahrscheinlich so oder so frei, dieser Killer, den du beobachtet hast. Also wozu das alles?“, drängte Charlie.
Ben musste zugeben, dass ihm genau dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen waren.
Bens Gewissen verbot ihm, bei einem Unrecht tatenlos zuzusehen, aber es war ihm auch zuwider, die Menschen, die er liebte, einer Gefahr auszusetzen.
Joanna war immer noch da, und für sie war es jetzt bestimmt nicht einfach. Außerdem würde noch jemand kommen, um die Ranch zu bewachen. Ben war froh darüber. Es war dumm von ihm gewesen zu glauben, er könne das alles ganz allein bewältigen. Er verstand Charlies Ängste, aber wie sollte er seine Aussage zurücknehmen?
„Soll ich Lisa
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