Tiffany Extra Band 03
bereitgelegt hatte.
„Wie schaffst du das?“, fragte Caleb. „Wie erträgst du es, jeden Tag mit Leid und Tod konfrontiert zu werden?“
„Es gefällt mir, Menschen zu helfen.“
Das kommentierte er nicht. Er betrachtete sie nur … mit einem Blick, den sie nicht ganz deuten konnte. Bewundernd? Oder eher neugierig?
Marley räusperte sich und zeigte auf einen Farbeimer. „Es wäre toll, wenn du die Wand dort in diesem hellen Gelb streichen würdest.“ Sie wies mit dem Finger darauf, dann auf die nächste Wand. „Da muss ich erst noch die restliche Tapete entfernen und dann die Grundierung auftragen.“
„Jawohl, Ma’am.“ Calebs Augen funkelten amüsiert, doch ansonsten verzog er keine Miene.
Warum er wohl so selten lächelte? Hatte er eine schwere Kindheit gehabt, oder war er von Natur aus so ernst? Na ja, es störte Marley nicht. Aber es unterschied ihn deutlich von Patrick, den sie nur mit einem charmanten Lächeln kannte.
Seine ruhige Art ist sehr wohltuend, dachte sie, nachdem sie beide eine Viertelstunde in angenehmer Stille vor sich hin gearbeitet hatten. Caleb sagte nicht viel, nur mal ein Wort über die Farbe oder so.
Und Marley konnte nicht anders, als ihn immer wieder verstohlen zu betrachten. Der Mann jagte ihr einen erregten Schauer nach dem anderen über die Haut. Obwohl er nur mit einer Malerrolle in ihrer Küche hantierte. Aber er bewegte sich so sexy. Er hatte einen wundervoll athletischen Körper. Und sie hätte ihn jetzt so gern berührt!
Nein, nein, nein! Sie musste weiterarbeiten, und das tat sie – auch wenn sie ständig zu Caleb hinschauen musste. Wurde ihr vielleicht deshalb der Mund trocken? Oder lag es an der staubigen Luft? „Wie wäre es mit einer Pause?“
Er grinste sie an. „Nach knapp einer Stunde? Sie enttäuschen mich, Miss Kincaid. Ich hätte Sie für zäher gehalten.“
Kincaid? Woher kennt er meinen Nachnamen? Marley spürte Misstrauen in sich aufsteigen. Sie konnte sich nicht erinnern, sich ihm mit Nachnamen vorgestellt zu haben. Doch dann fiel ihr ein, dass ihr voller Name auf dem Briefkasten stand. Klar! Da konnte ihn jeder lesen. Erleichtert atmete sie aus.
„Ich brauche etwas zu trinken.“
„Und du hattest eine anstrengende Nacht. Da will ich mal bereit sein, über deine Faulheit hinwegzusehen.“
Marley musste lachen. Dann stand sie auf und ging zum Kühlschrank. „Eistee?“
„Gern.“
Marley füllte zwei Gläser und trug sie zum Tisch, an dem Caleb bereits Platz genommen hatte. Er reckte seinen Oberkörper, lockerte Schultern und Arme etwas – und sah dabei so sexy aus, dass ihr Mund noch trockener wurde. Sie nahm ihm gegenüber Platz und trank einen Schluck. Gott, es war seltsam, wieder einen Mann hier zu haben. Nach drei Monaten. Seit Patrick …
Bei der Erinnerung an ihn verkrampfte sich ihr Magen. Und offenbar hatte sie das Gesicht verzogen, denn Caleb fragte: „Alles in Ordnung?“
Sie stellte ihr Glas hin. „Ja. Ich habe nur gerade an etwas … jemanden gedacht. Aber der ist Vergangenheit.“
„Jemand, der dir nahestand?“
Sie lachte bitter. „Könnte man so sagen.“
„Ein Exfreund?“
„Ja.“
„Wie lange ist es her, seit ihr euch getrennt habt?“
Caleb klang interessiert, doch nicht aufdringlich. Die Art, wie er nachfragte, gab ihr das Gefühl, ihm vertrauen zu können. „Es sind jetzt drei Monate.“ Sie seufzte. „Leider war es ein Ende mit Schrecken.“
„Das tut mir leid.“
Mehr sagte er nicht. Das tut mir leid. Marley hätte ihn dafür am liebsten umarmt. Jeder, den sie kannte, hatte sie damals ausgequetscht. So war sie immer wieder an Patricks Lügen, seine abscheulichen Taten erinnert worden. Aber Caleb bohrte nicht nach. Er schwieg verständnisvoll, und gerade darum begann sie zu erzählen.
„Mein Ex war nicht der Mensch, für den ich ihn gehalten hatte.“ Sie umklammerte ihr Glas. „Er hat mich angelogen … von morgens bis abends. Hat mir einen falschen Beruf genannt. Ein Doppelleben geführt.“
Caleb suchte ihren Blick. „Klingt, als wäre er ein echt mieser Kerl.“
„Abscheulich.“ Ihre Hand zitterte. „Ich kann es mir noch immer nicht verzeihen, ihn jemals geliebt zu haben.“
Bei den Worten verfinsterte sich seine Miene. Dann meinte er schroff: „Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Habe ich zumindest gehört.“
Marley musterte sein Gesicht. „Nur gehört, nicht erlebt?“ Das hätte sie nun zu gern gewusst. Darum wagte sie es, ihm eine sehr persönliche
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