Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
sie fast mit Helen zusammen, die gemeinsam mit ihrem Sohn gespannt beobachtete, was sich vor ihren Augen abspielte.
Vor der Garage stand Anna und blockierte Obi-Wan den Weg. Er hielt in aggressiver Pose einen Baseballschläger aus Plastik in den Händen. Hinter Anna ging jemand in Deckung, ein kleiner Mann in einem altmodischen Anzug. Er hatte sich einen Eselskopf aufgesetzt, das ließ das ohnehin seltsame Szenario noch bizarrer wirken.
„Ich sagte, leg den Baseballschläger weg. Das ist lächerlich“, schimpfte Anna.
„Du kannst nicht in meinem Hof mit deinem Freund herumstolzieren und erwarten, dass ich nichts dagegen unternehme.“ Obi-Wan schwang bedrohlich den Schläger und rief dem Mann zu: „Wenn du die Finger nicht von meiner Frau lässt, haue ich dir den grauen Schädel ein, du untalentierter Schmierenkomödiant.“
Mimi ging ein Licht auf. Das war also der Schauspieler, mit dem Anna angeblich eine Affäre hatte. Mal abgesehen vom Eselskopf war er wenig ansehnlich, sondern klein, dürr und blass. Er umklammerte ihre Schultern und benutzte Anna als Schutzschild.
Anna warf ihm einen wütenden Blick zu und schüttelte seine Hände ab. „Und du hörst jetzt damit auf, Fred. Oder ich lasse zu, dass Obi-Wan auf dich losgeht. Ich kann nicht glauben, dass du diese furchtbaren Lügen über mich – über uns – verbreitet hast!“ Als er mit gedämpfter Stimme wirres Zeug redete, fügte sie aufgebracht hinzu: „Oh, nimm diesen lächerlichen Eselskopf ab. Mir ist egal, ob heute Abend die letzte Kostümprobe ist. Du siehst aus wie ein Trottel.“ Dann wandte sie sich wieder an ihren Ehemann: „Ich muss mich bei dir entschuldigen.“
„Dann stimmt es also? Du gibst es zu?“, fragte Obi-Wan völlig entsetzt.
Anna ging näher zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Nein, kein Wort davon ist wahr. Ich hatte keine Ahnung, dass Fred diese Gerüchte in die Welt gesetzt hat. Ich glaubte, du wärst schlichtweg paranoid. Dann habe ich selbst gehört, wie er schreckliche Lügen verbreitet hat.“
Ihr Ehemann schwang erneut den Schläger. „Lass mich zu ihm durch.“
„Nein, die Mühe ist er nicht wert“, wiegelte sie ab. „Außerdem machst du womöglich Tucks Baseballschläger kaputt.“
Plötzlich mussten sie beide lachen, und der Schauspieler, der sich inzwischen den Eselskopf abgenommen hatte, starrte wütend auf das frisch versöhnte Ehepaar.
„Verzeihung. Ich habe mich einfach von meiner Rolle mitreißen lassen.“
„Du spielst den dummen Esel schon dein ganzes Leben lang“, sagte Obi-Wan. „Also sollte dir das keine so große Mühe machen!“
Der Schauspieler stammelte weitere Entschuldigungen und ging praktisch unbemerkt davon, Anna und Obi-Wan hatten plötzlich nur noch Augen füreinander.
Mimi wusste aus Erfahrung, dass ihre Vermieter nun eine Phase totaler Verliebtheit durchlaufen würden. In solchen Zeiten gab es kein innigeres und glücklicheres Paar als die beiden. Selbst die Glühwürmchen im Wald rund um den Garten schienen mitzubekommen, dass die sich versöhnt hatten, denn mit einem Mal sorgte ein Glitzern in den Bäumen für romantische Stimmung. Liebe hatte offensichtlich die Kraft, die Welt zum Leuchten zu bringen.
Vielleicht bekommt das Glück des Ehepaares bald Konkurrenz im eigenen Haus, dachte Mimi. Xanders und ihre Liebesgeschichte verlief zwar nicht gerade wie im Märchen, war aber einfach wundervoll. Sie war im Begriff, sich unsterblich in ihn zu verlieben. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so für einen Mann empfunden. Allerdings würde sie wohl eine Weile brauchen, bis sie bereit wäre, ihm ihre Gefühle zu gestehen, denn ihre Beziehung war so neu und zerbrechlich.
Da Anna und Obi-Wan wieder glücklich vereint waren, wurde der Abend zu einem Fest. Will, der Autor aus dem ersten Stock, kam mit seiner berühmten, hausgemachten Sangria herunter, Anna hatte einen besonderen Kartoffelsalat zubereitet und bei Sonnenuntergang aßen sie alle gemeinsam und lachten und redeten.
Für Mimi fühlte es sich mehr wie ein Abendessen im Kreis der Familie an als jedes Familientreffen in ihrem Elternhaus. Ihre Mutter, ihr Vater und die Verwandtschaft bedeuteten ihr viel, doch sie war nie ganz sicher, ob sie bei diesen Gelegenheiten sie selbst war oder lediglich den Erwartungen ihrer Eltern entsprach. Hier dagegen konnte sie offen sagen, was sie dachte. Sie konnte laut lachen, wenn ihr danach zumute war, essen, worauf sie Appetit hatte und auch mal tollpatschig sein. Hier
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