Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
„Wer hätte gedacht, dass ich mich so entspannen würde.“
„Darauf trinke ich“, sagte er zustimmend und nahm einen großen Schluck Wasser. „Ich mag meinen Job, deshalb bin ich auch gut ohne Urlaub ausgekommen. Aber ich kann nicht leugnen, dass mir der Tag heute verdammt gut gefallen hat.“
Sie betrachtete ihn über den Tisch hinweg, musterte seine breiten Schultern in dem weißen T-Shirt. Kaum zu glauben, dass sie ihn noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden kannte. Zugegeben, es waren sehr ereignisreiche Stunden. Trotzdem: Nie zuvor hatte sie sich jemandem so schnell so nah gefühlt.
„Das kenne ich“, antwortete sie, froh über das unverfängliche Gesprächsthema. Es war ihr auf jeden Fall lieber, als über Gefühle zu sprechen, über die sie sich selbst nicht ganz im Klaren war. „Aber viele können das nicht nachvollziehen. Ein beängstigender Gedanke, dass es Menschen gibt, denen ihre Arbeit keinen Spaß macht“, sagte sie zwischen zwei Bissen.
„Na ja, viele sitzen in der Falle. Der Kredit fürs Haus, die Ausbildung für die Kinder, drohende Arbeitslosigkeit. Da kann ich es durchaus verstehen, dass sich einige Leute nicht trauen, das Risiko einzugehen, um ihren Traumberuf zu finden.“ Er schenkte ihr Wasser nach, dann nahm der den letzten Bissen seiner Polenta. „Allerdings kennen sich manche Menschen auch einfach nicht gut genug, um zu wissen, welche Art der Arbeit ihnen gefallen würde.“
Keith zuckte mit den Achseln und schob den leeren Teller zur Seite. Dann kam er um den Tisch herum und setzte sich neben sie. Die Geste rührte sie, vor allem, als er seinen Arm um sie legte. Für die kurze Zeit, die sich einander erst kannten, fühlte sich alles viel zu vertraut an.
„Ich wusste schon immer, dass ich etwas mit Design machen wollte.“ Sie hörte ein lautes Platschen, vermutlich ein Fisch, der ganz in der Nähe des Bootes aus dem Wasser gesprungen war. Ihr wurde bewusst, wie still es hier draußen ansonsten war. Nur das sanfte Rauschen der Wellen war zu hören.
„Allerdings habe ich in der Modebranche gearbeitet, bevor ich mich für Interior-Design entschieden habe.“
„Als Fashion-Designerin? Mit Modeschauen in Europa und dem ganzen durchgeknallten Tamtam?“
„Ganz genau. Und du hast recht, es war wirklich verrückt, eine andere Welt.“ Noch immer vermisste sie die kreative, energiegeladene Atmosphäre durchwachter Nächte, die sie Seite an Seite mit brillanten Fashiongrößen verbracht hatte, auf der Suche nach Themen für eine neue Kollektion. „Wenn mir der Durchbruch in Haute Couture gelungen wäre, hätte ich das gleiche Motto für Kleidung gehabt, das ich nun für Häuser habe: Man muss nicht Unsummen von Geld auszugeben, um sich mit schönen Dingen zu umgeben.
„Eine sehr egalitäre Einstellung.“ Er wickelte eine ihre Locken um seinen Finger, zog ihn wieder heraus und beobachtete, wie das Haar auf ihrer Schulter zu seiner alten Form zurückfand.
Diese Geste war so schlicht und gleichzeitig so vertraut, dass er sie mit einer kribbelnden Wärme erfüllte, die nichts mit der sexuellen Anziehung zwischen ihnen zu tun hatte.
„Danke.“ Sie lehnte sich nach vorn, um die Teller abzuräumen. „Nachdem du für uns gekocht hast, bin ich wohl dran mit Abwaschen.“ Wenn es ihn überraschte, wie abrupt sie aufgesprungen war, konnte er es gut verbergen. Vielleicht war auch er bemüht, ihre gemeinsame Zeit so unkompliziert wie möglich zu gestalten.
„Einverstanden.“ Er nahm ihr das volle Tablett aus den Händen. „Ich werde nur kurz das Geschirr für dich runtertragen. Dann muss ich ein paar SMS schreiben, solange wir ein Netz haben. Zum Telefonieren reicht es zwar nicht, aber Nachrichten gehen durch.“
„Dann sind wir wohl nah genug an der Küste“, vermutete sie. „Kaum zu glauben, so ruhig, wie es hier ist.“
Offenbar waren sie nicht so fern jeglicher Zivilisation, wie es ihr vorkam. Am besten, sie genoss jeden einzelnen Augenblick hier draußen mit Keith. Schon bald würde ihre gemeinsame Zeit beendet sein. Dann würde er sich wieder den Geschäften von Green Principles widmen, während sie sich in Boston weiter um ihre Karriere kümmerte.
Mit etwas Glück würde die Klatschpresse niemals erfahren, dass Josie ihrem inneren Partygirl diesen leichtsinnigen Ausflug gestattet hatte.
Sicher, dass du die Vesta verkaufen willst?
Keith saß unter dem Sternenhimmel an Deck und tippte die Nachricht an seinen Bruder, während Josie in der Kombüse das Geschirr
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