Tiffany Extra Band 2 (German Edition)

sehen.“

12. KAPITEL
    „Du hast was mit Keith Murphy?“, fragte Marlena am nächsten Tag erstaunt, als sie sich zum gemeinsamen Brainstorming für Chase Freemans Segeljacht im Studio gegenübersaßen.
    Josies Assistentin war zur Arbeit erschienen, bevor Keith das Loft am Morgen verlassen hatte. Wenn sie ihren Job doch bloß nicht so verdammt gewissenhaft machen würde. Dann wäre sie nicht in aller Herrgottsfrühe hier aufgekreuzt und genau in dem Moment aus dem Aufzug gestiegen, als Josie sich gerade mit einem leidenschaftlichen langen Kuss von Keith verabschiedete. Wie peinlich!
    Eilig hatte Josie ihm Auf Wiedersehen gesagt und eingewilligt, ihn heute Abend zu besuchen. Sie war gespannt, zu sehen, wie er wohnte.
    Josie wusste, dass sie ihrer Assistentin bedingungslos vertrauen konnte, aber wie viel sollte sie Marlena erzählen?
    „Ja, das stimmt. Aber das muss zwischen uns bleiben“, sagte sie, während sie ein Segelmagazin durchblätterte, auf der Suche nach Inspiration für die Gestaltung von Chase’ Boot. Sie merkte, wie komisch sich das anhörte.
    „Also nicht, dass er verheiratet wäre oder eine andere Freundin hätte“, versicherte sie eilig.
    „Als ob ich das nicht wüsste!“ Marlena stöhnte auf und hob eine Augenbraue. „Immerhin ist er der begehrteste Junggeselle der Stadt. Es gibt keine Klatschzeitung in Boston, die ihre Leser nicht regelmäßig über sein Liebesleben auf dem Laufenden hält. Das gilt im Übrigen auch für seine Brüder.“
    Josie seufzte.
    „Umso schlimmer. Es macht mich nervös, jemanden zu daten, der so bekannt ist.“
    „Dieser Kerl ist ein Traum von einem Mann. Du solltest dir weniger Gedanken über die Konsequenzen machen und einfach Spaß haben.“
    „Das habe ich auch vor.“ Josie betrachtete eine Anzeige ihres alten Arbeitgebers, einer bekannten Modemarke, die stilvolle Freizeitkleidung entwarf. „Oh, das hier ist ja perfekt. Wir sollten das Boot in kariert und weiß einrichten – in einer Art Country-Club Sixties-Style.
    „Großartige Idee“, Marlena nickte begeistert. Doch ihr Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig, als sie ihren BlackBerry zu Hand nahm, der verschiedenste Töne von sich gab. „Ach du Scheiße“ inzwischen war sie bleich wie eine Wand. Wie gebannt starrte sie auf ihr Handy.
    „Was?“ Josie versuchte, im Gesicht ihrer Assistentin zu lesen. „Ist alles in Ordnung?“
    Marlena schüttelte den Kopf. „Hast du dein Telefon schon eingeschaltet?“
    „Nein!“ Sofort sprang Josie auf. Das hätte ihr wirklich nicht passieren dürfen, vor allem, da sie aus Kostengründen überhaupt kein Festnetz besaß.
    „Tut mir leid. Habe ich einen wichtigen Anruf verpasst?“
    Sie holte ihr Handy aus der Handtasche in der Küche, wo sie es seit gestern Abend nicht mehr angeguckt hatte, und schaltete es an.
    „Das nicht“, sagte Marlenas mit belegter Stimme und räusperte sich, bevor sie Josie ihren BlackBerry reichte.
    Manhattaner Femme fatale auf Beutezug in fremden Gefilden war auf dem Display zu lesen. Es war die Headline eines Blogs, der sich Dishing it up with Gloria nannte.
    Die Story war mit einem alten Foto aus Josies Modezeiten bebildert. Daneben war die offizielle Aufnahme des Kongressabgeordneten zu sehen, dessen Karriere sich nach dem Kuss in der Seitengasse erübrigt hatte.
    Sie überflog den Text und scrollte weiter nach unten, bis ein weiteres Bild erschien. Es war ein ziemlich unscharfer Schnappschuss, vermutlich mit einem Handy aufgenommen, dennoch war die Szene darauf deutlich zu erkennen: Josie stand zwischen Keith und Danny Murphy, der ihr gerade einen Kuss auf die ausgestreckte Hand hauchte. Sie sah jedoch nicht ihn an, sondern warf gerade einen Blick über die Schulter zu Keith, der mit finsterem Gesichtsausdruck hinter ihr stand.
    Für Außenstehende sah es so aus, als versuchte sie bewusst, die beiden Brüder gegeneinander auszuspielen. Dabei hatte sie sich nach Keith umgesehen, weil er ihr etwas bedeutete. Sehr viel bedeutete. Doch das wusste natürlich keiner aus ihr. Es gab nur eine Person, die ein Bild aus diesem Blickwinkel vom Haus der Murphys gemacht haben konnte.
    Brooke.
    „Josie?“ Marlena hatte sich neben sie gestellt und ihr einen Arm um die Schultern gelegt. „Alles in Ordnung?“
    „Vielleicht liest ja keiner Dishing it up with Gloria“ , murmelte Josie abwesend, als sie Marlena das Handy zurückgab und ihr eigenes Telefon zur Hand nahm, um die eingegangenen Nachrichten abzurufen.
    „In den letzten zehn