Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
Minuten habe ich mindestens zwanzig Tweets bekommen.“ Den BlackBerry in der Hand scrollte Marlena sich durch die digitalen Meldungen. „Die Facebook-Nachrichten verstopfen meine Inbox, und ich kriege SMS im Minutentakt.“
Am ganzen Körper zitternd überflog Josie die ungefähr hundert E-Mails, die in der letzten Stunde an sie gesendet wurden. Von Freunden, Fremden, Kunden … Fragen wie „Stimmt es?“ und „Warum haben Sie Ihren Namen geändert?“ standen in der Betreffzeile, aber auch Schimpftiraden von weniger zurückhaltenden Leuten waren dabei, die sie einen schlechten Menschen und eine Ehebrecherin nannten. Andere flehten sie förmlich an, die Finger von den Murphy-Männern zu lassen, die offenbar viel zu gut für sie waren.
„Es sieht so aus, als wäre die Story vor einer Stunde zum ersten Mal auf Glorias Blog veröffentlicht worden. Dann haben andere Blogs sie übernommen. Unter anderem: East Coast Fashion , Boston Design Time, Getting Juicy with Julian …“
„Oh mein Gott.“ Josies Knie wurden weich. Sie stützte sich auf den Tisch, bevor sie sich wenig grazil auf einen Stuhl fallen ließ.
„Wir sind doch erst seit gestern wieder in Boston.“ Ihr Herz klopfte wild. Sie war mit den Nerven am Ende. „Die ganze Welt weiß, dass ich mich Keith Murphy zusammen bin.“ Schlimmer noch, alle wollten ihn davon überzeugen, mit dem berüchtigten Partygirl Schluss zu machen, das nichts anderes im Kopf hatte, als ihr Erbe so schnell und so glamourös wie möglich in den diversen Clubs der Stadt durchzubringen. Es spielte keine Rolle, dass nichts davon der Wahrheit entsprach.
Genau, wie Keith es vorausgesehen hatte, war der Mythos der reichen Millionenerbin wesentlich interessanter als die Fakten.
Keith.
Ob er schon Bescheid wusste? Sie überflog ihre Nachrichten, konnte aber keine von ihm entdecken. Bei dem Gedanken, dass er nur ihretwegen in dieser ordinären Klatschgeschichte mit drinhing, wurde ihr ganz übel. Das hatte sie nicht gewollt, verdammt noch mal. Sie hatte alles getan, um es zu vermeiden.
Doch er war so überzeugend gewesen, als er sie in seine Welt gezogen hatte, um sie daran zu erinnern, dass es mehr gab im Leben als Arbeit und Karriere.
Vielleicht hatte er jetzt, da er am eigenen Leib erfuhr, wie es war, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, das Weite gesucht. Ehrlich gesagt konnte sie es ihm nicht verdenken. Trotzdem mochte sie einfach nicht glauben, dass er sie nicht wenigstens anrufen würde.
Ihr Telefon klingelte ununterbrochen, aber keine der Nummern im Display war von ihm. Mit jedem Klingeln wurde ihr schwerer ums Herz, bis sie letztlich völlig mutlos das Handy ausschaltete. Bei dem ganzen Trubel war sie nicht in der Lage, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun sollte.
Und der Mann, den die jetzt so dringend brauchte, rief nicht an. Er schickte ihr noch nicht einmal eine SMS. Sie konnte verstehen warum. Aber das machte es nicht einfacher, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie diesen Sturm wahrscheinlich allein durchstehen musste. Und anders als mit ihm auf dem offenen Meer war dieses Mal kein rettender Hafen in Sicht.
Keiths Büro war ein Irrenhaus, als er dort ankam. Er war gerade mit dem Taxi auf dem Weg zur Zentrale von Green Principles in der Bostoner Innenstadt gewesen, als er die Story im Internet entdeckt hatte. Nachdem er wiederholt versucht hatte, Josie anzurufen aber jedes Mal nur die Mailbox dran hatte, beschloss er, sich zunächst auf die Schadenbegrenzung zu konzentrieren. Er würde sich ganz schön was einfallen lassen müssen, um den Deal mit Wholesome Branding zu retten.
Verdammt. Dabei war diese Zusammenarbeit so wichtig für seine internationalen Expansionspläne. Doch es wurde immer unwahrscheinlicher, dass es jetzt noch dazu kam. Außerdem musste er dafür sorgen, dass er wenigstens keine existierenden Kunden verlor, wenn sie von dieser Geschichte aus den Medien erfuhren.
Egal, was er Josie erzählt hatte: Kein Mann wollte als Toyboy eines verwöhnten Partygirls dastehen. Und er machte sich nicht vor: Für die Öffentlichkeit war er nichts weiter als ihr Spielzeug. Ihr Opfer.
Er hatte sich mit seinem Marketing-Team in einen Konferenzraum zurückgezogen. Erneut versuchte er Josie Nummer. Schon wieder der Anrufbeantworter. Dieses Mal sogar noch schneller als zuvor. Ob sie ihr Telefon ausgestellt hatte? Verständlich, bei der Flut von Anfragen, die nun wahrscheinlich über sie hereinbrach. Er musste ihre
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