Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
keinen Zweifel: Sie waren wegen ihr hier.
Wut stieg in ihr auf. Den ganzen Tag lang hatte sie nichts geschafft. Viel zu sehr hatte sie sich darüber geärgert, dass sie sich wieder in der gleichen Situation befand wie vor drei Jahren. Keith hatte recht behalten. Sie konnte vor ihrer Vergangenheit nicht davonlaufen. Auch wenn sie dadurch ein wenig Zeit gewonnen hatte – das Interesse an ihrer Person war ungebrochen.
Sie hasste es, hier gefangen zu sein. Und den Besuch bei Keith heute Nacht konnte sie sich auch abschminken. Allerdings würde er sie vermutlich ohnehin nicht sehen wollen. Sicher war er viel zu beschäftigt damit, zu retten, was noch zu retten war, um seine Firma möglichst unbeschadet aus diesem Medienalbtraum zu führen.
Sie fühlte sich schuldig. Er hatte hart dafür gearbeitet, um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, wofür sie ihn sehr bewunderte. Wäre sie nicht versehentlich auf dem falschen Boot gelandet, wäre das alles nicht passiert.
Über ihrem Schreibtisch ertönte das Summen der Gegensprechanlage aus der Lobby. Hoffentlich war es nicht einem dieser kameraschwingenden Geier irgendwie gelungen, ins Haus zu gelangen. Sie hatte nur wenig Nachbarn und konnte sich nicht vorstellen, dass einer von ihnen jemand Fremdes hineinlassen würde.
Zögernd ging sie zu der Anlage und drückte auf Sprechen, nur für den Fall, dass es jemand war, der ein legitimes Anliegen hatte. Ein Paketzusteller zum Beispiel.
„Ihre Bestellung vom Chinesen ist da.“ Augenblicklich erkannt sie die Stimme. „Können Sie mir bitte den Aufzug freischalten?“
Keith.
Irgendwie musste er es unbemerkt ins Gebäude geschafft haben und war nun auf dem Weg zu ihr. Um gemeinsam mit ihr diesem Sturm zu trotzen – zumindest war das ihre Hoffnung.
„Kein Problem.“ Aufgeregt drückte sie auf den Knopf, der den Lift bis in die Loftetage bringen würde. „Pass auf, dass du allein bist.“
Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit, bis der Fahrstuhl endlich oben war. Die Türen öffneten sich, und vor ihr stand Keith, eine Tüte mit Schachteln vom Chinesen in den Händen. Unfähig, sich zurückzuhalten, rannte sie los und stürzte sich in seine Arme Sie drückte den Kopf fest an seine Brust. Zum ersten Mal, seitdem er sie an diesem Morgen verlassen hatte, fühlte sie so etwas wie Ruhe.
„Ich sollte dir öfter was zu essen bringen.“ Er küsste sie auf den Scheitel und stellte die Tüte auf einen kleinen Tisch neben dem Aufzug.
„Wer hätte gedacht, dass du so enthusiastisch darauf reagierst?“
Kaum hatte er seine Arme um sie gelegt, verlangsamte sich ihr Herzschlag, und auch ihre Atmung wurde ruhiger. War es möglich, dass sie schon in so kurzer Zeit von seinen Berührungen – von ihm – abhängig geworden war?
„Ich kann nicht glauben, dass du es bis hierher geschafft hast, ohne gesehen zu werden.“ Angespannt machte sie sich von ihm los und sah zu ihm auf. „Jedenfalls habe ich keinen Tumult da draußen bemerkt.“
„Keine Sorge“, versicherte er und strich ihr beruhigend mit der Hand übers Haar. Sie sah in den sicheren Hafen seiner grünen Augen. „Ich habe so getan, als würde ich beim Chinesen die übliche Bestellung für dein Studio abholen wollen.“
Sie grinste. „Marlena und ich haben dort schon oft was bestellt, wenn wir bis spät in die Nacht gearbeitet haben.“
„Kurze Zeit später bekam ich eine Tüte überreicht, und ein Angestellter hat mir den Weg über die Feuerleiter des Restaurants gezeigt, der direkt in dieses Gebäude führt. Danach brauchte ich nur noch hinunter ins Foyer zu gehen, um von drinnen bei dir zu klingeln. Und jetzt bin ich hier.
Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Was, wenn einer der Reporter diese Sicherheitslücke entdeckte? „Es überrascht mich, dass sie dir einfach so diese Abkürzung verraten haben. Hoffentlich kommt keiner von diesen Geiern da unten auf die gleiche Idee.“
„Keine Angst, ich hab ein großzügiges Trinkgeld dagelassen, um sicherzugehen, dass das nicht passiert. Abgesehen davon fährt der Aufzug nur bis nach oben, wenn du ihn rufst.“ Sie folgte ihm zum Esstisch und packte die Tüte aus.
„Da hast du recht.“ Sie reichte ihm das gegrillte Huhn mit Reis, dass Marlena immer bestellte. „Und? Was hältst du von diesem Schlamassel? Ehrlich gesagt habe ich mir Sorgen gemacht, du würdest versuchen, dich so weit wie möglich von mir und dieser Sache zu distanzieren. Was ich im Übrigen sehr gut verstehen könnte.“
Er setzte
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