Tiffany Extra Band 2 (German Edition)

von einer Schussverletzung erholen – das ist bei Weitem nicht so faszinierend für unsere Leser wie jemand, der tatsächlich angeschossen wird.“
    Mark betrachtete die hochmoderne Kaffeemaschine. Die war neu hier. „Eine Stichverletzung war auch noch dabei. Vielleicht hättest du die nicht rauskürzen sollen.“
    „Hey, Mann, das war dasselbe Bein. Das hätte uns doch niemand geglaubt.“ Travis war vollkommen ernst. „Aber jetzt bist du ja zurück.“ Er sah zu, wie Mark ein paar Knöpfe drückte und sich daraufhin ein winziger Plastikbecher mit tiefschwarzem Kaffee und etwas Crema füllte. „Meine Schwester hat mich umsatzmäßig abgehängt.“
    „Was hat sie zu bieten?“
    Travis winkte ihn zu einem Sessel. „Eine Date-Expertin. Momentan sind Frauen die größere Besuchergruppe laut Webstatistik. Dancies Zahlen sind besser als die von Guys of Texas . Das mit deiner Geiselnahme und Rettung hat unsere Zahlen gepusht, aber jetzt liegt sie mit ihrem Women’s Guide vorn.“
    Normalität war alles, wonach Mark sich sehnte. Für ihn bedeutete Normalität, dass er sich in ein Thema vertiefte und ganz in die Kultur eines Landes eintauchte. Dreimal pro Woche in einem Hörsaal vor Hunderten von Journalistik-Studentinnen mit romantisch verträumten Blicken zu stehen, das war definitiv nicht die Normalität, die er sich wünschte. „Dann hat deine Schwester also etwas gefunden, was genauso beliebt ist wie meine Kolumne. Ist das schlimm?“
    „Gar nicht.“ Travis räusperte sich. „Aber wenn du hier persönlich auftauchst, kannst du beim Quartalsgespräch meinen Dad daran erinnern, wie wertvoll du für OMG bist.“ Travis ging zu der kleinen Kaffeemaschine, die neben dem neuen Kaffeeautomaten stand. „Kaffee?“ Er hielt die Kanne hoch.
    Mark schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte Travis’ Schwester ihre Erfolgsautorin auch dazugeholt. Mark musste an die Frau denken, der er die Tür aufgehalten hatte. „Die Frau, die für deine Schwester schreibt …“
    „Piper Scott?“ Travis reichte ihm einen Becher Kaffee. „Der Dating-Doc. Sie hilft den Leuten bei Dates und hat eine Theorie entwickelt, dass man das Verhalten von Männern bei Dates anhand verschiedener Typen klassifizieren kann.“
    „Glaubst du, sie ist heute auch hier?“
    Travis trank einen Schluck. „Wenn Dancie clever ist, ja. Piper lebt hier in Austin. Die beiden teilten sich auf dem College ein Zimmer.“
    Mark hatte eine Vorahnung. „Wie sieht sie aus?“
    „Normal, hübsch, nicht aufgetakelt. Mittelgroß, gute Figur, aber sie stellt es nicht zur Schau.“
    Wieder versuchte Mark, sich an die Frau am Eingang zu erinnern. In erster Linie war ihm ihr Tonfall aufgefallen. Höflich, mitfühlend, mit einem sehr anziehenden heiseren Unterton. Ja, ihre Stimme gefiel ihm, wenn er jetzt darüber nachdachte.
    „Sie ist zurückhaltend.“ Travis lächelte flüchtig. „Kein Partytyp. Genau die Frau, die man sich als Zimmergenossin für seine Schwester wünscht.“
    „Verstehe. Ich glaube, ich bin ihr am Eingang begegnet.“
    „Gut möglich.“ Travis setzte sich auf die Schreibtischkante. „Hör zu: Während deiner Auszeit hat Dancies Site den Großteil des Umsatzes eingebracht, und jetzt will sie gleichwertige Partnerin werden.“
    Travis’ Abteilung hatte bei den Werbeeinnahmen verloren, weil Mark seit Ende letzten Jahres nicht mehr im Einsatz war. „Verdient deine Schwester denn die Partnerschaft?“
    „Mittlerweile schon. Aber irgendwann wird sie heiraten und Babys bekommen. Sie wird sich nicht mehr so reinhängen und trotzdem noch ein Drittel des Gewinns einstreichen. Dad wird verrückt sein nach seinen Enkelkindern und sich auch nicht mehr so kümmern, und am Ende bleibt die ganze Arbeit an mir hängen, obwohl ich nur ein Drittel von allem bekomme.“
    Mark verzog das Gesicht. „Siehst du das nicht etwas …“
    „Retro?“ Fast hätte Travis seinen Becher auf den Tisch geknallt. „Dancie und ich hatten eine tolle Kindheit. Viele bezeichneten unsere Mom als Luxusweibchen, na und? Zugegeben, sie ist blond und viel jünger als mein Dad, aber sie ist nicht dumm. Und sie war immer für uns und meinen Dad da. Ganz bestimmt möchte Dancie ihre Kinder nicht von jemand anderem aufziehen lassen, wenn sich das vermeiden lässt.“
    Ohne zu blinzeln, erwiderte Mark seinen Blick. „Du findest also, deine Schwester soll keine Partnerin werden, weil sie irgendwann Kinder bekommt?“
    „Ich will nur vermeiden, dass ich jede Menge mehr Arbeit habe,