Tiffany Extra Band 2 (German Edition)
kaum.
Dieses Mal offensichtlich auch nicht. Seltsam, wie enttäuschend sie das fand.
Piper hatte bemerkt, dass er mit dem Fahrstuhl nach unten fahren wollte. Das bedeutete, er wollte ins Clubhaus , so nannten sie die Büros von „Guys of Texas“, einem magazinähnlichen Internetportal, das Dancies Zwillingsbruder Travis herausgab. Wahrscheinlich war der Blauäugige ein Freund von Travis. Sie ähnelten sich. Beide hatten eine geballte Ladung Selbstsicherheit und das passende gute Aussehen. Typische Frauenmagneten.
Aber wieso nahm er den Fahrstuhl, wenn er nur ein Stockwerk tiefer wollte? War das Humpeln vielleicht doch nicht gespielt?
Am meisten zu schaffen machte ihr die Tatsache, dass sie die Situation nicht einschätzen konnte. Dies war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, ihr Bauchgefühl zu verlieren, mit dem sie Männer beurteilte. Bei dem heutigen Meeting kam es darauf an, dass sie Selbstbewusstsein ausstrahlte und nicht den Überblick verlor.
Denn heute sollte Dancie ein gleichwertiger Partner ihres Vaters und ihres Bruders werden. Diese Teilhaberschaft hätte ihr schon von Anfang an zugestanden.
Piper würde alles tun, was in ihrer Macht stand, damit Dancie dieses Ziel erreichte.
Dann wären Dancie und sie quitt.
Mark hörte, wie der kleine Fahrstuhl sich in dem Schacht bewegte.
Sein Bein pochte. Zugegeben, er hatte es gestern bei der Physiotherapie ein bisschen übertrieben, aber er wollte Travis und sich selbst unbedingt beweisen, dass er wieder hundertprozentig fit war. Daher wollte er auf keinen Fall Aufmerksamkeit auf sein Bein lenken.
Die Frau beobachtete ihn. Anscheinend hatte er sich den Schmerz doch anmerken lassen. Schrieb sie ebenfalls für OMG? Wahrscheinlich für Travis’ Schwester, sonst wäre sie nicht auf der Treppe nach oben gegangen.
Mark verlagerte das Gewicht aufs andere Bein.
Geh schon weiter! drängte er die Frau in Gedanken. Wahrscheinlich hatte sie ihn erkannt und zögerte deshalb. Fragte sie sich gerade, wie sie mit ihm ins Gespräch kommen konnte?
Diesmal taten ihm andere Muskelgruppen weh als sonst. Hatte die Frau ihm die Kniescheibe ausgerenkt oder irgendeine Sehne verletzt?
Der Fahrstuhl kam, und Mark ging hinein, als sei alles in bester Ordnung. Dann lehnte er sich an die Rückwand und umklammerte mit beiden Händen die hüfthohe Querstange. Sein Bein zitterte. Er konnte sich kaum noch aufrecht halten.
Er hatte keine Schmerztablette geschluckt, weil er für das Meeting einen klaren Kopf brauchte. Einerseits musste er zeigen, dass er wieder voll einsatzfähig war, und andererseits wollte er Travis’ Vater überzeugen, ihn zurück an die texanisch-mexikanische Grenze zu schicken. Dort musste er noch eine Story beenden – einen Drogendealer auffliegen lassen – und außerdem hatte er ein Versprechen gegeben, das er halten wollte.
Ratternd schlossen sich die Fahrstuhltüren, und während der langsamen Fahrt nach unten ließ der Schmerz etwas nach. Mark schaffte es, ins Clubhaus zu humpeln, ins Reich der „Guys of Texas“.
Normalerweise hing dort ein halbes Dutzend Kerle herum, die über Männerthemen nachdachten, sich über Sachen unterhielten, die Männer interessierten, und darüber schrieben. Frauen existierten hier nur aus Männersicht. Es ging darum, wie man an sie rankam und was man mit ihnen tat, wenn man sie hatte. Wie lange und wie oft und welche Tricks es gab, um es noch länger und öfter zu tun.
Es würde Mark verrückt machen, wenn er jeden Tag hier arbeiten müsste, aber anscheinend gab es genug Männer, die sich dafür interessierten. Travis Pollard hatte einen schlichten Online-Blog für Studenten zu einem Webportal entwickelt, das OMG eine Menge Geld einbrachte.
Auf der Seite Guys of Texas wurden Marks Hintergrundberichte veröffentlicht, die sich aus seinen Auslandsreportagen für die News-Abteilung von OMG ergaben. In seiner Kolumne ging es um Glamour, Abenteuer, Gefahr, Spannung und Frauen.
Marks Alltag auf seinen Auslandseinsätzen war das, wovon Männer träumten. Er atmete tief aus. Zumindest konnte er dadurch seine Rechnungen bezahlen.
Er hängte sein Jackett an das Horn eines Rinderschädels, der an der Wand prangte, und ging zur Kaffeebar.
„Mark!“ Travis kam auf ihn zugelaufen und stieß ihn mit der Faust gegen die Brust. „Freut mich, dass du zurück bist.“
„Schon klar.“
„Ja.“ Travis rieb sich die Nasenwurzel. „Deine Kolumnen haben uns in den letzten Quartalen sehr gefehlt. Am College unterrichten und sich
Weitere Kostenlose Bücher