Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
bin, rufen sie jeden Sonnabendvormittag bei mir an, zuverlässig wie ein Uhrwerk. Es sind freundliche Gespräche, aber ich weiß genau, dass sie ihre kleine Schwester überwachen wollen.”
“Das kann ich verstehen. Ich habe auch eine jüngere Schwester.”
“Ja, aber würden Sie ein Flugzeug nehmen und quer über den Kontinent fliegen, nur weil Sie glauben, dass irgendein Kerl Ihre Schwester belästigt?”
“Ja, wenn ich das Gefühl hätte, dass sie bedroht wird.” Er sah Rosie kurz an. “Sie sind das Küken der Familie, allein in der großen Stadt. Wenn Sie meine Schwester wären und ich hätte den Eindruck, Sie wären in Schwierigkeiten, könnte mich nichts zurückhalten.”
Nichts. Sie stellte sich Mars vor, wie er mit dem Schwert in der Hand um ihr Leben kämpfte. “Bin ich so etwas wie eine Schwester für Sie?”
“Oh, nein”, sagte er schnell. “Sie sind für mich … etwas sehr Kostbares.”
Kostbar? Ihr Herz schlug schneller, als er ihr wieder dieses unwiderstehliche Lächeln schenkte. Rosie lehnte sich in dem Ledersitz zurück, schloss die Augen und genoss den Rest der Fahrt.
Fünfzehn Minuten später fuhren sie vor dem Apartmentgebäude vor, in dem Rosie wohnte. Es war ein einfacher weiß verputzter Bau, umgeben von einem schmalen Rasenstreifen. Musik dröhnte aus einigen Fenstern, – Rock, Countrymusic. Ein Skateboard rasselte den Bürgersteig hinunter, und eine Frau schrie dem Jungen hinterher, er solle den Müll rausbringen.
“Ich kann hier aussteigen”, sagte Rosie schnell. Plötzlich war es ihr peinlich, in einer solchen Umgebung zu wohnen. Der freundliche, kultivierte Benjamin Taylor lebte sicher in irgendeinem vornehmen Stadtviertel, wo die Bewohner nur klassische Musik hörten und sich nie schreiend über den Abfall unterhielten. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit.
“Ich bring Sie rein.” Ben stellte den Motor ab.
“Ich kann wirklich allein …”
“Nein.” Das kam wie ein Befehl, und Rosie zuckte zusammen und blieb still sitzen. Sie blickte Ben überrascht an. Er sah sie unverwandt an, und plötzlich bemerkte sie, dass er ihre Hand hielt. “Bleib hier”, flüsterte er drängend, “wenigstens noch einen Augenblick.”
“Warum?”
“Ich möchte dich ansehen, möchte bei dir sein. Nur einen Moment.”
Es war verrückt. Da saß sie hier in einem schicken schwarzen BMW direkt vor ihrem schäbigen Apartmenthaus. Als wenn Professor Higgins seinen Wagen in Eliza Doolittles verwahrlostem Viertel parkte. Doch als sie die Leidenschaft in Bens Stimme wahrnahm, war sie nicht mehr die kleine Eliza mit dem Schmutzfleck auf der Nasenspitze. Bei seinem Blick und dem Druck seiner Hand fühlte sie sich wie Eliza, die Lady, kultiviert, elegant und kostbar.
“Rosalind”, flüsterte er, “du bist so schön.”
Er kam näher, und bei dem verwirrenden Duft seines Eau de Cologne hob sie leicht zitternd die Hand und strich Ben sanft über die Lippen. Sie sah ihn an, und in seinen blauen Augen blitzte Begierde auf. Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und zog Rosie näher zu sich heran.
Dann presste er ihr die Lippen auf den Mund, und sie erwiderte seinen Kuss, hastig und begierig wie eine Frau, die lange hatte hungern müssen und nun plötzlich an einem reich gedeckten Tisch sitzt. Sie küsste ihn tief und verlangend, strich dann mit den Lippen über seine Wangen, seinen Hals, lehnte sich schwer atmend zurück und gab sich seinen Liebkosungen hin. Sie stöhnte leise und schloss die Augen. Ihr war, als hätte sie ihr ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet, auf diese Leidenschaft, auf diesen Mann, der die Göttin der Liebe in ihr zum Leben erweckte.
Poch, poch, poch.
“Was ist das?”, murmelte Ben und küsste sie aufs Ohr.
“Mein Herz.”
Poch, poch, poch. Schwankte der Wagen?
Rosie, die die Augen immer noch geschlossen hielt, stöhnte laut auf, als Ben sie plötzlich losließ. “Nicht”, sagte sie und versuchte, ihn festzuhalten.
“Mr Taylor”, rief eine barsche Stimme, “es wird Zeit, dass Rosie ins Haus kommt.”
Rosie fuhr hoch und riss die Augen auf.
Draußen standen ihre vier Brüder und starrten sie an.
9. KAPITEL
Langsam schlug Rosie die Bettdecke zurück. Es wurde wirklich Zeit, dass sie aufstand, auch wenn sie noch todmüde war. Sie hatte die halbe Nacht nicht schlafen können, weil ihre vier Brüder im Nebenzimmer schnarchten, dass sie glaubte, die Wände würden zusammenfallen. Und außerdem war sie auch noch spät ins Bett gekommen, weil
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