Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
Freunde. Sie sah ihn an. Trotz des ganzen Wahnsinns, den sie ihm mit der Polizei aufgehalst hatte, wirkte er immer noch gut gelaunt.
Ihr fiel auf, wie still David war. Du bist ja eine tolle Gesprächspartnerin! dachte sie verärgert. Sie schwor sich, dass sie von jetzt an dafür sorgen würde, weiterhin Davids Aufmerksamkeit zu fesseln und bei einem Vergleich mit seiner Sekretärin gut abzuschneiden.
Verwundert blinzelte sie. Was hatte sie dieser Frau denn vorzuwerfen? Dass sie seit sieben Jahren für ihn arbeitete? Schließlich konnte diese Frau hässlich wie die Nacht sein oder hausbacken und Mutter von drei kleinen Kindern.
Im Moment konnte Emily sich selbst nicht ausstehen. War sie wirklich eifersüchtig auf die Sekretärin dieses Mannes? Wie kam sie bloß auf solche blöden Gedanken?
Ja, gestand sie sich mürrisch ein, ich bin eifersüchtig, denn dieser Mann bedeutet mir eine Menge. Ich wäre auf jede Frau eifersüchtig, die in irgendeiner Weise mit ihm Kontakt hat. Am liebsten würde ich ihm die Sachen vom Leib reißen, ihn überall küssen und streicheln und …
Erstaunt holte sie Luft. Noch nie hatte sie sich solchen Fantasien über einen Mann hingegeben. Aber bei David geschah das ganz von allein. Unauffällig musterte sie das Objekt ihrer Begierde, und als ihr Puls sofort wieder schneller schlug, fasste sie einen Entschluss. Passen Sie auf, Mrs Hopemore, dachte sie, Sie können sich auf etwas gefasst machen.
Aus dem unteren Stockwerk duftete es nach frischem Kaffee. Emily stand im zweiten Stock über dem bekannten Café zusammen mit David, Mr Smith-Hill, Kafka, Rodney und Godzilla. David hatte bereits geklopft, und jetzt warteten sie alle darauf, dass die Tür des Apartments sich öffnete. Und Emily wartete gespannt darauf, Mrs Hopemore zu sehen, den männermordenden Vamp.
David zählte leise vor sich hin: “Siebentausend, achttauschend …”
Die Tür ging auf, und eine alte Lady mit Brille, grauem Haar, viel zu viel Make-up, aber viel zu wenig Kleidung für eine Frau ihres Alters öffnete. Sie war barfuß und hatte schwarze Leggins und ein übergroßes weißes Männerhemd an. In einer Hand hielt sie ein Glas Wein. Prüfend sah sie von einem zum anderen, und anscheinend war sie in keiner Weise überrascht. Aus der Wohnung war eine hitzige Diskussion von jungen Männern zu hören.
Emily, die Rodneys Käfig umklammerte, konnte den Blick nicht von dieser seltsamen Erscheinung abwenden.
Doch offenbar störte Rodney sich daran in keiner Weise. In seiner charmanten Art stieß er einen Pfiff aus. “Gib Küsschen, Süße.”
“Er ist ein Kakadu”, stieß Emily verlegen hervor. “Ein sehr teurer Vogel, den mein Großvater …”
“Das finde ich überhaupt nicht witzig, Mr Sullivan”, unterbrach die kleine alte Lady Emily. “In keiner Weise. Wie an jedem Samstag halte ich den literarischen Abend des Lesekreises ab, und jetzt verpasse ich ihn, weil Sie hier vor meiner Tür stehen mit dieser kleinen Süßen und all diesen Tieren.”
Diese kleine Süße? Soll ich das sein? fragte Emily sich gekränkt.
In diesem Augenblick sah die Dame des Hauses Mr Smith-Hill und betrachtete ihn wohlwollend von Kopf bis Fuß. “Allerdings sehen ‘Sie’ mir etwas manierlicher aus”, stellte sie in sanfterem Tonfall fest, bevor sie David weiter beschimpfte. “Wieso sind Sie nicht in Colorado, Mr Sullivan? Sie haben das Flugzeug verpasst, stimmt’s? Das habe ich mir gleich gedacht.”
“Ich habe das Flugzeug nicht verpasst”, widersprach David sofort. “Ich wurde …”
“Ach, nein? Was haben Sie denn dann gemacht? Sind Sie gleich mit dem nächsten Flieger wieder zurückgekommen?”
David fuhr sich durchs Haar. “Nein, das habe ich nicht. Ich würde niemals …”
“Haben Sie die Strecke zum Flugplatz genommen, die ich Ihnen beschrieben habe? Bestimmt nicht. Und das erklärt dann wohl alles.”
Er wollte protestieren, aber dazu gab ihm der alte Drachen keine Gelegenheit. “Sind diese Leute Anhalter?”
“Nein, das sind sie nicht”, brachte er heraus. “Wir sind hier, weil …”
“Ihre Schwester hat sich entschlossen, doch nicht zu heiraten, habe ich recht? Gut so. Dann erwarte ich Sie nächsten Montag wieder bei der Arbeit.”
“Würden Sie mir bitte einen Moment zuhören, Mrs Hopemore?”, bat David.
Emily hätte vor Erleichterung fast gelacht. Das war Mrs Hopemore? Diese hagere kleine Frau, die wie ein Relikt aus den Fünfzigern gekleidet war? Wegen dieser Frau hatte sie sich solche
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