Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
Haus.
Zuerst sah er sich in der Scheune um. Er nahm nicht an, dort irgendetwas Verdächtiges zu finden, obwohl es nett gewesen wäre, gleich hier auf die achtzig Goldbarren zu stoßen. Es hätte ihm die Sache ziemlich erleichtert. Oder auch nicht, wenn er daran dachte, dass er Melina vor Kurzem noch mit Davey hatte in die Scheune gehen sehen.
Wenn er vor Gericht aussagen musste, hatte Logan keine Wahl, als die Wahrheit zu berichten. Und falls Davey sich vornahm zu lügen und Melina mit hineinzuziehen, konnte es gut sein, dass die Geschworenen dem Kerl glaubten.
Logan hatte nicht vor, dieses Risiko einzugehen. Deshalb musste er Beweise finden. Nicht nur solche, die ausreichten, um Davey zu verhaften. Sondern vor allem solche, die Melina entlasteten.
Nachdem er die Scheune ausgiebig durchsucht hatte, ging er hinüber zu dem kleinen Schuppen. Es war dunkel darin, und Logan wünschte, er hätte eine Taschenlampe dabei. Er klappte die Tür so weit wie möglich auf und legte ein Stück Holz davor, damit sie nicht zufiel.
Drinnen gab es ein paar Säcke mit Hundefutter und an der anderen Wand Strohballen. Das war mehr oder weniger alles. Falls jemand die Goldbarren nicht im Fußboden aus Erde vergraben hatte. Doch das war eigentlich unmöglich, denn der Boden war steinhart gefroren.
Logan hörte ein Scheppern. Er hielt inne und lauschte angestrengt. Noch einmal schepperte es. Er ging langsam zur geöffneten Tür und hielt sich bereit, weil er nicht wusste, was es war.
Im Hof war nichts zu sehen. Kein Schneemobil, kein Hundeschlitten.
Das Geräusch ertönte erneut. Er schaute nach oben. Ohne Vorwarnung ließ sich irgendetwas Haariges, Krallenbewehrtes von der Decke fallen und landete auf seinem Kopf.
“He!” Logan versuchte, das behände Tier zu ergreifen. Es zerrte mit seinen kleinen Krallen an seinen Haaren und zeterte dabei so laut, dass Logan fast das Trommelfell platzte.
Nach ein paar Schrecksekunden begriff er, dass er das Eichhörnchen wahrscheinlich schneller loswurde, wenn er es nicht mehr festhielt.
Er gab es frei.
Es schoss hinauf ins Dachgebälk.
Logan schüttelte sich und fuhr sich durchs Haar. Er fand sich mal wieder viel zu alt für dieses Spiel.
Das Haus war das letzte Gebäude, das er durchsuchen musste. Allerdings war es ein Risiko, es ohne die Erlaubnis seiner Besitzerin zu betreten.
Logan lachte kurz und zynisch. Als ob es weniger Risiko gewesen wäre, mit der mutmaßlichen Freundin des Verbrechers ins Bett zu gehen. Äußerst intelligent. Es machte ihn verwegen. Ein Risiko mehr oder weniger – egal.
Er ging über den Hof und klopfte vernehmlich an die Haustür. “Jeannie?”, rief er. “Sind Sie zu Hause?”
Niemand antwortete. “Wie bitte?”, fragte er laut, als hätte jemand etwas gesagt. “Ich kann Sie nicht gut verstehen. Sagten Sie, ich solle reinkommen?”
Er legte eine Hand auf den Türknauf. “Scheint, als wäre ich eingeladen”, murmelte er und drehte den Knauf. Falls Jeannie ebenso sorglos war wie Melina, war die Tür vermutlich offen.
Der Knauf ließ sich ohne Weiteres drehen. Logan schob die Haustür auf und betrat das kleine Wohnzimmer. Auf dem Fußboden lag ein abgenutzter Teppich. Das Mobiliar stammte wohl aus den Fünfzigerjahren. Logan zog seine Stiefel aus und kam ins Zimmer. Er bemühte sich, keine Spuren zu hinterlassen. Falls er etwas entdecken würde, das auch nur halbwegs verdächtig aussah, konnte er später wiederkommen und das Ganze korrekt durchführen.
Die Küche war aufgeräumt und sauber. Der Raum war nicht ganz so rustikal wie bei Melina, aber der ländliche Charme war unverkennbar.
Er bezweifelte, dass Davey irgendetwas Verdächtiges herumliegen ließ, sodass es seine Großtante finden konnte. Also machte sich Logan auf die Suche nach Daveys Schlafzimmer.
Hinter der ersten geschlossenen Tür fand er zunächst Jeannies Zimmer. Logan betrat es nicht, weil er nicht in Jeannies Privatangelegenheiten herumschnüffeln wollte.
Die zweite Tür wies unten ein großes, sauber ausgesägtes Loch auf. Logan runzelte die Stirn. Was sollte das? Hatte es etwas zu bedeuten? Hatte es etwas mit dem Goldraub zu tun? Er konnte keine Verbindung herstellen. Wozu sollte ein Dieb Goldbarren unter einer Tür durchschieben?
Er drückte die Klinke hinunter und öffnete die Tür. Dahinter lag das Badezimmer. Es gab eine alte, emaillierte Badewanne und eine Toilette. Der Fußboden war mit Linoleum ausgelegt. Ein geblümter Vorhang verdeckte die Sicht in die
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