Tiffany Lieben & Lachen Band 0006 (German Edition)
ruhig.
“Ich würde auf seinen Rat hören”, wandte sich Grave an Gramps. “Es könnte das Geschäft eures Lebens werden.”
Drake spürte, wie Gramps vor Wut zitterte.
“Also”, begann Grave, “hier ist mein Vorschlag. Wir pokern. Fünf Runden. Wer drei Mal gewinnt, ist Sieger.”
“Und bekommt was?”, fragte Drake ruhig.
Grave rollte genüsslich die Zunge im Mund. “Wenn ich gewinne, kriege ich den Diamanten zurück. Und dann verhandeln LuLu und ich darüber, wie sie die sechzig Riesen zurückzahlt …”
“Dreißig”, korrigierte Gramps ihn.
“Sechzig”, beharrte Grave. “Wir verdoppeln den Einsatz.”
“Und wenn ich gewinne?”, wollte Drake wissen.
“Tja, wenn Sie gewinnen …” Grave grinste bösartig. “Dann vergesse ich die Schulden.”
“Und den Diamanten.”
Das Grinsen verschwand. “Der Diamant gehört auf jeden Fall mir.”
“Wir wollten doch den Einsatz verdoppeln. Oder sind Sie etwa kein Spieler?”
Grave stutzte, genau wie Drake es vermutet hatte. Das Spielen lag ihm im Blut. Der Kick eines Spiels war vermutlich verlockender für ihn als Tausend Kätzchen.
“Wenn ich gewinne, fallen die Schulden weg”, erklärte Drake bestimmt. “Außerdem behalte ich den Diamanten und Ihr Buch. Das Letzte ist nicht verhandelbar, weil es LuLus und Gramps einzige Versicherung ist, dass Sie sie in Ruhe lassen werden.”
Graves Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
“Das ist ein guter Deal, Grave”, meinte Drake. “Schlimmstenfalls verlieren Sie den Diamanten und eine kleine Spielschuld. Aber dafür wandern Sie nicht ins Gefängnis, weil die Steuerbehörde niemals erfahren wird, dass Sie sie betrogen haben – natürlich nur, solange Sie Gramps und LuLu in Ruhe lassen.”
Einen Moment herrschte Stille. “Abgemacht.” Graves Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
“Nein!”, bellte Gramps und packte Drakes Arm. “Kein Glücksspiel mehr. Das hat schon genügend Probleme verursacht.” Er sah zu LuLu. “Mein Baby wäre nicht hier, wenn ich nie gespielt hätte.” Er wandte sich wieder an Drake. “Ich bitte dich, mein Junge, tu es nicht. Lern aus meinen Fehlern. Verschwinde. Fahr nach Hause. Ich werde mir schon irgendetwas einfallen lassen …”
“Er hat angenommen”, unterbrach Grave ihn selbstzufrieden. “Wir haben ein Gentleman’s Agreement.”
“Du bist kein Gentleman”, fuhr Gramps ihn an. “Du bist …”
“Leute, das reicht.” Drake trat zwischen die beiden. “Ja, ich habe angenommen. Wenn ich verliere, werde ich mich um die Schulden kümmern.”
Gramps wirkte verblüfft.
Drake senkte die Stimme. “Ich habe Ersparnisse. Für mein Studium.”
“Nein …”
“Doch”, erklärte Drake. “Ich habe mich längst entschieden. Sag LuLu, dass ich sie liebe.”
Gramps Kinn zitterte. “Es tut mir leid …”
Drake umfasste Gramps Arme und flüsterte: “Ich habe es nicht anders verdient, als meine eigenen Worte noch einmal vorgehalten zu bekommen. Es ist keine Art für einen erwachsenen Mann, mit dieser Angst vor dem Elend zu leben. Du hast mir eine wertvolle Lektion erteilt.”
Damit drehte er sich zu Grave um. “Gehen wir.”
Eine Krankenschwester steckte den Kopf in LuLus Zimmer. “Ihr Mann ist hier”, rief sie fröhlich. “Er sagt, er ist in ein paar Minuten bei Ihnen.”
“Mein Mann?”, wiederholte LuLu erstaunt, doch die Schwester war schon fort. Sie drehte den Rollstuhl – man hatte darauf bestanden, dass sie aus dem Krankenhaus fuhr, nicht ging – und sah verwirrt zu Gramps. “Mein Mann?”
“Rudolpho.”
LuLu zupfte an einer Locke. “Du hast doch gesagt, er sei nach L.A. zurückgekehrt.” Plötzlich dämmerte es ihr, und sie verzog das Gesicht.
“Tut die Narbe noch weh?” Sofort war Gramps bei ihr und berührte sanft ihre Schulter.
“Nein.” LuLu tätschelte seine Hand. “Der Mann, der behauptet mein Mann zu sein …” Sie erschauerte. “Es muss Grave sein.”
Gramps stieß einen leisen Fluch aus, bei dem Suzie errötet wäre.
“Er will den Diamanten”, fuhr LuLu nervös fort. “Und sein Geld.” Sie sah zu ihrem Großvater auf, in dessen Gesicht sich tiefe Sorgenfalten gegraben hatten.
“Ich hatte gehofft, dass das geklärt ist”, gestand er.
“Wohl kaum. Schulden verschwinden nicht einfach so.” Ihr Herz pochte angesichts dessen, was sie erwartete. “Früher oder später muss ich mich ihm stellen. Da kann es ebenso gut jetzt geschehen.” Sie trommelte mit den Fingern auf der Lehne des Rollstuhls.
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